Klagelieder 3,27
Andachten
Es ist ein köstliches Ding einem Manne, dass er das Joch in seiner Jugend trage.
Dies ist so gut wie eine Verheißung. Es ist gut für mich gewesen, ist gut und wird gut sein, das Joch zu tragen.
Früh im Leben hatte ich das Gewicht des Sündenbewußtseins zu fühlen, und stets seitdem hat es sich als eine die Seele bereichernde Bürde erwiesen. Würde ich das Evangelium so sehr geliebt haben, wenn ich nicht durch die tiefe Erfahrung die Notwendigkeit der Errettung aus Gnaden gelernt hätte? Jabez war herrlicher denn seine Brüder, weil seine Mutter ihn mit Kummer geboren hatte, und die, welche viel leiden, während sie für Gott geboren werden, haben starken Glauben an die unumschränkte Gnade.
Das Joch des Tadels ist ein lästiges, aber es bereitet einen Mann für künftige Ehre vor. Wer nicht die Spießruten der Verachtung gelaufen ist, taugt nicht zum Führer. Das Lob berauscht, wenn nicht Schmähungen vorhergegangen sind. Menschen, die ohne Kampf eine Höhe erreichen, fallen gewöhnlich in Unehre.
Das Joch der Trübsal, der getäuschten Hoffnungen oder übermäßiger Arbeit darf durchaus nicht gesucht werden, aber wenn der Herr es uns in der Jugend auferlegt, dient es häufig zur Entwicklung eines Charakters, der Gott Ehre und der Gemeinde Segen bringt.
Komm, meine Seele, beuge deinen Nacken; nimm dein Kreuz auf dich. Es war gut für dich, als du jung warst, es wird dir jetzt nicht schaden. Um Jesu willen, schultere es fröhlich. (Charles Haddon Spurgeon)
Es ist ein köstlich Ding einem Manne, dass er das Joch in seiner Jugend trage.
Wem ist ein Foch köstlich? Nicht einmal dem Ochsen; viel weniger der Jugend. Die Jugend entwickelt sich gerne frei, ungebunden, schrankenlos. Man sieht aber täglich, was herauskommt bei der Ungebundenheit. Wie selbstherrlich, frech und genusssüchtig ist die heutige Jugend vielfach! Zuchtlosigkeit in der Jugend ist der Weg, für sich und Andere eine Rute zu werden. Ist man selber älter geworden, so unterschreibt man obiges Wort von ganzem Herzen und dankt für das Joch, das man in seiner Jugend getragen hat. Zu diesem Joch gehört vor Allem Gehorsam. Wäre der Gehorsam eine selbstverständliche Pflanze des natürlichen Herzens, so könnte man mit Befremden fragen: ist denn Gehorsam ein Joch? Wer aus der Kinderstube heraus redet, der weiß wohl, wie schwer oft der Gehorsam der Jugend wird; aber sie muss gehorchen lernen, bis der Gehorsam nicht mehr drückend ist. Wer den Erziehern nicht gehorchen lernt, wird auch dem lieben Gott viel Not machen, und es schwer büßen müssen. Wer nie gehorchen lernt, lernt nie befehlen, und es wird aus ihm für Zeit und Ewigkeit nichts. Weiter gehört zu dem Joch, das man in der Jugend tragen lernen soll, der Fleiß. Es ist ein Unterschied zwischen Kindern; manche sind von sich aus fleißig, Andere nicht. Letzteren ist es überaus süß, ihre Aufgaben nicht zu machen, und ihren jugendlichen Gelüsten nachgehen zu können. Wehe den Kindern, die nicht arbeiten und die Zeit nicht schätzen lernen! Ihr Leben wird ein verfehltes werden. Das Joch der Arbeit als Segen tragen lernen ist sehr nötig für die Jugend; es ihr nicht auflegen ist die größte Unbarmherzigkeit. Auch Selbstverleugnung gehört zum Joch der Jugend. Selbstsucht im Nehmen, das größte und beste Stück haben wollen, ist der Jugend eigen. Durch Selbstverleugnung muss sie geben, dienen und lieben lernen. Wer sich nicht selbstverleugnen lernt in der Jugend, bekommt es schwer durch das ganze Leben und wird sich und Anderen zur Last. Einfachheit und Genügsamkeit gehören zum Joch der Jugend. Eitelkeit und Genusssucht stecken tief im Herzen. Wer diese zwei Feinde nicht fliehen lernt, ist sein eigener Feind. Ordnung gehört zum Joch der Jugend; wer sie nicht lernt, hat es sein Leben lang zu büßen. Binde dieses Joch der Jugend fest auf; aber unterlege es mit Liebe, damit der Nacken nicht wund wird.
Herr! wie ungeschickt sind wir in der Kindererziehung! hilf Du uns. Amen. (Elias Schrenk)