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Daniel 9,23

Daniel 9,23

Andachten

“Da du anfingst zu beten, ging dieser Befehl aus; und ich komme darum, dass ich dir's anzeige. Denn du bist lieb und wert.“

Der Prophet Daniel hatte ein ernstliches Gebet zu Gott gerichtet, dass doch Israel möchte wieder nach dem Gelobten Lande zurückkehren dürfen, um von neuem einen jüdischen Staat zu gründen. Er demütigte sich sehr, indem er seine und seines Volkes Sünden bußfertig bekannte. Er musste aber mehrere Tage, längere Zeit fortbeten, ohne eine Wirkung seines Gebetes zu verspüren. Und endlich wurde ihm ein Engel Gottes gesandt, der mit den Worten kam: „Da du anfingst zu beten, ging ein Befehl aus.“

Also gleich mit dem Anfang seines Gebets wurde er erhört, obwohl die Ankunft des Engels erst jetzt erfolgte. Dies hat seinen Grund gehabt in besonderen eigenartigen Widerständen, die vonseiten der Finsternis gemacht wurden. Solche konnten ja damals leichter gemacht werden, ehe Christus, unser HErr, die Macht der Finsternis gebrochen hatte. So gab's gleichsam Verzug zwischen dem Himmel und Daniel; aber doch war schon der Anfang des Gebets dem HErrn wohlgefällig.

Auch wir müssen oft lange beten, bis wir merken, dass der HErr Sein Ohr darauf richtet. Der Feind ist wohl überwunden; aber dass er wieder Schwingen bekommen hat, können wir wohl merken. Er ist noch zu überwinden, bis er ganz aus dem Mittel getan ist. Deswegen wissen wir auch vom Heiland, dass Er herrscht und, zur Rechten Gottes sitzend, mit allen Mächten der Finsternis streitet, bis Er sie alle unter Seine Füße gebracht hat. Darum mag's auch bei uns, wenn wir beten, Widerstände geben, verborgene, geheimnisvolle Widerstände, um derentwillen wir Geduld haben müssen. Es muss ohnehin oft, wenn wir um etwas bitten, vieles vorher durch die Macht des HErrn weggeräumt werden. Wir müssen also oft warten. Wir wissen ja nicht, wieviel noch im Wege steht, das zuvor beseitigt werden muss! Erst dann kann es an das kommen, was wir wünschen und begehren.

So erscheint auch der Engel dem Daniel nur um ihm zu sagen: „Ich komme darum, dass ich dir's anzeige“; er sagt nicht: „…, dass ich's schon vollführe“. Einstweilen wird's ihm nur angezeigt, dass sein Gebet erhört sei. Und Daniel muss noch weiter Geduld haben!

Von großer Wichtigkeit ist's, dass wir's fest glauben: Wenn wir beten, wird es gehört und beginnt sogleich die Erhörung - auch wenn wir die Wirkung der Erhörung nicht sehen! Diese kann schon längere Zeit angefangen haben, ohne dass wir's merken. Darum müssen wir ruhig und getrost sein - und nicht gleich so verzweifelt tun, wenn es uns nicht so bald fühlbar wird!

Zusatz „Der liebenswerte Beter“

Beachten wir auch die Worte des Spruchs: „Denn du bist lieb und wert“! So, denkst du, möchte der HErr nicht gerade zu jedem Beter sagen können! Aber verzage deshalb nicht, wenn du dich auch nicht einem Daniel gleichstellen kannst. Warum ist Daniel dem HErrn lieb und wert? Gewiss schon darum, weil er betet und seine und seines Volkes Anliegen mit dem Glauben an Gottes Zusage vor Gott bringt. Wer du auch seist: wenn du nur betest, so fängst du schon an, dem HErrn lieb und wert zu werden. Freilich, wenn du eigenwillig, anmaßend, selbstgerecht und darum anspruchsvoll betest, ist's nicht das rechte Gebet! Und das möchte einstweilen überhört werden, weil du so dem HErrn noch nicht lieb und wert wirst. Aber Daniel demütigte sich und bekannte vor allem im Gebet seine und seines Volkes Sünde. Nur mit einem solchen Gebet ist er dem HErrn lieb und wert.

Indessen ist's doch auch ein Gewöhnliches bei uns, dass in dem Augenblick, da ein Mensch anfängt zu beten und seine Knie zu beugen - besonders dann, wenn er's vorher nicht gewohnt war -, auch etwas von Buße bei ihm einkehrt und von kindlicher Unterwerfung und kindlichem Vertrauen zu Gott. So kann jeder Beter leicht dem HErrn lieb und wert werden. Das aber ist auch zu bedenken, dass deine Sünden dem HErrn eine Hinderung sind und Er um ihretwillen dich's nicht so schnell fühlen lassen kann, dass Er dich höre. Denn mit der Sünde hast du dem Verkläger ein Recht gegeben; und so muss auch des Verklägers Mund zuvor gestopft werden. Das erfordert einen Kampf, wie auch bei Daniel ein Kampf mit dem Fürsten der Finsternis nötig war - eben um der vorgelaufenen Sünden des Volkes willen. Das aber darfst du glauben, dass dein Heiland gleich den Kampf auf sich nimmt, wenn du recht betest. Habe also Vertrauen und Geduld und warte getrost! Unterdessen übe dich, durch Buße und Glauben dem Heiland immer lieber und werter zu werden. Denn dann wird er schneller mit deinen verderbten Sachen fertig, um dir endlich die Hilfe nahezubringen.

Einen Engel nun freilich dürfen wir nicht erwarten, wenigstens keinen sichtbaren. Der kam freilich nur dann, wenn es sich um etwas Großes handelte wie bei Daniel. Denn da hing doch alles davon ab, dass der jüdische Staat wiederhergestellt werde, in welchem noch Christus geboren werden sollte. Da ist es begreiflich, dass ein Engel kam. So wichtig aber werden deine Gebetsanliegen so bald nicht sein! Aber auch sonst kommt vorderhand kein Engel mehr. Jedoch kommt stattdessen ein Wehen des Heiligen Geistes, ein sanftes Säuseln von Ihm ins Herz hinein. Dann kann's dir wohl werden, als wäre nicht nur ein Engel, sondern dein Heiland selber bei dir! Sorge nur recht dafür, dass du Ihm lieb und wert wirst und immer lieber und werter, dann brauchst du fürs weitere nicht mehr zu sorgen! Lieb und wert zu werden, dahin kannst du's durch Seine Gnade bringen! (Christoph Blumhardt)

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