Psalm 43,4
Andachten
Dass ich hineingehe zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist.
So bald David König über das ganze Volk Israel war, ließ er die Lade Gottes, deren man zu Sauls Zeit wenig achtete, von Kiriath Jearim auf den Berg Zion tragen, und richtete den Gottesdienst mit größtem Fleiß an, den er sich auch zur großen Erquickung seines Geistes zu Nutz machte. Da er nun hernach von seinem gottlosen Sohn Absalom und dessen Anhang, den er Ps. 43,1. ein unheiliges Volk nannte, vertrieben wurde, so tat ihm die Entfernung von der Lade und dem Altar Gottes sehr weh. Sein königliches Haus, seine schöne Residenz, und was er Liebliches zu Jerusalem hatte, wollte er gern entbehren, aber dieses wünschte er, dass ihn das Licht und die Wahrheit Gottes leiten, und zu Seinem heiligen Berg und zu Seiner Wohnung bringen möchten, dass er hinein gehen könne zu dem Altar Gottes, zu dem Gott, der seine Freude und Wonne war. Wenn also David zu dem Altar Gottes hinein ging, so ging er zu dem Gott hinein, der seine Freude und Wonne war. Er wusste wohl, dass Gott allgegenwärtig sei, und hat solches Ps. 139. und anderswo selber bezeugt. Er hat auch in der Flucht vor Saul und Absalom, da er vom Altar Gottes entfernt war, zu Gott gebetet, und gewusst, dass Er ihm nahe sei und ihn erhöre; allein bei dem Altar empfand er die Gegenwart Gottes viel merklicher als anderswo, weil Gott nach Seiner Verheißung über der Bundeslade wohnte, folglich Seine Gegenwart den wahrhaftigen Anbetern zu empfinden gab, wenn sie nahe bei der Bundeslade beteten. Deswegen gingen auch die rechtschaffenen Israeliten gern in die Stiftshütte und hernach in den Tempel zu beten, und Gott nannte selbst den Tempel nicht eben ein Opferhaus, sondern ein Bethaus für alle Völker, Jes. 56,7. Luk. 19,46. Der HErr Jesus selbst liebte den Tempel, und hielt sich gern darin auf.
Jetzt ist kein solcher Tempel auf Erden, und wenn wir je einen Ort suchen wollten, wo die Gegenwart des Sohnes Gottes vorzüglich gespürt würde, so müssten wir einen solchen suchen, wo Zwei oder Drei oder Mehrere versammelt sind in Seinem Namen, oder wo Sein Evangelium verkündigt, und die Taufe und das heilige Abendmahl gehalten wird. Wenn man aber auch Gott in der Einsamkeit anbeten will, so hat man nicht nötig, auf diesen oder jenen Berg, an diesen oder jenen Ort zu gehen, sondern man soll nur den ewigen Gott, der ein Geist ist, im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wer in sein Kämmerlein geht, um darin so anzubeten, geht hinein zu Gott, oder nahet zu Gott, und empfindet, dass Gott lebendig, gut, freundlich, heilig sei, und dass Er das Herz von seiner Schwermut befreien, und mit Sich selbst erfreuen könne. Eine solche Viertelstunde ist besser als viele Tage, die man im Geräusch der Welt zubringen muss.
Lässt sich aber das göttliche Wesen auf eine so erquickliche Weise von uns empfinden, wenn wir auf Erden als im Vorhof stehen, und im Glauben zu Ihm nahen, was wird’s sein, wenn wir vor Seinem Thron stehen, Seine Herrlichkeit sehen, und Ihm in Seinem himmlischen Tempel Tag und Nacht dienen werden? Welchen Genuss der göttlichen Güte wird das neue Jerusalem in sich fassen! Lasst uns jetzt das von Christo erworbene Gnadenrecht des Zugangs zu Gott unter dem Beistand des Heiligen Geistes fleißig brauchen, so wird uns der HErr Jesus dereinst zu Sich nehmen, dass wir ewiglich seien, wo Er ist. (Magnus Friedrich Roos)