Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » at » Psalter » Psalm 30,6
Zuletzt angesehen: Psalm 30,6

Psalm 30,6

Psalm 30,6

Andachten

Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens die Freude.

Weil auf dem Erdboden immer viel Jammer ist, so wird auch ohne Zweifel der gegenwärtige Abend von vielen Menschen mit Weinen zugebracht, und dieses Weinen kann auch in der Nacht, welche einbricht, von Einigen fortgesetzt werden. Wenden sie sich aber unter ihrem Weinen zu Gott, dürsten sie dabei nach Seinem Trost, schütten sie ihr Herz in ihrer Betrübnis vor Ihm aus, so kann es geschehen, dass am nächsten Morgen eine Freude in ihrem Herzen anbricht, wenn nämlich der Heilige Geist ihre Herzen durch einen evangelischen Zuspruch kräftig tröstet, und sie etwa auch eine Hilfe in der Nähe oder von Weitem erblicken lässt. Auf diese Weise kann der obenstehende Spruch nach dem Buchstaben an Einigen erfüllt werden. Ohne Zweifel darf er aber auch als ein Sprichwort oder als eine verblümte Rede erklärt werden. Man weint zuweilen auch des Morgens oder Mittags, wie denn auch David Ps. 55,18. sagt: des Abends, Morgens oder Mittags will ich klagen und heulen, so wird der HErr meine Stimme hören. Man mag aber zu einer Tageszeit weinen, zu welcher man will, so darf man an das Wort gedenken: den Abend lang währt das Weinen; aber des Morgens die Freude. Wenn man weinet, so ist’s gleichsam Abend. Die Sonne scheint nicht mehr, Finsternis nimmt die Seele ein, und diese stellt sich vor, der Zorn Gottes breche nun über sie aus. Allein dieses Alles währt nicht lange: der Zorn Gottes währt einen Augenblick, und nach dem Abend der Traurigkeit folgt wieder ein Morgen der Freude. Jener Augenblick wird bei der Vergleichung mit heiteren Stunden, noch mehr aber in der Vergleichung mit der freudenvollen Ewigkeit berechnet und erkannt: und gleich wie der Abend von dem Morgen nicht weit entfernt ist, also ist auch die Zeit des Weinens von der Zeit der Freude, da die Sonne gleichsam wieder aufgeht, und der HErr Sein Antlitz wieder leuchten lässt, nicht weit entfernt. Zwar denkt zuweilen ein weinender Mensch, er könne nimmer aufhören zu weinen, und ein Trauernder, er wolle nimmer aufhören zu trauern: ist er aber ein wahrer Christ, und hat der Heilige Geist das Regiment in seiner Seele, so kann er seinen Vorsatz nicht ausführen, er kann’s nicht hindern, wenn ihm der Heilige Geist dasjenige, worüber er geweint hat, auf einer heiteren oder wenigstens erträglichen Seite vorstellt: ja er muss es leiden, wenn dieser göttliche Geist ihm den Sack gleichsam auszieht, und ihn mit Freuden gürtet, wie von David V. 12. gesagt wird. Nur ein steifer Eigensinn kann das Trauern, welches alsdann ein ungläubiges Murren wider Gott ist, ganze Monate und Jahre durchsetzen. An einem Gläubigen aber wird immer das Wort erfüllt: den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens die Freude. Wenn er auch die Freude und Wonne nicht ergreifen kann und mag, so ergreift die Freude und Wonne ihn, wie Jes. 35,10. gesagt wird: und wenn er seinen Mund zum Heulen und Klagen lange genug gebraucht hat, so macht der HErr selbst seinen Mund wieder fröhlich (Ps. 103,5.), dass er des HErrn Lob aussprechen, und Ihm fröhlich singen kann. Bei der Aufnahme in die selige Ewigkeit wird einem Christen ein heiterer Morgen der Freude anbrechen, auf den kein trauriger Abend mehr folgen wird. Man wird zwar alsdann dasjenige, worüber man bei Leibesleben geweint hat, wie Abraham Luk. 16,25., etwas Böses nennen; doch aber mit Gottes Führung zufrieden sein, und nimmer weinen können, weil Gott alle Tränen von den Augen abwischen wird. (Magnus Friedrich Roos)


Lieber Christ! Wenn du in der Nacht der Trübsal trauerst, so hoffe auf den Morgen; tröste deine Seele mit der Aussicht auf die Zukunft deines Herrn. Sei geduldig, denn „Des Menschen Sohn wird kommen In seiner Herrlichkeit.“ Sei geduldig! Der Landmann harrt, bis er die Ernte einbringe. Sei geduldig, denn du weißt ja, wer Der ist, der gesagt hat: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Und wenn du jetzt noch so elend wärest, so fasse Mut! „Hebet eure Häupter auf, Die Erlösung ist nicht ferne!“ Vielleicht ist jetzt dein Haupt mit mancherlei Dornen der Trübsal gekrönt; aber einst wird es eine Sternenkrone tragen, und es dauert bis dahin nicht mehr so lange. Oder ist deine Hand von vielen Sorgen beschwert? bald wird sie die Saiten der himmlischen Harfe rühren. Deine Kleider mögen vom Staub und Schmutz dieser Welt befleckt sein; sei getrost, einmal werden sie schneeweiß werden. Warte nur noch ein wenig. O, wie unbedeutend werden unsere Prüfungen und Leiden uns einst scheinen, wenn wir darauf zurückblicken? Wenn wir sie jetzt in der Nähe betrachten, wie unermesslich kommen sie uns noch vor; wenn wir aber zum Himmel eingehen, dann werden wir rühmen: „Nun sind die Tränen ausgeweint, Dem treusten Freund bin ich vereint!“ Alsdann werden unsere Leiden uns als leichte und bald vorübergehende Heimsuchungen erscheinen. Darum mutig vorwärts! Und wäre die Nacht auch noch so finster; es kommt der Morgen, der weit mehr ist, als alle Vorstellung derer ahnt, die verschlossen werden in die Finsternis der Hölle. Weißt du, lieber Leser, was es heißt, von der Zukunft leben, von der Hoffnung sich nähren - den Himmel zum Voraus genießen? Seliges Glaubenskind, wenn du eine solche gewisse, eine solch tröstliche Hoffnung hast! Jetzt mag dir alles düster erscheinen, aber bald wird's helle werden; jetzt ist vielleicht überall um dich her Trübsal, aber bald schwebst du in einem Meer der Wonne. Was tut's auch, „ob den Abend lang währt das Weinen?“ denn es kommt „des Morgens die Freude.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Denn sein Zorn währet einen Augenblick, und in seiner Huld ist Leben; den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude.
Ein Augenblick unter dem Zorn unsres Vaters scheint sehr lang, und doch ist es im Grunde genommen nur ein Augenblick. Wenn wir seinen Geist betrüben, so können wir sein Lächeln nicht erwarten; aber Er ist ein Gott, der bereit ist zum Vergeben und bald alle Erinnerung an unsre Fehler auslöscht. Wenn wir vor seinem Missfallen dahinsinken und dem Tode nahe sind, so gießt seine Huld uns neues Leben ein.

In diesem Verse ist noch ein andrer halb bebender Ton. Unsre Nacht des Weinens verkehrt sich bald in freudigen Tag. Kürze ist das Kennzeichen der Barmherzigkeit bei der Züchtigung der Gläubigen. Der Herr liebt es nicht, die Rute bei seinen Erwählten zu gebrauchen; Er gibt einen oder zwei Schläge, und alles ist vorüber; ja, und das Leben und die Freude, welche dem Zorn und dem Weinen folgen, sind mehr als Ersatz für den heilsamen Schmerz.

Komm, mein Herz, beginne dein Halleluja! Weine nicht die ganze Nacht hindurch, sondern trockne deine Augen im Vorgefühl des Morgens. Diese Tränen sind Tautropfen, die uns ebenso viel Gutes bedeuten, wie die Sonnenstrahlen am Morgen. Tränen machen das Auge klar für den Anblick Gottes in seiner Gnade; und machen das Erscheinen seiner Gunst umso kostbarer. Eine Nacht des Leides erzeugt jene Schatten des Gemäldes, durch welche die lichten Stellen deutlicher hervortreten. Alles steht wohl. (Charles Haddon Spurgeon)


Sein Zorn währt einen Augenblick, und Er hat Lust zum Leben.
Die Schrift nennt auch die Züchtigung und Trübsal der gläubigen Kinder Gottes einen Zorn, darum, auf dass wir wissen sollen, Gott sei ein gerechter Gott, und nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt. Es ist aber wahrhaftig kein Zorn, sondern eine Vater-Rute, oder ein Vater-Zorn, mit Gnade und Liebe vermischt. Die Gläubigen sind nicht unter dem Zorne, sondern unter der Gnade; deshalb die Trübsale, so den Gläubigen widerfahren, die kommen nicht aus Zorn, sondern aus Erbarmung. Denn Gott kann es aus großer Liebe nicht lassen, uns zu züchtigen, damit Er uns zu Sich ziehe, und durch das Kreuz herrlich mache und heilige, denn dadurch empfangen wir die Heiligung. Aber Sein Zorn währt nur einen Augenblick, verstehe, gegen Seine Kinder, weil allezeit mehr Gnade und Erbarmung bei Gott ist, denn Zorn. Gottes Strafe ist allezeit geringer als unsere Sünden, denn Er hat Lust zum Leben. Gott ist das Leben selbst, darum hat Er keine Lust zum Tode und Verderben des Menschen, sondern Sein Wille und Wohlgefallen ist das Leben. Das ist nun ein herrlicher Trostgrund, damit uns Gott in unsern Sünden und im Kreuze trösten und aufrichten will. Dein Gott ist ein barmherziger Gott, darum wird Er dich nicht lassen verderben.

Handel mit mir, wies dünket Dir; durch Dein Gnad will ichs leiden; lass mich nur nicht dort ewiglich von Dir sein abgescheiden. (Johann Arnd)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
at/19/psalm_30_6.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain