Gott erzeigt mir reichlich Seine Güte; Gott lässt mich meine Lust sehen an meinen Feinden.
Gleichwie die Sonne aufgeht ohne des Menschen Sorge, Rat und Hilfe, also kommt uns Gottes Gnade zuvor so mild, so reichlich, so unzählig, dass sich ein wahrer Christ viel zu geringe achtet der großen Gnade Gottes, sonderlich was anbelangt die ewige Herrlichkeit Gottes, die an uns soll offenbart werden, dass wir wohl sagen mögen: Was ist der Mensch, dass Du sein so gedenkst? Wenn wir die vielen und teuren Verheißungen Gottes ansehen, ja die Wohltaten Christi, Seine Menschwerdung, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt, welches alles uns zu gute geschehen, so müssen wir uns billig verwundern über die große Gnade, Liebe, Treue, Trost und Hilfe Gottes, an Leib und Seele, zeitlich und ewig; darum ist es freilich eine reiche Gnade Gottes, so über uns waltet, dass sie bis an den Himmel reicht, und geht, so weit der Himmel ist. Aus dieser Gnade fließt nun auch her die zeitliche Hilfe wider die Feinde, wie hier der Psalm sagt: Gott lässt mich meine Lust sehen an meinen Feinden. Das ist nicht eine fleischliche Lust, so aus Rachgier und Unbarmherzigkeit geht, sondern eine Lust an Gottes Gerechtigkeit, an Gottes Ehre, an Gottes Gnade und Wahrheit, die durch solche Strafe der Feinde offenbar wird, alsdann sieht man seine Lust an Gottes Gnade und Wahrheit, wie der Prophet sagt: Er wird meine Sache ausführen, dass ich meine Lust an Seiner Gnade sehe, Micha 7, 9. (Johann Arnd)