Psalm 89,1
Andachten
Liebster Herr Jesu, ich habe Dich am Anfange dieser stillen und großen Woche um ein stilles Herz gebeten; nun bitte ich Dich auch am Schlusse derselben bei Deinem Grabe: gib mir Gnade, dass ich meine Seele setzen und stillen könne. Dein Tod am Kreuze hat Alles unter Deinen Freunden und Feinden stille gemacht, was zuvor voll Unruhe war. Alle, die dabei waren, fühlten Deine Macht in Deinem Tode, Du Kraft des Höchsten. Deine Feinde sind erschreckt und bestürzt, das lärmende Volk wendet wieder um; Maria, Deine Mutter, durch deren Seele bei Deinem Kreuze das scharfe Schwerdt drang, und Deine Jünger und die übrigen heiligen Seelen sind stille den Sabbat über nach dem Gesetz. Nun, so heilige auch mir Deinen Todestag und den Tag Deines Begräbnisses zu einem Tage heiliger Stille. Wenn mir das Wort von Deinem Kreuz, welches ich diese Woche über gehört, in meine Seele gedrungen, mein Gemüt ergriffen und mich im Gefühl meiner Mitschuld heilsam beunruhigt hat: so gib mir Gnade, die Du auch mir durch Dein heiliges Leiden erworben hast. Lass mir aber, O Herr, die Schätze des Heils, die in dem Geheimnis Deines Kreuzes verborgen liegen, nicht von neuem vergeblich in dieser Woche so reichlich gezeigt worden sein, sondern lass mich in stillem Geist des Glaubens dieselben ergreifen und genießen, dadurch mein Herz zu brünstiger Liebe gegen Dich entzünden und mich zu heiligem Wandel in Deiner Nachfolge antreiben, so dass mir diese erneute Erinnerung Deines Leidens reichlich gesegnet sei in Zeit und Ewigkeit. Du bleibst mein Herr, ich lebe oder leide, sterbe oder liebe als ein Toter begraben in der Erde. Ach, lass mich mit Dir, dem gekreuzigten, begrabenen, und nun in alle Ewigkeit lebenden Heiland und Haupt der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, in meinem Leben so bekannt werden, dass es im Leben, Leiden und Sterben als von Dir versiegelt, fest im innersten Grunde meiner Seele bleibe: Mein Freund ist mein, und ich bin sein. Amen. (Friedrich Arndt)
1. Eine Unterweisung Ethans, des Esrahiten. 2. Ich will singen von der Gnade des HErrn ewiglich, und seine Wahrheit verkündigen mit meinem Mund für und für. 3. Und sage also: Dass eine ewige Gnade wird aufgehen, und du wirst deine Wahrheit treulich halten im Himmel. 4. Ich habe einen Bund gemacht mit meinem Auserwählten, ich habe David, meinem Knecht, geschworen: 5. Ich will dir ewiglich Samen verschaffen, und deinen Stuhl bauen für und für, Sela. 6. Und die Himmel werden, HErr, deine Wunder preisen, und deine Wahrheit in der Gemeine der Heiligen. 7. Denn wer mag in den Wolken dem HErrn gleich gelten, und gleich sein unter den Kindern der Götter dem HErrn? 8. Gott ist fast mächtig in der Versammlung der Heiligen, und wunderbarlich über alle, die um Ihn sind. 9. HErr, Gott Zebaoth, wer ist wie du, ein mächtiger Gott? Und deine Wahrheit ist um dich her. 10. Du herrschst über das ungestüme Meer, du stillst seine Wellen, wenn sie sich erheben. 11. Du schlägst Rahab zu Tode, du zerstreust deine Feind mit deinem starken Arm. 12. Himmel und Erde ist dein, du hast gegründet den Erdboden, und was darinnen ist. 13. Mitternacht und Mittag hast du geschaffen, Thabor und Hermon jauchzen in deinem Namen. 14. Du hast einen gewaltigen Arm, stark ist deine Hand, und hoch ist deine Rechte. 15. Gerechtigkeit und Gericht ist deines Stuhles Festung, Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesicht. 16. Wohl dem Volk, das jauchzen kann: HErr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln. 17. Sie werden über deinem Namen täglich fröhlich sein, und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein. 18. Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke, und durch deine Gnade wirst du unser Horn erhöhen. 19. Denn der HErr ist unser Schild, und der Heilige in Israel ist unser König. 20. Dazumal redetest du im Gesicht zu deinem Heiligen, und sprachst: Ich habe einen Held erweckt, der helfen soll, ich habe erhöht einen Auserwählten aus dem Volk; 21. Ich habe gefunden meinen Knecht David, ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öle. 21. Meine Hand soll ihn erhalten, und mein Arm soll ihn stärken. 23. Die Feind sollen ihn nicht überwältigen, und die Ungerechten sollen ihn nicht dämpfen.
Jedes aus Euch sollte eine Flamme der Liebe werden, die ein Feuer anzündet, wo sie hinkommt. - Der HErr gebe, dass auch dieses Wort dazu diene, und dass es recht lebendig in Euch werde!
Vers 1-3. „Ich will singen von der Gnade des HErrn ewiglich, und seine Wahrheit verkündigen für und für.“ Wenn wir noch Wetterchristen sind, können wir wohl den einen Tag singen und jauchzen, weil alles in und um uns gut geht; wenn aber den folgenden Tag allerlei Schweres über uns kommt, dann ist man gleich mut- und freudlos; da geht man so gedrückt einher, wie wenn Berge auf Einem lasten würden. Das ist nicht der Gesang, den David in diesem Vers beschreibt. Sind wir rechte Gotteskinder, so sind wir immerdar heiter und voll Frieden; wir können mit David von der Gnade des HErrn singen allezeit, ewiglich. Wenn wir Jesum erkannt haben als unseren Heiland, wenn wir Ihn angenommen haben als Sündentilger und Ihm nun nachfolgen in seinem Kreuzesweg, so machen wir keine finsteren Gesichter, wir bleiben keine toten, lahmen Christen, die anderen nicht vorleuchten. Denn wir haben seine Gnade und seine Wahrheit erfahren, als wir Ihn fanden in Bethel, mit Ihm rangen in Pniel, und alsdann auch über uns die Sonne aufging. Von dieser Gnade können wir singen, diese Wahrheit müssen wir verkünden für und für. Dann wissen wir aber auch, dass es nicht an uns lag, wenn es so mit uns gekommen ist, sondern dass es des HErrn Gnade war, die in uns wirkte. Denn Er sagt:
Vers 4. „Ich habe einen Bund gemacht mit meinem Auserwählten.“ Nicht wir haben ihn gemacht. Er hat ihn gemacht, und treu ist Er, der ihn gemacht, Er wird ihn auch halten. Wir müssen ihn nur an uns wirken lassen, und wissen, dass nicht wir es arbeiten und sind, die da schaffen, sondern Gottes Geist in uns. Wir wollen Ihm nur recht stille halten und uns ausleeren, ganz zunichte machen lassen, dass Er uns füllen kann mit sich selbst.
Vers 5. Wenn das eigene Ich vernichtet ist, fallen auch die eigenen Werke hin; denn wir haben dann erkannt, dass der heilige Geist allein es ist, der dem HErrn Seelen zuführt; Er ist der rechte Brautwerber, der wahre Elieser. Viele wollen dem HErrn Seelen gewinnen und die Welt bekehren, die diesen Geist selber noch nicht haben; sie tun es also im eigenen Geist. Der HErr hat bei seiner Himmelfahrt nicht gesagt: „Geht jetzt gleich hin und sagt den Leuten, was ihr von mir wisst,“ sondern: „Geht nach Jerusalem und bleibt daselbst, bis dass ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ Und die Jünger wichen nicht von Jerusalem, sondern warteten, bis sie die Kraft des heiligen Geistes empfingen. Wenn wir auch warten, bis wir das selber an unseren Herzen erfahren haben, dann verstehen wir auch diesen fünften Vers: „Ich will dir ewiglich Samen verschaffen.“ Nicht wir sind es, die wirken, sondern Gottes Geist, der sich unserer bedient, wenn wir uns haben von uns selber ausräumen lassen; wir sind dann in seiner Hand nur Werkzeuge, die Er handhabt nach seinem Wollen; wir wissen, dass ein totes Werkzeug nichts hervorbringt aus sich selber, sondern nur durch die Kraft, die es treibt, durch die Hand, die es leitet.
Vers 6-8. „Die Himmel werden deine Wunder preisen und deine Wahrheit in der Gemeinde der Heiligen.“ Gott ist und bleibt der Gleiche, und so ein jedes einen lebendigen Glauben hat und zu Ihm kommt, tut Er noch die selben Wunder, wie dazumal, da Er auf Erden wandelte; dann wird auch die Wahrheit in der Gemeinde der Heiligen gepriesen. Er macht uns zu Heiligen. Wir müssen nicht nur gerecht gesprochen, sondern auch heilig und herrlich gemacht sein. Die Heiligkeit muss unseres Herzens Zierde sein; denn es steht geschrieben: „Heiligkeit ist deines Hauses Zierde.“ Es heißt aber: „das Haus seid ihr.“ „Gott aber ist mächtig in der Versammlung der Heiligen.“ Warum ist überall ein so mattes Wesen in der Christenheit, dass Gott seine Kraft nicht offenbaren kann? Es kommt daher, weil man oft nur zusammen kommt, um miteinander zu reden, weil jedes sich selbst mitbringt statt den Herrn Jesum. Seht, wenn wir alle nichts wären, als ein Hauch seiner Liebe; wenn wir nun erfüllt wären von seinem Geist und in dem erfunden würden, was unseres Vaters ist, so müsste auch ein Leben von uns ausgehen; und wenn ein Räuber und Mörder in unsere Mitte käme, so müsste er erfahren, dass eine Macht da wäre, die ihm widerstünde. Es fehlt eben daran, dass manche fromme Gewänder tragen und doch nicht heilig sind. Es ist eine Schande, dass es nicht so bei uns steht, wie damals, als Saul mit seinen Gefährten zu den Prophetenkindern kam und auch anfing zu weissagen. Wenn wir eine Gemeinde der Heiligen sind, müssen auch Wunder geschehen, sonst sind wir ein totes Nazareth. Es fehlt nicht an Schwätzern, die immer den Namen des HErrn im Mund haben; es gibt aber wenig Nachfolger.
Vers 9 und 10. „Herr Zebaoth, wer ist wie du, ein mächtiger Gott? Und deine Wahrheit ist um dich her. Du herrschest über das ungestüme Meer, du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.“ Warum gibt es so viele, die einem. stürmischen Meer gleichen? Wo fehlt es da? Man bespricht sich zu viel mit Fleisch und Blut, anstatt mit Gott. In stürmischen Tagen probiert uns der HErr, wer unser Rat, was unsere Kraft und unser Element sei, auf das wir vertrauen. Ihr müsst, wenn euer Herz will einem ungestümen Meere gleichen, worin alles zu toben scheint, lernen, nicht bei Menschen Trost suchen, sondern zu Jesu gehen und zu seinen Füßen sitzen und Ihn umfassen, als wenn Er gerade da wäre. Ein jedes muss selbst Wasser aus der Quelle schöpfen. Es ist doch schöner, wenn das Wasser euch selbst aus der Quelle zufließt, als wenn es euch durch andere gebracht werden muss. Sagt Ihm alles, was euch beunruhigt, Er kann den tobenden Herzen Stille gebieten und Lammesnaturen aus euch schaffen.
Vers 11-14. In diesen Versen wird die Stärke des HErrn gerühmt, der seine Feind zerstreut mit seinem starken Arm: „Du hast einen gewaltigen Arm; stark ist deine Hand, und hoch ist deine Rechte.“ Seele, glaubst du auch an den gewaltigen Arm, an die starke Hand Gottes? dann fürchtest du dich vor nichts mehr, vor keinem Menschen, vor keiner Trübsal, vor feiner feindlichen Macht. Blicke nur auf Ihn, den Mächtigen, und nicht auf die Macht; auf Ihn blicke, der Tod und Teufel überwunden hat. Es ist eine Schande, wenn wir von Jesu reden und uns noch fürchten. Lest die ganze Bibel durch; ihr werdet keine einzige Stelle finden, in der es heißt, dass ihr euch fürchten müsst. Wer Jesum noch nicht hat, aber nach Ihm verlangt, braucht sich nicht zu fürchten. Wer Jesum verloren hat, Ihn aber wieder sucht, braucht sich auch nicht zu fürchten; denn auch für die Abtrünnigen hat Er Gaben empfangen. Wenn ihr etwas verloren habt und euch jemand etwas Besseres anbietet, so nehmt ihr es an. Im Irdischen ist man so klug, da greift man zu; macht es auch so im Geistigen. Bei Gott kannst du alles umsonst haben; Er nimmt die ärgsten Bettler an; der HErr gibt uns ja selber ein Beispiel an dem verlorenen Sohn.
Vers 16. „Wohl dem Volk, das jauchzen kann. Sie werden, HErr, im Licht deines Antlitzes wandeln.“ Im alten Bund glänzte Moses Angesicht vom Umgang mit Gott. Sollen wir im neuen Bund denn noch finstere Gesichter machen? Nein! Wir sollen herrlich werden. Auf unseren Angesichtern soll man sehen, dass wir einen lebendigen Heiland haben.
Vers 17 und 18.“ Sie werden über deinen Namen täglich fröhlich sein, und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein. Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke.“ - Ist das auch von dir wahr? Die rechten Kinder Gottes wissen nichts zu rühmen, als was Gott getan. Ist Gott allein dein Ruhm? Wenn du noch willst gerühmt und angesehen sein, so stehts bei dir nicht gut. Denn wenn du dich noch verletzt fühlst, falls man dir nicht Ehre antut, so bist du noch nicht in der Demut.
Vers 19-22. Kennst du diesen Helden, der dir helfen soll, der dein Schild ist, dein Heiliger und dein König? Ist Er in dir? bist du in Ihm? O dann muss mans dir ansehen, dass du Ihm auch ähnlich wirst in allen Stücken.
Vers 23. „Die Feind sollen Ihn nicht überwältigen.“ So sind wir auch in Ihm geborgen; Er wird uns sicherlich erhalten und uns so führen, dass wir in alle Ewigkeit uns darüber wundern werden. (Dorothea Trudel)