Psalm 51,6
Andachten
An dir allein hab ich gesündigt und übel vor dir getan.
Es gibt keinen Fall, der nicht den, der stürzt, verletzt. Jede Sünde verwundet ihren Täter und er trägt ihre Narben zeitlebens an sich. Es gibt auch keinen Fall, der nicht auch die anderen schädigte, die mit uns zusammen leben; jeder Sturz überträgt auf sie einen Stoß und wir können nicht abmessen, wie weit sich diese Erschütterung erstreckt und was sie für Unheil anrichtet. Dennoch hat der Psalmist völlig recht: „an dir allein hab ich gesündigt“, nicht als ob meine Bosheit ihn schädigte und meine Missetat ihn kränkte oder ärgerte. Falle ich, so ist das für Gott kein Verlust. Dennoch „an dir allein habe ich gesündigt“. Dein Gebot ist zerrissen, dein Schöpferrecht in seiner königlichen Größe ist bestritten. Dein Wort warf ich weg und habe mich von der Hand losgelöst. Das ist das Sündliche in meinem Tun, das unbedingt Verwerfliche, was nicht geschehen darf. Weil meine Sünde mein Verhältnis zu Gott berührt, darum liegt auf ihr der Fluch, der mich ganz entehrt und ganz vernichtet. Wenn ich mich selber durch mein Sündigen schädige, was liegt an mir? Wenn die anderen Menschen durch mein Unrecht leiden, so kann mir das bittere Reue und Tränen bringen; doch was sind wir Menschen ohne Gott? Heilig und unzerreißbar wird das Band, das uns miteinander durch Recht und Pflicht vereint, dadurch, dass Gott es um uns gewunden hat. Dass ich Gottes Feind geworden bin, indem ich den Menschen entehre und verderbe, das ist die Sünde, die jeden, der sie tut, verdirbt. Weil wir an Gott sündigen, sind wir auf ihn geworfen, dass er uns vergebe, und darum ist die Vergebung, die er uns gewähret, unsere vollständige Aufrichtung.
Dass du unser Gott bist, ewiger Gott, Schöpfer und Erlöser, das führt uns zur Buße und ist unser Heil. Das macht unsere Buße tief und den Dank für dein Vergeben groß. Amen. (Adolf Schlatter)
An Dir allein habe ich gesündigt rc.
Hiermit will David sagen: Ach Gott! es reut und dauert mich nicht so sehr, dass ich meiner Sünden halben gezüchtigt und gestraft werde, als dass ich Dich, meinen frommen und getreuen Gott so hoch erzürnt und beleidigt habe. Dabei sollen wir lernen, dass das der erste Grad sei der wahren Reue, dass wir uns nicht so sehr fürchten sollen vor der zeitlichen und ewigen Strafe, und dasselbe mit Reue und Leid so sehr beklagen, als dass wir unseren lieben Vater im Himmel beleidigt und wider Seinen heiligen Willen getan haben. Denn wenn wir das nicht recht erkennen, so ist die Reue nicht recht. Dessen nehmt ein Exempel an dem Esau: Er versündigte sich gar hoch, indem er seine Erstgeburt verachtete, und dieselbe seinem Bruder um ein Linsenmus verkaufte, denn in dem hat er den verheißenen Messiam verachtet und verworfen mit allen Seinen Wohltaten, weil die erste Geburt und das Recht derselben Christum mit Seinem Priestertum, Königreich und Erbe vorbildete. Dessen achtete er alles nicht, sondern verkaufte diesen Segen, hernach gereute es ihn, er fand aber keinen Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte. Welches letztere nicht also zu verstehen ist, dass ihm unser lieber Gott die Buße nicht gegönnt hätte, sondern seine Buße ist nicht recht gewesen, nur sein Schaden war ihm leid. (Johann Arnd)
An Dir allein habe ich gesündigt, auf dass Du recht behältst in Deinen Worten rc.
Mit diesen Worten will David auch sagen: Ich will gerne ein Sünder sein und mich für einen Sünder bekennen, auf dass Du Recht behältst in Deinem Worte, denn Du überzeugst in Deinem Gesetze alle Menschen, dass sie Sünder seien. Hierin liegt nun auch ein herrlicher Trost, welchen uns Johannes 1. Ep. 1, 9 zeigt, da er sagt: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Gott getreu und gerecht, dass Er uns die Sünde vergibt, und reinigt uns von aller Untugend; und so behält Gott auch Recht in Seinem Worte, dass Er getreu, gnädig und wahrhaftig ist. So ist auch dies den armen Sündern ein großer Trost: Wenn gleich ein armer Sünder fällt, so fällt darum Gottes Gnade nicht hin, sondern Gott verheißt, Seine Gnade soll ewig, fest und gewiss stehen und nicht hinfallen, auf dass sich ein armer Sünder an der ewigen gewissen Gnade Gottes kann wieder aufrichten. Also hebt auch unser Unglaube, das ist schwacher Glaube, Gottes Glauben und treue Verheißungen nicht auf, Röm. 3, 3, auf dass der schwachgläubige Mensch sich stärken könne im Glauben und Arznei habe wider seinen Unglauben, wie der gefallene Petrus. (Johann Arnd)