Psalm 24,3
Andachten
Wer wird auf des Herrn Berg gehen? und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich. Der wird den Segen vom Herrn empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils.
Des Herrn Berg, das ist die stille, heilige Höhe des Anrufens, Betens, Lobens und Dankens, dem offenen Himmel nahe, da die Weltsorge und Weltlust unten bleibt. Die heilige Stätte, die ist, wo das Wohlgefallen Gottes sich neigt über betende Seelen und gibt sich kund in den Tröstungen aus der oberen, zukünftigen Welt. Die Liebhaber der Sünde und der Welt haben da keinen Zugang, denn sie können nicht heilige Hände aufheben, und ihre unreinen lüsternen Herzen fragen nicht nach Gott, sie fürchten den Berg und meiden die heilige Stätte. Zuvor muss das Blut Christi Hände und Herzen rein waschen von aller Sünde. Das Zöllner-Gebet ist der Weg zum Berge des Herrn, und der Pharisäer, obwohl er stand im Tempel, war weit, weit von der heiligen Stätte. Die Gebetlosigkeit ist das furchtbare Elend der Welt und ihrer Kinder. Was hilft alle Klugheit, Bildung, Wissenschaft, wenn Du nicht beten kannst? Nur die auf des Herrn Berg betende Hände aufheben, und an der heiligen Stätte ihre Knie beugen, empfangen den Segen vom Herrn und Gerechtigkeit von dem Gott ihres Heils. Ohne Segen hinleben, das ist, ohne Vergebung der Sünden sein; ohne Gerechtigkeit sein vor dem Gott des Heils, das ist, ein Kind des Zornes sein, ohne Frieden und Freude! Davor bewahre uns, lieber himmlischer Vater! Wehe aber Denen, die in der Sterbenszeit keinen Zugang haben und kommen zu dem Berge des Herrn und zu der heiligen Stätte und können sich nicht hinauf- und hindurchbeten, ob's auch wäre mit unaussprechlichem Seufzen. Rogate! das sei unser Wegweiser durch die Zeit bis in die Ewigkeit! Amen! (Nikolaus Fries)
Wer wird auf des Herrn Berg gehen? und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte! Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist.
Solche und ähnliche Zeugnisse Gottes in der Heiligen Schrift benehmen billig der unreinen Natur allen ihren falschen Trost und irrigen Wahn, darin sie hoffet, doch wohl ohne ein rein Herz in den Himmel zu kommen samt ihrem Unrat und sündigen Nock des Fleisches. Denn es wird in der ganzen Bibel behauptet, dass kein Unreiner und Unheiliger könne in Gottes Reich eingehen, er behelfe sich, womit er nur wolle. Doch müssen wir auf die rechte Reinigkeit merken. Gott fordert am allerersten das Herz. Denn Gottes Sohn spricht nicht: selig sind, die reine Worte und scheinbare Werke tun, sondern die ein rein Herz haben. Das Herz aber bedeutet das Innerste und Beste in der Seele, den tiefsten Grund, den ganzen Sinn des Menschen. Aus dem reinen Herzen kommen dann auch als aus dem gereinigten Brunnenquell reine Reden, reine Taten. Wem es nun um sein ewiges Heil ernstlich zu tun ist, der wird allezeit genau nach dem Grund des Herzens graben und auf die Wurzel sehen, was sich in ihm verborgentlich rege und zeige. (Gottfried Arnold.)