Züchtige mich, Herr, mit Maß und nicht in deinem Grimm, auf dass du mich nicht aufreibst.
Alle, die der Herr liebt, will er durch die Zucht seines Geistes überweisen von der Unhaltbarkeit ihres gegenwärtigen Standes. Dadurch will der Herzenskündiger die Seinen zum Fleiß und Eifer im Geschäft der Selbstbesserung bewegen. Und das ist ein großes Liebeswerk von Seiten unseres Herrn. Denn wenn Einer in einem festen und süßen Schlaf liegt, und es ist Feuer im Haus oder gar im Zimmer, und er wäre in Gefahr umzukommen, ohne zu wissen, wie es ihm ginge, und es wollte sodann ein Anderer ihn wecken und mit Gewalt aus dem Feuer reißen, und ein Dritter wollte sagen: ei er schläft so sanft, du musst ihn nicht aufwecken und ihn nicht erschrecken, er dauert mich! wäre das ein Werk der Liebe und Barmherzigkeit? Und doch wollen diese Herren Sünder immer haben, dass man ihnen ihre Ruhe und Sicherheit nicht stören solle. Wir aber wollen den Heiland bitten, dass er unserer nicht schone, und wenn wir uns seiner Züchtigung und Überweisung entziehen wollten, dass er dennoch fortfahre. (J. A. Bengel.)