Psalm 35,13
Andachten
Ich aber, wenn sie krank waren, zog einen Sack an, tat mir wehe mit Fasten und betete von Herzen stets. Ich hielt mich, als wäre es mein Freund und Bruder; ich ging traurig, wie Einer, der Leide trägt über seine Mutter.
Das ist eine Beschreibung der reinen, wahren, unverfälschten, göttlichen und lauteren Liebe, und eines recht frommen christlichen Herzens, darinnen die reine lautere Liebe Gottes ist, welches auch seine Feinde liebt und denselben alles Gute gönnt. Das ist eigentlich Christi Herz und Sinn, davon Paulus sagt: Wir haben Christi Sinn. Ich meine ja, der HErr Christus hat für Seine Feinde gebeten, gefastet. Leid getragen, geweint, so herzgründlich, dass Er in Seiner höchsten Not und Marter am Kreuze für Seine Feinde, die Ihn gekreuzigt haben, gebeten. Denn die wahre göttliche Liebe in einem Menschen kann nicht anders tun; dieselbe sieht nicht auf das, was ihr zu Leide geschieht; sondern sie sieht mit Mitleiden auf das Verderben und Untergang der Verfolger, derselbe betrübt die göttliche Liebe in einem wahren Christen mehr, denn die Verfolgung, die sie leiden muss. Prüfe sich hierbei ein jeder, ob die göttliche Liebe in ihm sei. Denn dieselbe erbarmt sich mehr über die Feinde, so sie verfolgen, wegen ihres Verderbens, denn dass sie klagen sollte über die Verfolgung, so sie von ihnen leiden muss.
Hilf, dass ich folge treuem Rat und ab vom Irrtum trete, dem Armen helfe mit der Tat, für Freund und Feind stets bete; dien jedermann, so viel ich kann, das Böse hass und meide nach Deinem Wort, o höchster Hort, bis ich von dannen scheide. (Johann Arnd)