Hosea 11,1
Andachten
Da Israel jung war, hatte ich ihn lieb, und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten.
Man hat gefragt: Hat jede Schriftstelle nur einen Sinn, oder kann sie einen doppelten und dreifachen haben? Die Frage ist vielleicht nicht recht gestellt; man sollte fragen: Erschöpft der erste Sinn immer eine Schriftstelle, oder hat dieselbe Stelle etwas Weitreichenderes und Reichhaltigeres? Bei der Prophetie ist das sicherlich oft der Fall. Die Stelle hier bei Hosea geht zuerst auf das jüdische Volk, hat aber ihren volleren Sinn erst Matth. 2, 15 erhalten. Christus ist wie des Gesetzes, so der Prophetien Ende; und ein früheres Prophetenwort, wenn es auch in nächster Zukunft erfüllt worden ist, reicht doch oft noch viel weiter hinaus; man denke hier besonders an Daniel und an die Offenbarung Johannis. Es ist nicht eine gezwungene Exegese, wenn Matthäus so oft sagt: Auf dass erfüllt würde. Auch der Verfasser des Hebräerbriefs gibt gar vielen Stellen einen viel weiter reichenden Sinn, als das erste Lesen solcher Stellen oft scheinen lässt. Das Schriftwort hat einen goldenen Boden, und nicht nur das Prophetenwort, oder was zur Typik gehört, auch die schlichtesten historischen Stellen deuten oft weiter, als man anfangs meint. Die Bibel wäre nicht Gottes Wort, wenn Alles so wasserklar und mit der flachen Hand auszuschöpfen wäre. Deutet die Stelle hier bei Hosea, die eine bloße historische Anspielung ist und später in dem Jesuskind völliger erfüllt worden ist, nicht auch auf die geistigen Kinder Gottes, die aus dem Ägypten dieser Welt, oder der Gefangenheit des Sündenzustandes errettet worden sind? Die ganze Geschichte Josephs, führt sie uns nicht ebenfalls, wie von ferne schon, ein in die Geschichte Jesu, ohne gerade eine Weissagung auf Christum zu sein? Öffne mir die Augen, sagt David, damit ich schaue auf die Wunder deines Gesetzes. (Friedrich Lobstein)
Da Israel jung war, hatte ich ihn lieb, und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten.
Man hat gefragt: Hat jede Schriftstelle nur einen Sinn, oder kann sie einen doppelten und dreifachen haben? Die Frage ist vielleicht nicht recht gestellt; man sollte fragen: Erschöpft der erste Sinn immer eine Schriftstelle, oder hat dieselbe Stelle etwas Weitreichenderes und Reichhaltigeres? Bei der Prophetie ist das sicherlich oft der Fall. Die Stelle hier bei Hosea geht zuerst auf das jüdische Volk, hat aber ihren volleren Sinn erst Matth. 2, 15 erhalten. Christus ist wie des Gesetzes, so der Prophetien Ende; und ein früheres Prophetenwort, wenn es auch in nächster Zukunft erfüllt worden ist, reicht doch oft noch viel weiter hinaus; man denke hier besonders an Daniel und an die Offenbarung Johannis. Es ist nicht eine gezwungene Exegese, wenn Matthäus so oft sagt: Auf dass erfüllt würde. Auch der Verfasser des Hebräerbriefs gibt gar vielen Stellen einen viel weiter reichenden Sinn, als das erste Lesen solcher Stellen oft scheinen lässt. Das Schriftwort hat einen goldenen Boden, und nicht nur das Prophetenwort, oder was zur Typik gehört, auch die schlichtesten historischen Stellen deuten oft weiter, als man anfangs meint. Die Bibel wäre nicht Gottes Wort, wenn Alles so wasserklar und mit der flachen Hand auszuschöpfen wäre. Deutet die Stelle hier bei Hosea, die eine bloße historische Anspielung ist und später in dem Jesuskind völliger erfüllt worden ist, nicht auch auf die geistigen Kinder Gottes, die aus dem Ägypten dieser Welt, oder der Gefangenheit des Sündenzustandes errettet worden sind? Die ganze Geschichte Josephs, führt sie uns nicht ebenfalls, wie von ferne schon, ein in die Geschichte Jesu, ohne gerade eine Weissagung auf Christum zu sein? Öffne mir die Augen, sagt David, damit ich schaue auf die Wunder deines Gesetzes. (Friedrich Lobstein)