Psalm 49,12
Andachten
Das ist ihr Herz, dass ihre Häuser währen immerdar, ihre Wohnungen bleiben für und für, und haben große Ehre auf Erden.
Hier ist der Gottlosen ihr Herz und Sinn beschrieben, so beruht auf einem großen Ansehen, stattlichen Geschlecht und Haus, Pracht und Ehre. Und haben wir hier eine wichtige Lehre: Dass es nämlich eine große Sünde sei, ja ein Abfall von Gott, wenn des Menschen Herz und Sinn sich so gar dem Zeitlichen ergibt, und alle seine Lust und Freude daran hat. Denn der Psalm weist aufs Herz, das allein Gott anhangen soll, wenns nun allein der Welt anhangt, so ists ein Abfall von Gott. Das Herz des Menschen ist seine Begierde, seine Lust, seine Freude, sein Verlangen, sein Trost, seine Hoffnung, das heißt des Menschen Herz, das sollte allein Gott anhangen; Gott sollte sein Herz, sein Verlangen, seine Lust, seine Freude, seine Liebe sein. Darum hat uns Gott die Triebe eingepflanzt, dass Er unsere Liebe und Freude sein soll. Wenn nun das Herz am Zeitlichen hängt, so heißts: Mich, die lebendige Quelle verlassen sie, Jerem. 2, 13. Denn dadurch wird das Herz von Gott abgewendet und verlässt Gott; und kann alsdann nicht fehlen, ein solcher Mensch wird von Gott wieder verlassen, welches die allergrößte Strafe ist; und kann nichts anders darauf folgen, denn zeitlicher Untergang und ewiges Verderben. (Johann Arnd)
Das ist ihr Herz, dass ihre Häuser währen immerdar, ihre Wohnungen bleiben für und für, und haben große Ehre auf Erden.
Es ist fast unbegreiflich, und doch ist es so bei allen Menschen, die Jesum nicht kennen: sie sind mit unauflöslichen Banden an diese Welt gebunden, und auch wenn sie im tiefsten Leiden gefangen sind, so gefällt es ihnen doch auf dieser Welt. Es entsteht freilich manchmal in der Tiefe der Leiden auch bei solchen Geistern, die noch ferne von Christo sind, der ernstliche Wunsch: ach, wenn ich nur stürbe! Aber damit sehnen sie sich nicht von der Welt loszukommen, sondern nur von ihren Leiden. Fragt einmal einen solchen Menschen, was ihm lieber sei: auf dieser Welt zu bleiben, ohne von seinen Leiden geplagt zu sein, oder in den Himmel zu kommen? Er wird gewiss die Erde dem Himmel vorziehen, wenn nämlich kein Geistesleben von Oben in ihm angezündet ist. Wahrhaftig ein trauriger Zustand, in dem wir von Natur gefangen liegen: denn aus diesem Grundgedanken entsteht bei dem Menschen der Geiz und das Habenwollen vieler Güter in dieser Welt; man will sich einrichten; man will sich versorgen; man ist zu Hause in dieser Welt; man meint, man dürfe mit dem, was einem anvertraut ist, schalten und walten wie man wolle; man hält es für sein eigen, nicht für geliehen, nicht für anvertraut, um darin sich als ein guter Haushalter zu beweisen. Daher kommt es, dass man sich an die Dinge dieser Welt gewöhnt, als wenn man sie ewig genießen dürfte; man fühlt sich so in seinem Eigentum; man geht aus und ein, wie wenn man für immer hier zu Hause wäre, man glaubt nicht, dass man seine Seele in den Händen tragen und rein behalten müsse von den Dingen dieser Welt: man ist so damit verwoben und verwachsen, dass man die Gefahr gar nicht ahnt, die darunter verborgen liegt. Ach wie mancher arme Mensch, der von der Gnade angefasst war, hat Alles wieder verloren, weil er aus diesem Grundgedanken heraus diese und jene Dinge, dieses und jenes Mitmachen in der Welt für nicht so gefährlich hielt, als es wirklich war! Liebe Mitbrüder und Mitschwestern! die Welt ist nicht unser Vaterland; was suchen wir denn hienieden, so wir doch davon müssen, so doch Alles, was von der Welt ist, vergeht mit aller Lust, so doch Alles, was diese arme Erde beut, den Geist nicht wahrhaft sättigen und stillen kann? (Ludwig Hofacker)