Ihr Übertreter, geht in eure Herzen.
Es gibt nichts Nötigeres, als dass der Mensch, dem das Heil seiner Seele lieb ist, in sein Herz gehe und den Gräuel beschaue, welcher darin verborgen ist. Wir sind von Natur geneigt, aus Neugierde alles zu wissen und zu erforschen; aber eins der nötigsten und nützlichen Dinge verlangen wir selten zu erfahren, nämlich wie es in dem innersten Grunde unseres bösen Herzens steht. Unser eigenes Gewissen sagt uns dasselbe zwar schon einigermaßen ohne große Nachforschung, jedoch hält uns insgemein die Selbstliebe ab, in dieser Erkenntnis fortzufahren; daher schieben wir es immerfort von einer Zeit bis zu der andern auf. Nichtsdestoweniger ist es gewiss, dass derjenige, welcher zu Gott kommen will, zuvor in sein eigenes Herz gehen muss; denn wenn er das darin befindliche Elend noch nicht erkennt, so trägt er auch noch kein rechtes Verlangen, sich in Neue und Buße zu demjeni gen zu wenden, welcher ihn von seinem innerlichen Elende befreien kann. Wer eine Sache genau beschauen will, der macht sich so nahe zu derselben, als es ihm nur immer möglich ist, und er betrachtet sie von Stück zu Stück. Willst du wissen, wie dein Herz beschaffen ist, so musst du nicht nur das allgemeine Verderben betrachten, welches das ganze menschliche Geschlecht durch den Sündenfall betroffen hat, sondern du musst auch einen Gräuel nach dem andern besichtigen, welcher in deinem Herzen verborgen ist. Alsdann wird es dir nicht genug sein, dass du sagst: ich bin ein Sünder wie alle andere Menschen, sondern du wirst mit Mund und Herzen bekennen, dass du der allergrößte Sünder unter allen Menschen seiest. (unbekannt)