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Psalm 63,1

Psalm 63,1

Andachten

Der 63. Psalm ist köstliches Bekenntnis eines nach Gott und seiner Gnade schmachtenden und seine Erquickung in der innerlichen Gemeinschaft mit Ihm findenden Herzens, das in seinen Händen auch sein äußerliches Schicksal wohl aufgehoben weiß; verbunden mit der Erinnerung an die gesegneten Stunden in seinem Heiligtum und an die Verheißungen, die ihm zu Teil geworden. Und ist das nicht Adventstimmung? Soll uns jetzt nicht auch das Bewusstsein durchdringen, dass die Gemeinschaft mit Gott in jeder Lage ein sicheres Unterpfand des Heils ist, und daraus ein inneres Suchen und Sehnen nach solcher Gemeinschaft entstehe? – Nach der Überschrift hat den Psalm David gedichtet, als er war in der Wüste Juda, auf der Flucht vor Absalom. Jahrelang war jene Einöde an der westlichen Seite des toten Meeres Davids Zuflucht gewesen in den Zeiten, wo Saul ihn verfolgte. Nachdem er einmal die Krone trug, hatte er wohl nicht daran gedacht, dass er sie noch einmal würde betreten müssen. Dennoch aber hatte er sie abermals betreten als flüchtiger König. Eine traurige Lage! Die Krone war ihm vom Haupt gerissen, der leibliche Sohn selbst ein Empörer, vor seiner Seele stand eine trübe Gegenwart, eine ungewisse Zukunft, ringsumher öde Wüste, - dennoch ist sein Herz gesättigt und sein Mund bricht in Loblieder aus; er ist voll Hoffnung und Wehmut, voll Sehnsucht und Gewissheit zugleich. Sein ganzer Sinn ist: nichts soll mir den seligen Genuss Gottes hindern, obgleich mich verlangt nach feierlichem Gemeinschafts-Gottesdienst (V. 2-6); ich hange auch hier Tag und Nacht an meinem Gott und Helfer (V. 7-9), der meine tückischen Feinde wiedervergeltend so stürzen wird, wie sie mich stürzen möchten (V. 10-12). Ist das nicht Adventslage? – Der Psalm soll ein Leibpsalm des seligen M. Schade in Berlin zu Speners Zeit gewesen sein, den er täglich mit solcher Brünstigkeit gebetet und sich zugeeignet, dass es nicht ohne innige Bewegung anzuhören gewesen. – Gib mir denn auch solche Adventstimmung je mehr und mehr, dass ich an Dich denke, wenn ich mich zu Bette lege, und, wenn ich erwache, noch von Dir rede. Amen. (Friedrich Arndt)

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