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Jesaja 50,4

Jesaja 50,4

Andachten

“Er weckt mich alle Morgen, Er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie ein Jünger.

Unser Spruch fängt mit den Worten an: hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.“ Es ist so gesprochen, dass man dabei denken kann, es sei eigentlich von dem sonst erwähnten Knecht des HErrn, dem zukünftigen Christus, die Rede, dem die gelehrte Zunge gegeben, und dem alle Morgen das Ohr geweckt werde. Wenigstens berechtigt das Nachfolgende dazu, wenn derselbe, der sich in obigem Spruch als Jünger anschickt, von seinem Gehorsam redet, und sagt: „Ich hielt meinen Rücken denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften; mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ Doch ist‘s auch wieder so gesprochen, dass es der Prophet und jeder Lehrer, ja jetzt jeder Christ, für sich beherzigen kann, indem wir immerhin im Verkehr mit Elenden und Müden einer gelehrten Zunge bedürfen.

Da fragt sich aber dann, von wem gelehrt? Denn es gibt eine Gelehrsamkeit von oben, und eine andere von der Welt her. Die Letztere weiß mit den Müden nicht zu reden, weiß nur verlangende Seelen zu verwirren. Hier ist aber des Propheten Zunge darum gelehrt und geschickt, richtig zu reden, weil er’s alle Morgen vom HErrn bekommt, da er dann recht aufmerksam ist, es ja gut aufzufassen, wie’s der HErr meint. Ganz Schüler ist er dabei, der nicht etwa drein reden und es besser wissen will, sondern demütig und gehorsam nur hört, sich selbst und seinem Wissen misstrauend. Was er aber hört, hört er ohne Worte, ohne hörbaren Laut durch den Geist Gottes, der sich ihm vernehmlich macht.

Wohl dem, mit dem der Geist Gottes alle Morgen so reden kann! Es kommt aber darauf an, dass man sich dazu richte, und mit sehnsüchtigem Blick nach oben gleichsam lausche. Wenn man innerlich sich sammelt, so hört und vernimmt man bald etwas; ist man aber träge und gleichgiltig, und lässt man sich schnell von andern Gedanken einnehmen, so ist‘s für diesmal verspielt.

Zusatz: Es ist nämlich wohl zu merken, dass immer auch andere Stimmen da sind, die Einem geschwind etwas ins Ohr raunen wollen. Wie der Geist Gottes reden will, so auch der Feind, und je nachdem man sich anschickt, wird die eine oder andere Stimme vernehmlicher. Wie übel aber ist’s, wenn man sich gleich beim Erwachen vom Teufel etwas eingeben lässt! Man nehme sich wohl in Acht! Es ist deswegen eine gar gute Sitte, wenn man sich’s angewöhnt, gleich ein geistliches Wort zu denken oder zu reden, wie man bei uns häufig betet: „Das walte Gott der Vater, der Sohn und der heilige Geist!“ Wenn so etwas mit einigem Ernst gedacht, oder besser, gesprochen wird, so ruft man damit den HErrn her, dass Er etwas sagen solle. So kann es geschehen, dass man oft über etwas, mit dem man gerade viel Geschäft oder Sorge hat, einen guten Gedanken bekommt, bei und nach dem Erwachen. Der HErr gebe, dass wir’s lernen, alle Tage Seine Schüler zu sein! Da wären wir gutgezogene Kinder, die dann auch recht gut weiter zu bringen sind, in bösen und guten Zeiten. (Christoph Blumhardt)


Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie ein Jünger. Der Herr Herr hat mir das Ohr geöffnet und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück.

Was ist bei uns jeden Morgen das Wichtigste? Ein für Gott offenes Ohr. Wie leicht kann ein körperliches Gebrechen, das auch am Morgen müde und matt macht, oder viel Arbeit, die vor Einem liegt, oder Unangenehmes, das unserer wartet, ein Hindernis sein, am Morgen zuerst auf Gott und sein Wort zu hören, ihn mit uns reden zu lassen, ehe wir reden, oder irgendetwas in die Hand nehmen. Nicht nur für den betreffenden Tag, sondern für unsere ganze Gemeinschaft mit Gott, für unsere Heiligung ist es von der allergrößten Bedeutung, dass wir jeden Morgen ein offenes Ohr haben für die Stimme des Herrn, uns von ihm weisen, Herz und Sinn von ihm stimmen zu lassen. Obige Worte redet der Heilige Geist in Beziehung auf unsern Heiland; sie lassen uns einen Blick tun in sein inneres Leben. Der Vater hat ihm jeden Morgen das Ohr geweckt; es war für ihn täglich das Erste, nach oben zu schauen und auf den Vater zu hören. Sein Reden mit dem Vater ist also nicht das Erste gewesen, sondern sein Hören auf den Vater. Alles musste schweigen in ihm und um ihn her; nur eine Stimme wollte er in der Morgenstille hören: des Vaters. Da richtete er Auge und Ohr auf den Vater für den ganzen Tag, und war auch dann gehorsam, als es galt den Todeskelch zu trinken, er wich nicht zurück. Das sind wichtige Winke für die Nachfolge Jesu; sie führen in das Heiligtum und zeigen uns, wo die Quelle unserer Kraft, das Vermögen zum Wachen und Beten zu finden ist, wie wir es lernen in der Gegenwart Gottes zu wandeln. Wie viele Klagen über Zerstreuung und über Schwachheit hört man! Ein großer Teil derselben würde sofort verstummen, wenn diese heilige Weise des Heilandes jeden Morgen die unsere wäre. Machen wir sie zu der unsern; der Herr helfe uns dazu!

Heiliger Jesu! Du weißt, wie viel ich versäumt habe in mancher Morgenstunde. Erbarme Dich meiner und stärke in mir das Verlangen, schon beim Erwachen unverrückt in Dir zu sein und den ganzen Tag in Dir zu bleiben. Amen. (Elias Schrenk)


Der Herr Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden.

Von unserem sanftmütigen und von Herzen demütigen Heiland sagt schon Jesajas in Kap. 42,2.3: Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen. Ja, unser Heiland hat mit den Müden und Elenden freundlich und tröstlich geredet und hat sie erquickt. Alle, die zu ihm kamen haben bei ihm Trost und Hilfe gefunden. Wie viele Elende und Müde gibt es nicht in dieser argen Welt! Für diese braucht der Herr Jünger, denen Er seine Zunge geben kann, die reden können, wie er. Wer ist hierzu tüchtig? Wie lernen wir solches Reden? Wir lernen mit den Müden nur dann mit Jüngerzungen reden, wenn der Herr zuerst mit uns, als mit Müden hat reden können. Wie lange muss der Heiland oft warten, bis wir recht müde geworden sind, bis unsere eigene Kraft gebrochen ist, und wir zugleich so gedemütigt sind, dass wir froh, herzlich froh sind, wenn er das müde, trostbedürftige Herz erquickt, und wir bei ihm Ruhe finden. Solche Menschen, die selber müde gewesen sind, die elend am Wege lagen, und von dem barmherzigen Samariter aufgehoben und getröstet wurden, bekommen, wie der Prophet wörtlich sagt, eine Jüngerzunge, mit den Müden zu rechter Zeit erquicklich zu reden, von dem, was der Herr an ihnen getan hat. Getröstete können trösten; Erquickte können erquicken; Gebeugte können sich freundlich neigen zu denen, die im Staub liegen. Wie bald merken es die Müden, wenn man aus Erfahrung zu ihnen redet! Wie leicht ist man hart, redet von oben herab und verletzt, stößt zurück! Wie wichtig ist schon der rechte Ton! Nur Jesu Geist kann uns die rechte Zunge, die rechten Worte und den rechten Ton geben.

Herr Jesu! Wo ich nicht sanftmütig, demütig und freundlich gewesen bin, da vergib mir. Gib mir ein Jüngerherz und eine Jüngerzunge zu reden wie Du. Amen. (Elias Schrenk)

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