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Psalm 32,1

Psalm 32,1

Andachten

Der Hahn verwies dem Petro seine Untreue am allerersten; er rief ihm mit seinem Geschrei gleichsam zu: Petre, du hast schwer gesündigt. Ein herrlicher Bußwecker! Sein Geschrei brachte Petrum zur Reue. Der andere Bußwecker war Christi Anblick. Sobald er Petrum ansah, rührte Er ihm das Herz. Petrus erinnerte sich Jesu Vorherverkündigung seiner dreimaligen Verleugnung; er ging hierauf in sich und kam zur Erkenntnis seiner Sünden. Er bekam von Jesu einen freundlichen An- und Gnadenblick. Daraus strahlte ihm eine große Liebe Jesu ins Herz. Diese wirkte von Stund an schmerzliche Reue und Buße; sein Herz zerschmolz ihm im Leibe wie Wachs; seine Gebeine hoben an zu zittern! die Tränen ergossen sich häufig in seinen Augen; die Hände rang und wand er ängstlich. Heiße Sonnenblicke ziehen gern Wasser und geben Regen: hier machen die Blicke der Sonne der Gerechtigkeit Petri Augen zu nassen Wolken; siehe, was für ein fruchtbarer Regen herausfällt! Milde Tränen, bittere Tränen, heiße Tränen vergießt er. Gerson sagt: Petrus sei in einen Winkel gegangen, und habe sich rein ausgeweint. Lyra will, so oft der Hahn gekräht, habe Petrus eine Betstunde angestellt, und so lange stehend zu Gott gefleht, bis der Hahn zum andern Mal gekräht. Solche heftige und bittere Tränen sollen ihm auch Schrunden ins Angesicht gemacht haben, dass man’s ihm Zeitlebens hat ansehen können.

Herr, ich habe gesündigt, wie Petrus; ich nehme auch, wie er, meine Zuflucht zu Deiner bis in den schmählichen Tod aushaltenden Treue; die müsse mir zu Statten kommen. Schenke mir aber nun auch ein bis in den Tod getreues Herz, und lass es meine größte Lust sein, eine Probe meiner Treue nach der andern gegen Dich abzulegen. Mit der Sorgfalt, mit welcher Du über Petrum wachtest, wollest Du, guter Hirt, auch über mich zu meiner gänzlichen Bekehrung wachen. Lass mich aber auch selbst über mein untreues Herz wachen, und mich vor der Gelegenheit zur Sünde hüten; denn ich sehe es wohl an Petro und habe es zu meinem großen Schaden schon oft selbst erfahren, dass es selten bei einer Sünde bleibt, und man immer tiefer hineinfällt. Amen. (Friedrich Arndt)


Wohl sein, froh sein, wollen und suchen alle Menschen, nur gewöhnlich da nicht, wo es zu finden ist. Ehe ein Mensch Vergebung der Sünden, von Gott in Christo, durch seinen Geist bezeuget und verpfändet, erhalten hat, kann ihm nirgend wahrhaft wohl, er kann nicht selig sein. Vergebung, Gnade erlangen, ist die Türe, der Anfang des wahren Wohlseins. Geht er in der Gnade fort, lässt er sich von seinem Erbarmer auch heilen von allen Gebrechen, auch stärken in aller Schwachheit, erleuchten in dunklen Wegen, reinigen, heiligen durch seinen Geist - gewöhnt er sich an Ihn, lernt in ihm bleiben, in ihm wandeln ohne Wandel, untadelig; so zeigt ihm der gute freundliche Heiland seine Gnadenschätze, seine Heilsgüter, und macht ihn trunken von den reichen Gütern seines Hauses; lässt ihn täglich mehr schmecken seine Freundlichkeit, schenkt ihm die göttliche Natur, den reinen heiligen Sinn, macht ihn seinem Ebenbilde gleichförmig an Gerechtigkeit, Seligkeit und Herrlichkeit. Und nun hat die Seele das wahre Wohlsein, die Freude und Seligkeit gefunden, die ihr nicht wird genommen werden. Sie ruht in Jesu Armen. Wer will sie daraus reißen? wer ihr die Freude nehmen? Wenn sie nicht selbst will, darf sie niemand aufwecken, niemand stören. Hohelied 2,7. (Johannes Evangelista Gossner)


Lebensströme fließen durch die arme Welt, auch in dein Leben, wenn es dem Herrn anvertraut wird. Sie machen dich fruchtbar für Gott. Die Sünde erstickt gute Regungen und Geistesantriebe; ist sie vertilgt, so kann Gottes edle Tat gedeihen. „Tilge aus meine Übertretungen!“ fleht der Demütige. Er kann keine Ruhe finden fern von Gottes Angesicht. Dass die Sünde nur scheidet und trennt, das steht ihm fest. Darum ringt er um Vergebung. Mögen dies viele für unnüchtern halten, was tut's? Der Gottverbundene weiß es, warum er in der Dürre ist, er kann sich nicht abhalten lassen, zu bitten, bis die Hindernisse entfernt sind und ihm vom Angesicht des Herrn eine Erquickung zuteil wird. Leider kranken Unzählige an geistiger Auszehrung, sie wissen es kaum mehr, dass ihr abnormaler Zustand den Heiligen Geist betrübt. O, wie nötig wären Erquickungen! Sie dürfen aber nicht mit künstlichen Mitteln herbeigeführt werden. Vom Angesichte des Herrn müssen sie kommen! Hier nur kann sich der Christ wahrhaft erholen. Jesus, die Lebenssonne, erwärmt durch und durch, dass Leib und Seele genesen. Viele sind aufgeregt, launisch und verstimmt, weil ihre Kraft versagt; könnten sie vor Gottes Angesicht wandeln, so würde ihr Innerstes gesättigt, es wäre ihnen wohl, Gott loben wäre ihnen ein köstlich Ding. Ohne Kampf dringst du nicht durch, hast du aber überwunden, so erquicken dich Ströme des Lebens. Es ist eine allgemeine Erfahrung aller Bekehrten, dass den Stürmen selige Zeiten folgen. O, höre auch du des Herrn Wort! (Markus Hauser)


Schuld, die nicht vergeben ist, ist Pein und fressendes Gift. Alles wird durch sie zerstört. Ich kann nicht glauben, wenn die unvergebene Schuld auf mir liegt. Ich kann nicht beten; denn sie steht zwischen mir und Gott. Ich kann nicht lieben; denn die Schuld sperrt mich in mich selbst hinein und zwingt mich zur Betrachtung meiner eigenen Not. Ich kann nicht arbeiten; wie sollte ich fähig sein, etwas Gutes zu wirken, während ich Sünder bin? Das ganze Leben stockt. Alles wird welk, kalt und zerdrückt unter der Last der unvergebenen Schuld. Darum sage ich mit dem Psalmisten: Wohl dem Menschen, dem die Sünde vergeben ist. Das ist die Hilfe, die alles erneuert, was in mir ist. Wie vergibt mir Gott? Er allein vergibt; ich kann nicht selber mir vergeben und kein Mensch hat dazu die Macht. Allein ich muss nicht fragen und kann nicht zweifeln, wo wir Menschen allzumal die Vergebung finden. Dazu ist Jesus gekommen und dazu ist Er gestorben und dazu auferstanden, damit ich dasjenige Wort Gottes empfange, das zu mir spricht: deine Sünden sind dir vergeben. Er hat alles getan, damit ich dieses Wort glauben kann. Darum stellte Er sich unter Gottes Gericht und trug sein Kreuz, darum vollendete Er seine Gemeinschaft mit uns bis in den Tod, darum gab Er uns auch sein letztes, sein Blut, damit ich weiß: Mein Sündigen hat ihn nicht von mir getrennt. Darum macht er auch seine Gnade in unserem Inneren mächtig und gibt es mir, dass ich an Ihn denke und Ihn nicht vergesse, an Ihn glaube und mich zu Ihm halte und Sein Werk; dann habe ich Lust und Recht, mit dem Psalmisten zu sagen: Wohl dem, dem die Sünde vergeben ist.
An Dir allein, heiliger Gott, habe ich gesündigt. Darum bist Du allein der, Der mir verzeiht, und Du hast uns dadurch vergeben, dass Du Deinen Sohn zu uns gesandt und uns zu Ihm berufen hast. Amen. (Adolf Schlatter)


Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist.

Habe kein Falsch in deinem Geist. Erkenne zuerst deine Schuld, die offenbaren Übertretungen von Gottes Geboten, um derentwillen du dich auch vor den Menschen zu schämen hast: den Ungehorsam und Undank, die Unehrerbietigkeit gegen deine Eltern, die Kränkung und Verletzung von Menschen, denen du hättest Liebe schenken sollen, das leichtfertige, unehrbare Wesen, die Lüge und Verleumdung des Nächsten, damit du sein Herz verwundet. Gehe dann tiefer, von diesen einzelnen Übertretungen auf die Wurzel, aus der sie alle wachsen: das arge, sündige Herz, das böse Gelüst, die argen Gedanken, die mit der Gottesfurcht und Gottesliebe und dem Gottvertrauen streiten, und die du dennoch hegst; die Leidenschaften, die in deinem Herzen schlafen und dich zu allem Bösen befähigen. Habe kein Falsch in deinem Geist. Erkenne deine Schuld. Täusche dich nicht über deinen Herzenszustand. Suche keine Entschuldigungen. Fasse den Vorsatz, die erkannte Sünde hinfort zu hassen und zu lassen. Wohl dem Menschen, in des Geist kein Falsch ist. Der spricht: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Der ist entschlossen, hinfort nicht mehr zu sündigen, sondern Gottes Gebote zu halten, und ihm zu dienen, und gehorsam zu sein voll Ernst und Wahrheit. Dessen Herz ist willig, die einzelne Übertretung: den Ungehorsam, die Zwietracht, die Trägheit, den Undank und die Untreue, hinfort zu hassen und zu lassen. Gott, du hast uns aufrichtig geschaffen. Schaff in uns ein reines Herz, in des Geist kein Falsch ist. Mach uns wahr und treu. Ziehe uns in das Licht vor deinem Angesicht, dass wir durch deine Wahrheit und Gnade von der Sünde frei werden, und dir dienen und danken mit einer neuen Gerechtigkeit. Amen. (Adolf Clemen)


O die Seligkeit einer erlösten, begnadigten Seele. Der Bann, der auf ihr lag, ist von ihr genommen. Die Scheidewand, die sie von Gott trennte, ist zerbrochen. Die heimliche, unerklärliche Angst des Gewissens, die alles Glück verbitterte und alles Leid doppelt schwer machte, ist geschwunden. Die Seele hat nun wieder Frieden mit Gott, sie hat die Gewissheit seiner Liebe und seiner Hilfe. Weil sie die Vergebung ihrer Sünde hat, weil sie nun nichts mehr von Gott scheidet, darum hat sie die Freudigkeit zu Gott und einen getrosten Mut und fühlt sich geborgen in aller Trübsal: Wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an mich gelangen. Du bist mein Schirm; du behütest mich vor Angst, dass ich errettet ganz fröhlich rühmen kann. Du hast mich von der größten Angst errettet; du hast mich wieder zu deinem Kind angenommen wer will mich scheiden von deiner Liebe! Deine Gnade zieht mich aus den Fluten der Trübsal, aus den Fluten des Todes auf die feste Höhe, da ich mich freuen und fröhlich rühmen und jubeln darf in Ewigkeit. Da werde ich es erst recht erkennen und rühmen: „Wohl dem Menschen, dem die Übertretungen vergeben, dem die Sünde bedeckt ist.“ So verleihe mir doch, barmherziger Gott, einen Geist, in dem kein Falsch ist. Gib mir ein Herz, das seine Sünde bereut und von ihr frei werden möchte. Lass auch mich es erfahren, wie frei die Seele ist, die du erlöst hast. Lass mich deine Gnade und Vergebung finden, und in der Vergebung Leben und Seligkeit; in deiner Gnade Behütung vor aller Angst, Errettung aus allem Elend, und nach allem Seufzer einen ewigen Lobgesang. Amen. (Adolf Clemen)

Auslegungen

1. Eine Unterweisung Davids. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. 2. Wohl dem Menschen, dem der HErr die Missetat nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist. 8. Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine, durch mein täglich Heulen. 4. Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird, Sela. 5. Darum bekenne ich dir meine Sünde, und verhehle meine Missetat nicht. Ich sprach: Ich will dem HErrn meine Übertretung bekennen. Da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde, Sela. 6. Dafür werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an dieselbigen gelangen. 7. Du bist mein Schirm; du wollest mich vor Angst behüten, dass ich errettet ganz fröhlich rühmen könne, Sela. 8. Ich will dich unterweisen, und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. 9. Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die nicht verständig sind, welchen man Zaum und Gebiss muss in das Maul legen, wenn sie nicht zu dir wollen. 10. Der Gottlose hat viele Plage; wer aber auf den HErrn hofft, den wird die Güte umfangen. 11. Freut euch des HErrn, und seid fröhlich, ihr Gerechten, und rühmt alle, ihr Frommen.

Der 32. Psalm ist 1), was er in seiner Überschrift heißt: Eine Unterweisung Davids. Denn David erfüllt in diesem Psalm seinen Vorsatz und Verspruch: Ich will die Übertreter Deine Wege lehren, und stellt also eine Unterweisung für alle bekümmerten Herzen, wie es im Gewissen vor und nach der Vergebung der Sünden hergehe, mithin wie viel Seligkeit und Süßigkeit in der Vergebung der Sünden liege. Zu diesem Ende stellt nun 2) David sein eigen Exempel und Erfahrung samt dem, was er darunter von den Wegen GOttes gelernt hat, so vor, dass sich Andere daraus eine Unterweisung nehmen können, V. 7. O Mensch, wo bist du? Steckst du noch in der Sünden Höhle, und machst dabei das Verleugnen und Verschweigen zu deinem Schirm und Zuflucht, oder bist du bei redlicher Erkenntnis und erlangter Vergebung der Sünden, unter GOttes Schirm zu stehen gekommen? 3) Führt David sodann GOttes eigene Worte an, womit Er ihm zugesprochen, und ihn in einen richtigen Gnadengang eingeleitet habe, welches er denn auch für die Unverständigen zu einer Warnung, und für die Gerechten zur Stärkung anwendet, V. 8. bis zum Schluss. O Mensch ist dirs um Vergebung der Sünden und deren heilsamen Gebrauch und dauerhaften Genuss zu tun; so merke fein auf GOttes Unterweisung, gnädige Leitung, stete Aufsicht, und schicke dich unter diesem mehr und mehr zu einem weichherzigen Gehorsam. Denn Unverstand, Herzens-Härtigkeit, Gewalt in etwas durchzureißen und seinen Eigensinn durchzusehen, Unachtsamkeit gegen GOttes Züge hält einen Manchen auf, dass er der Vergebung seiner Sünde nicht oder doch nicht dauerhaft froh werden kann.

Vergeben geht auf den Sünder selbst, Bedecken auf Anderer Anblick. In dem erwachten und von GOtt getrösteten Gewissen hat der Trost der Vergebung allen feindseligen Argwohn gegen GOtt hinweggenommen. (Karl Heinrich Rieger)

Predigten

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at/19/psalm_32_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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