Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Jesaja » Jesaja 38,17
Zuletzt angesehen: Jesaja 38,17

Jesaja 38,17

Jesaja 38,17

Andachten

Siehe, um Trost war mir sehr bange.
Viel Finsternis bedeckt die Erde. Und aus der Finsternis dringen Jammertöne in die Höhe. Da seufzt eine Seele wegen ganz besonderen Satansbanden; sie hat viel zu leiden unter der Macht des Bösen. Dort ringt ein junger Mann unter der Last seiner Sünden. Freiheit, Reinheit, Vergebung, Gnade sucht er. Unzählige liegen krank danieder, ihre Leibeshütte will zusammenbrechen und bricht doch nicht; so bringen sie ihr Leben mit Seufzen und Schmerzen zu. „Ach, Herr, wie lange?“ Die Not ist groß unter der Sonne, die äußere und die innere, die leibliche und die geistige. Wer wüsste nicht davon zu sagen? Aus unserem Elend heraus schreien wir zu Gott. Aber der Himmel scheint zuweilen lange Zeit verschlossen zu sein, keine Antwort wird uns zuteil, alles bleibt beim alten -, und die Feinde spotten unser. „Siehe, um Trost war mir sehr bange“ hörten wir mehr als einen seufzen. Aber auf einmal regt sich der Herr, hört und erhört die Gebete. O, wie das wohl tut, wenn von oben her die Hilfe kommt! In die Finsternis hinein ruft der Herr: „Mache dich auf, werde licht!“ Er vergisst uns nicht, warten müssen wir; wenn aber Seine Zeit gekommen ist, greift Er ein. Dann fühlen wir uns wie neu belebt. Vielleicht hatten wir nie gedacht, dass wir noch einmal davonkämen, aller Mut war schon geschwunden, jeder Hoffnungsfunke schien erloschen. Auf einen Schlag kann alles anders werden, das Machtwort des Herrn vermag das Eis in den Herzen zu brechen. Er nimmt sich unserer Seelen herzlich an. Heute freuen wir uns in Hoffnung, einst aber werden wir leuchten und vor gutem Mute jauchzen. (Markus Hauser)


Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünde hinter dich zurück.
Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich.
(Jesaja 44,22) Wem bange wird über seine Sünden, dem sei diese Bangigkeit ein Pfand, dass der Herr und sein Heil ihm so nahe als die Bangigkeit stehe; denn er ist in der Bangigkeit, er erwecket sie, er unterhält sie, sonst würde uns wohl hier über unsere Sünden nie bange werden. Der dich nun bange macht, wird dich auch froh und selig machen; denn als ein weiser und guter Arzt verwundet er, um zu heilen, schneidet in die Wunde nur, um gesund und froh zu machen. Er schickt zuerst Trostlosigkeit oder Trostbedürftigkeit ins Herz, um den Trost nachschicken zu können, um Aufnahme zu finden. Aber wenn die trostlose, bange Seele zu ihm schreit, auf ihn traut: o dann kommt er mit Trost und mit seinem freundlichen Angesicht und vor ihm und seinem Gnadenworte, mit dem er vor die tränenden Augen der bangen Seele tritt, schwinden die Sünden, die Anklagen des Gewissens, die Schrecken des Gerichtes, wie die Nebel vor der Sonne, wie die Wolken, wenn sie der Wind jagt. Dann wird der trübe Himmel der Seele hell und heiter, dann lacht die Sonne in dein Herz, dann legt er dir Lobpsalmen in deinen Mund, dass du ihm wie alle, die er rettete, das Zeugnis geben musst: Er hat dich meiner Seele herzlich angenommen. Bleibe dann nur in dieser Herzlichen Gnade und fahre säuberlich mit ihr. So sehr sie dich erfreut, so treu brauche und bewahre sie; sonst tritt die Sünde, die Gott weit hinter sich geworfen, wieder hervor und nimmt von dir Besitz mit siebenfach verstärkter Kraft. (Johannes Evangelista Gossner)


Du hast Dich meiner Seele herzlich angenommen.
In einem alten Passionslied heißt es: „Was Er ausgestanden, Das hat verdienet meine Seel.“ Das gibt uns zu der Erinnerung Anlass, dass wir unsere Schlechtigkeit nicht allein in der Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit, sondern auch in unserer Seele zu suchen haben. Der Mensch hat eine leichtsinnige Seele. Wenn wir Adam und Eva gewesen wären und zu der Zeit gelebt hätten, wir hättens just so gemacht, wo nicht noch schlechter. Er kennt das arme Gemächte und weiß viele Dinge in der Seele, die, wenn man auch manches andere entschuldigen wollte, doch nicht entschuldigt werden können. Wenn man seiner Seele nachgeht, es tief sucht und ihr genau ist, so wird man zu hundert Dingen den Schlüssel finden und immer Sachen an seiner eigenen Seele gewahr werden, die nicht entschuldigt werden können. Wir sollen also unsere Seele und Leib lieb haben um Seinetwillen, aber niemals für unschuldig halten, sondern immer denken: „Ist etwas Guts am Leben mein, So ist es wahrlich lauter Dein.“ Nun ob wir gleich an Seinem Leiden schuld sind, so hat er uns doch erstaunlich lieb und die nächste Ursache dazu ist Sein Verdienst und Leiden selber! Amen. (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf.)


Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück. \
Dies Wort des Propheten stellt uns den Lebensgang des Christen in seinen Grundzügen vor Augen; aus der Tiefe in die Höhe und dann wieder in die Tiefe, bis wir endlich auf jener Höhe angelangt sind, von wo es in Ewigkeit nicht mehr hinabgeht. Wir müssen durch viel Trübsal ins Reich Gottes gehen, das ist ein Grundgesetz des christlichen Lebens, wie es die heilige Schrift in unzähligen Aussprüchen uns einprägen will; das Vorbild unseres Heilandes offenbart es uns mit unwidersprechlicher Klarheit: durchs Kreuz zur Krone, an allen Gottesmännern der heiligen Geschichte sehen wir dasselbe Grundgesetz sich durchsetzen, das Zeugnis jedes Jüngers Christi von den Führungen Gottes in seinem Leben sagt es uns: siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen. Wir wissen es, dass solches der Rat des Herrn mit den Seinigen ist. Wenn aber die Trübsal über uns kommt, wenn wir aus eigenster Erfahrung seufzen müssen: siehe, um Trost ist mir sehr bange, dann will unser zagendes Herz sich nicht finden in die Wege Gottes, dann dünkt sein Rat uns sehr wunderlich, dann ist das Herz für den Trost des Herrn oft so unempfänglich und, ob wir auch aus der Trübsal wieder hinausgeführt werden, wir gelangen doch nicht auf die Höhe, wo es heißt: du hast dich meiner Seele herzlich angenommen.

Wie kommen wir dazu, in dem Leiden dieser Zeit auch die tröstliche Hälfte des Prophetenwortes an uns zu erfahren? Da gilt es vor Allem im Glauben festzuhalten, dass wir geleitet werden von dem Rat des Gottes, der die Liebe ist und der immer Friedensgedanken mit uns hat, dass es sein Rat ist, der uns in die Tiefe führt. Gerade auch die Epiphanias-Zeit, in welcher wir jetzt stehen, will uns daran erinnern, dass unsere Wege nach seinem Gnadenrate bestimmt sind. Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes, das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit, das ist der Grundton der Predigt in der Epiphanias-Zeit; wie Gottes Gnade in Christo erschienen ist, wie diese Gnade in Christo vor den Menschen, an ihnen, in ihnen und durch sie erscheint, das wird uns in dieser Zeit allsonntäglich verkündet. Schaue im Glauben auf Ihn hin, in welchem Gott erscheint als der, der sich herab zum Sünder neigt, und es wird Dir zur Gewissheit werden: sein Rat ist wunderbar, aber er führt es herrlich hinaus, mitten unter der Klage: siehe, um Trost ist mir sehr bange, wird sich im Herzen etwas von der tröstlichen Zuversicht regen: du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen. Hierbei ist aber eins zu bedenken; damit wir im Glauben auf den hinschauen könnten, in dem Gott sich herab zum Sünder neigt, müssen wir uns unter die Sünder zu rechnen wissen. Darauf zielen zunächst die uns wunderlich dünkenden Führungen des Herrn; er führt uns in allerlei Trübsal, um uns durch die Not in eine noch größere Tiefe zu führen. Das ist die Tiefe, wo das Herz unter dem Ernst des Lebens anfängt, seiner Sünden zu gedenken, wo das Gewissen erwacht und uns treibt, unsere Übertretungen dem Herrn zu bekennen, wo ein Druck auf dem Gemüt liegt, dass man sagen möchte: meine Sünden gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last, sind sie mir zu schwer geworden. Lassen wir uns in solche Tiefe führen, weigern wir uns nicht der göttlichen Traurigkeit, die der Herr auch durch das äußere Kreuz in uns wirken oder mehren will, dann wird das Klagewort: „siehe, um Trost ist mir sehr bange“, in unserem Munde zu einem Bußworte, einem Beichtgebete, und wir sind auf dem Wege aus der Tiefe in die Höhe, wo wir es erfahren sollen: du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück. Der, in dem erschienen ist die Liebe des Vaters, kann sich nicht verleugnen, er muss seine Verheißung für die Mühseligen und Beladenen wahr machen: ich will euch erquicken. Nicht mit äußerer Hilfe wird er zunächst hervortreten, sondern er wird erhören das Beichtgebet, er wird sprechen: deine Sünden sind dir vergeben, und wir werden im Glauben auf ihn hinschauen können mit dem Bekenntnis: mein Herr und mein Gott, der mir alle Sünden vergibt und heilt alle meine Gebrechen. Dann aber ist diese seine Erscheinung in sündenvergebender Gnade uns eine Bürgschaft dafür: der Herr wird mich erlösen von allem Übel und aushelfen zu seinem himmlischen Reich. Auch hier auf Erden werden. wir, die wir die Erscheinung des Sünderheilands lieb haben, seine Hilfe, seinen Segen, seine rettende Hand spüren, aber wir müssen doch auf dem schmalen Wege weiter wandern, von der Höhe geht es doch wieder in die Tiefe hinab und zuletzt in die dunkelste Tiefe, in den Todeskampf. Wenn wir aber im Leben gelernt haben, in bußfertigem Glauben die Erlösung zu suchen, welche sich gründet auf Vergebung der Sünden, so werden wir auch in jener letzten Tiefe nicht verzagen und durchdringen zu dem seligen Ziel, wo wir auf unser ganzes Erdenleben zurückblickend, werden dankend bekennen müssen: du hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe. Aber auch dort am Ziel wird, wie hier auf Erden, die seligste Freude und das köstliche Erbteil darin bestehen, dass wir werden sagen dürfen: Du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück. (Thomas Girgensohn)


„Du wirfst meine Sünde“ rc. Dies ist eine entlehnte Sprachweise, hergenommen von den Menschen, welche die Gewohnheit hatten, Dinge hinter sich zu werfen, die sie nicht mehr sehen noch beachten mochten, deren sie nicht mehr gedenken wollten. Ein begnadigter Sünder hat seine Schuld stets vor Augen: „Ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir;“ kein Wunder deshalb, wenn der Herr sie hinter sich zurück wirft. Wie ein Vater bald die Fehler hinter sich wirft, deren das Kind gedenkt und die es stets vor Augen hat, so tut auch der geistliche Vater. Thomas Brooks.

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/23/jesaja_38_17.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain