Jona 2, V. 2, 3 und 10: Und Jona betete zu dem Herrn seinem Gott im Leibe des Fisches und sprach: Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Bauch der Hölle, und du hörtest meine Stimme. Ich aber will mit Dank opfern; meine Gelübde will ich bezahlen dem Herrn, dass er mir geholfen hat!

„Gebet und Erlösung“, das ist die Überschrift dieses merkwürdigen Kapitels. Aber warum denn erst beten aus der Angst und aus dem Schlunde der Hölle? warum das leidige Sprichwort, dass Not beten lehre? Hätte Jonah nur früher recht gebetet, dann wäre er nicht aufs Meer geflohen vor dem Herrn, dann wäre sein Eigenwille und Halsstarrigkeit vorher gebrochen worden und wäre ganz stille und gehorsam, ohne Murren und Zweifeln gen Ninive gepilgert, wohin sein Gott ihn schickte, und wäre gar nicht erst in die Angst und Hölle hineingeraten. Aber als er nun einmal d'rin steckte und schrie zu dem Herrn, da erbarmte Er sich dennoch und half ihm heraus, dass er Dank opferte und alles Gute gelobte und wollte seine Gelübde bezahlen. Ja, das wollte er! und hernach kam doch wieder das Hadern und Mäkeln wider den guten und gnädigen Willen des Herrn, als die Strafe, die Jonah angedroht hatte, ausblieb. Ach ja, was sind wir doch für verkehrte, halsstarrige, eigensinnige Leute! was machen wir unserem Gott für Mühe und Arbeit! viel ärger ist es mit uns Großen, als mit den lieben Kleinen, die auch schon ihren Eigensinn haben und nicht gut tun wollen und müssen's mit der Rute lernen. Es sehe doch nur ein Jeglicher auf seinen Weg! Meinst Du etwa, dass Du's anders gemacht hättest als Jonah? Die eigenen Wege sind niemals des Herrn Wege; das Fliehen und Weglaufen ist noch immer an der Tagesordnung; und dann wundert man sich noch, wenn's in die Tiefe geht und in Angst und Not. Wir könnten's auch viel besser haben, wenn wir nur bei Zeiten uns ganz dem Willen Gottes überließen. Sitzt man nun aber einmal in der Tiefe, dann nur geschrien. Er kann's doch nicht übers Herz bringen, dass Er uns nicht herauszöge. Wenn wir denn doch umlernen wollten, und nicht bloß alles Gute geloben, sondern auch halten! (Nikolaus Fries)