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Psalm 73,26

Psalm 73,26

Andachten

Ps. 73,26: „So bist doch du Gott allzeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
Ist es möglich, Dich, mein Gott, zu erkennen und Dich nicht zu lieben, der Du an Schönheit, Tugend, Größe, Macht, Güte, Freigebigkeit, Herrlichkeit, an jeder Art von Vollkommenheit, und, was mich am nächsten berührt, an Liebe für mich alles übertriffst, was die geschaffenen Geister begreifen können? Die Ehrfurcht und die Ungleichheit zwischen Dir und mir müssten mich, scheint es, zurückhalten; aber Du erlaubst es mir, und das ist zu wenig gesagt, Du befiehlst mir sogar, Dich zu lieben. Dann allerdings, o Herr, kenne und besitze ich mich nicht mehr. Heilige Liebe, die Du meine Liebe getroffen hast, und in Deiner eigensten Person Dich selbst für mich verwundet hast, komme und heile mich, oder vielmehr mache die Wunde, die Du mir geschlagen, noch tiefer und schärfer. Trenne mich von allen Geschöpfen, sie sind mir zuwider, und belästigen mich; du allein bist mir Genüge, ich will nichts mehr, als Dich.

Wie! man sollte sagen können, dass die törichten Liebhaber der Erde ihre tollen Leidenschaften bis zu der äußersten Feinheit und Glut steigern und man sollte dich nur schwach und mit Maß lieben! Nein, mein Gott, die weltliche Liebe darf den Sieg über die göttliche Liebe nicht davontragen. Zeige darum, was Du über ein Herz vermagst, das ganz Dir angehört. Der Zutritt steht dir offen, die geheimen Falten desselben sind dir bekannt. Du weißt, wessen deine Gnade fähig ist, darin zu erwecken. Du erwartest nur meine Zustimmung und die meiner Freiheit. Beides sei Deine Zugabe tausend und abertausendmal. Nimm alles; handele als Gott; entzünde mich; verzehre mich. Ich schwache und ohnmächtige Kreatur habe Dir nichts zu geben, als meine Liebe. Mehre sie Herr und mache sie Deiner würdiger. O! wenn ich fähig wäre, für Dich große Dinge zu tun! O wenn ich viel Dir zu opfern hätte! Aber es ist ein nichts, alles was ich vermag. Alles, was ich von nun an will, sei, mit Seufzen und inniger Sehnsucht Dich zu lieben und zu sterben, um noch mehr zu lieben. (François Fénelon)


Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Die Vergänglichkeit unseres Leibes sieht jedes Auge. Wenn wir sie uns zeitweilig verbergen, so ist das immer nur kindische Eitelkeit. Der Psalmist denkt aber nicht nur an das Verwelken des Leibes. Das Altern und Kranksein wäre weit weniger schwer, wenn nur die leiblichen Organe ihre Kraft einstellten, dagegen das inwendige Leben in ungeschwächter Kraft fortbestände. Das Welken trifft aber auch unsere Seele und bei der festen Verbundenheit, die aus unserem leiblichen und seelischen Leben eine Einheit macht, muss es so sein. Wenn aber alles ermattet und versagt, was bleibt uns noch? Der Psalmist, der weder im Himmel noch auf Erden einen Helfer gesucht hat, klammert sich auch nicht an seinen Leib und an seine Seele, als umschlösse sie das, was ihm das Leben gibt. „Weil ich dich habe“, das gilt auch dann, wenn Leib und Seele vergehen. Der Eine, sagt der Psalmist, bleibt mir auch dann: Gott. Er ist auch dann meines Herzens Fels, wenn Leib und Seele kraftlos sind, und er ist auch dann meines Herzens Fels, wenn Leib und Seele kraftlos sind, und er ist auch dann mein Teil, Besitz und Reichtum, wenn mein eigenstes Eigentum, Leib und Seele, mir verloren gehen. „Weil ich dich habe“, das ist das Ende der Todesfurcht. Mit seinem Gott geht er dem Sterben entgegen als ein Lebender. So zeigt uns der Psalmist, wie wir das ewige Leben ergreifen, wie es in uns wurzelt und der Grund zur lebendigen Hoffnung in uns entsteht. Keine Naturbetrachtung, kein Studium des seelischen Lebens, kein Hochgefühl, mit dem uns eine wertvolle und gelingende Lebensarbeit beglücken kann, kein Schluss, der aus dem, was wir von Gottes Gnade wissen, einen Anspruch an ihn ableitet, macht uns zu solchen, die des ewigen Lebens gewiss und froh sind. Dahin gibt es nur einen Weg: „weil ich dich habe“. Gott ist der Gott der Lebenden. Wenn er mich wie den Psalmisten an meiner Hand erfasst, so bedeutet das, er führt mich ins Leben.
Was Du uns gibst, Vater, hat Deine Treue in sich; darum kann unser Leib unbrauchbar werden und die Seele verwelken, so dass uns das Ende unsres Lebens wieder zu schwachen Kindlein macht. Denn Du bleibst bei uns, und was Du uns gabst, verwelkt nicht. Darum preisen wir Dich als den lebendigen Gott, der Du Dich dadurch an uns offenbarst, dass Du uns das Leben schenkst. Amen. (Adolf Schlatter)

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at/19/psalm_73_26.txt · Zuletzt geändert: von aj
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