Psalm 63,2
Andachten
Es dürstet meine Seele nach dir, mein Fleisch verlanget nach dir in einem trockenen und dürren Lande, da kein Wasser ist. Daselbst sehe ich nach dir in deinem Heiligtum, wollte gern schauen deine Macht und Ehre.
Wer in den Vorhöfen des Herrn gewesen ist, seine Nähe gekostet und aus seiner Fülle getrunken hat, der fühlt diesen Durst unaufhörlich, dem ist es außer ihm überall zu trocken und zu dürre. Wer das Heiligtum des Herrn, das er sich in gläubigen Seelen erbauet, geschaut, und seine Macht und Ehre, die er da offenbaret und mitteilet Jedem, der sich ihm da nahet, der liegt immer vor der Türe desselben, um, so bald es ihm geöffnet wird, einzugehen und die Macht und Ehre des Herrn in seinem Heiligtume zu schauen. Sieht es nicht herrlich aus in diesem Heiligtume? Sieht es nicht erbärmlich aus außer diesem Heiligtume? Da, in den Vorhöfen, im Heiligtume des Herrn, fühlt man sich daheim; außer ihm wie in der Wüste, wie in der Fremde. Mit heißer Sehnsucht sucht man es und fühlt sich selig, so oft man es findet. Warum sind Viele so trocken, kalt und leer? weil sie nicht suchen das Heiligtum des Herrn, weil sie sich nicht sehnen nach seinen Vorhöfen, weil sie nicht liegen vor seiner Türe, nicht warten, nicht harren seiner Gnade; darum wird ihnen nicht aufgetan, darum kommen sie nicht hinein, und schauen nicht seine Macht und Ehre. O kommet doch und verweilet nicht länger im Lande, da kein Wasser ist. (Johannes Evangelista Gossner)