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Psalm 22,15

Psalm 22,15

Andachten

Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Gebeine haben sich zertrennet; mein Herz ist in meinem Leibe zerschmolzen wie Wachs. Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat sich um mich gemacht. Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

So klagte David im Namen des Messias, vorhersehend seine Leiden, wie ihn die Kinder Israel einst umringen und ihn an den Pfahl des Kreuzes annageln würden. Haben die Alten das erst zukünftige Leiden des Erlösers schon so lange voraus im Geiste betrachtet und darauf hingedeutet, da ihnen doch nur Bruchstücke, und die nur in dunkeln Bildern, im Geiste bekannt waren; wie sollen wir seine Leiden alle ohne Unterlass unsern Gemüts-Augen vorschweben lassen und beherzigen, ohne auch nur den geringsten Umstand seiner Marter zu übersehen. Liebes Herz! sieh da deinen Heiland, wie er, der seine Hände so oft ausstreckte, um zu heilen und gesund zu machen, nun dieselben Hände willig darstreckt, um sie für dich annageln zu lassen an das Kreuz, an dem du sogar nicht aushalten willst. Der Schmerz, den er durch die Hammerschläge empfand, die ihm die spitzigen Nägel durch seine immer segnenden und wohltuenden Hände und Füße trieben, dieser Schmerz durchdringe deine Seele und heile sie von allen Begierden zur Lust und Freude der Welt. Ergreife diesen Hammer und diese Nägel immer wieder im Geiste, wenn deine Hände sich nach verbotener Lust ausstrecken, oder deine Füße den Irrweg wandeln wollen; wenn eine Begierde des Fleisches, wenn Eigenliebe rc. sich in dir meldet, und hefte sie damit an das Kreuz Christi. So wirst du mit Christo gekreuzigt und also auch mit ihm leben. So lehren seine angenagelten Hände deine Hände streiten; so bewahren seine durchbohrten Füße deine Füße vor dem Ausgleiten. Wenn du aber die böse Lust in dir leben lässt, was hilft es dir, dass dein Heiland am Kreuze hängt? Welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. (Galater 5,24. und Römer 6,6.) (Johannes Evangelista Gossner)


Hat je Himmel und Erde einen schmerzlicheren Anblick erlebt? An Seele und Leib fühlte sich unser Herr matt wie Wasser, das auf den Boden geschüttet wird. Das Aufrichten des Kreuzes und seine Befestigung in der Erde hatte seinen armen Körper aufs heftigste erschüttert, hatte jede seiner Muskeln auseinander gerissen, alle seine Nerven aufs furchtbarste aufgeregt, und alle seine Gebeine mehr oder weniger verrenkt. Von der Last seines eignen Leibes gemartert, fühlte Er, wie während sechs langer, banger Stunden jeder Augenblick die Qual steigerte. Das Gefühl der Ermattung und der körperlichen Schwäche war übergroß; Er war in seinen eignen Augen nichts mehr als lauter Elend und ohnmächtiges Siechtum. Als einst Daniel das große Gesicht erblickte, beschrieb er seine Empfindung mit diesen Worten: „Es blieb aber keine Kraft in mir, und ich ward sehr ungestaltet und hatte keine Kraft mehr;“ wieviel mehr musste unser größerer Prophet zittern und zagen, als Er das erschreckliche Gesicht schaute vom Zorn Gottes und diesen Gerichtszorn in den eignen Eingeweiden wüten fühlte! Für uns wären solche Empfindungen, wie unser Herr sie schmecken und trinken musste, unerträglich gewesen, und eine barmherzige Ohnmacht hätte sich unser erbarmt; Er aber war verwundet und fühlte bei vollem Bewusstsein das bohrende Schwert; Er trank den Kelch, und kostete jeden Tropfen seiner Hefe.

„Ach, das hat unsere Sünd'
Und Missetat verschuldet,
Was Du an unserer Statt
Aus freier Lieb' erduldet!“

Wenn wir jetzt vor dem Thron unseres erhöhten Heilands liegen, so wollen wir bedenken, womit Er diesen Thron zu einem Thron der Gnade für uns zubereitet hat; wir wollen im Geiste seinen Kelch trinken, damit wir mögen Stärkung empfangen für die Trübsalsstunden, die unser warten. An seinem natürlichen Leibe litt jedes Glied, und so muss auch seine Gemeinde, das ist sein geistlicher Leib, in jedem ihrer Glieder teilhaben an seinem Leiden; aber gleichwie sein Leib aus allen Schmerzen und Leiden unversehrt hervorging zur Herrlichkeit und Kraft, so wird auch sein geistlicher Leib unversehrt durch den Feuerofen gehen, und wird an seinen Gliedern kein Brand zu riechen sein. (Charles Haddon Spurgeon)


Mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.
Unser hochgelobter Herr litt unter einer furchtbaren Zerknirschung und Zerschmelzung seiner Seele. „Wer ein fröhliches Herz hat, der weiß sich in seinem Leiden zu halten; wenn aber der Mut liegt, wer kann es ertragen?“ Eine tiefe Niedergeschlagenheit des Geistes ist das schwerste aller Leiden; alles andre ist nichts dagegen. Wohl mochte der leidende Heiland zu seinem Gott schreien: „Sei nicht ferne von mir; denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer.“ Mehr als zu jeder andern Zeit hat ja ein Mensch seinen Gott nötig, wenn ihm das Herz im Leibe zerschmilzt vor Schwermut. Lieber Bruder, komm jetzt mit mir zum Kreuz, und bete demütig den König der Herrlichkeit an, der einmal viel tiefer eingetaucht war in geistige Nöten und innerliche Ängsten, als irgendeiner unter uns; und achte, wie Er so ganz dazu angetan ist, ein treuer Hoherpriester zu werden, der da Mitleiden haben könnte mit unserer Schwachheit. Möchten doch vor allem jene unter uns, deren Traurigkeit in der Entziehung des Gefühls von der Liebe des Vaters ihren Grund hat, in einen vertraulichen und innigen Umgang mit dem Herrn Jesu treten. Gebet nicht Raum der Verzweiflung, denn unser Meister ist uns durch alle Dunkelheiten hindurch vorausgegangen. unsere Seelen mögen wohl manchmal von Ungeduld und Furcht gequält werden und fast verschmachten vor Sehnsucht, ob sie das Licht vom Angesicht des Herrn erblicken möchten; aber dann wollen wir uns aufrichten an der lieblichen Gewissheit, dass unser großer Hohepriester Mitleid mit uns hat. unsere Angsttröpflein müssen verschwinden vor dem Meere seiner Leiden; aber wieviel höher sollte eben darum unsere Liebe steigen! Brich herein, du starke und tiefe Jesusliebe, wie das Meer heraufwallet zur Flutzeit, überströme alle meine Kräfte, ersäufe alle meine Sünden, schwemme hinweg alle meine Sorgen, hebe empor meine erdengefesselte Seele, und trage sie hinauf zu meines Herrn Füßen, und lass mich dort zurück als eine arme zerbrochene Schnecke, die seine Liebe aus dem Meeresgrund herausgespült hat, - die unwert und unwürdig, Ihm nur zuflüstern möchte, dass sein lauschendes Ohr in ihr den schwachen Widerhall vernehmen könne von den mächtigen Wogen seiner Liebe, die mich zu seinen Füßen hingelegt hat, mir zur ewigen Wonne und Seligkeit. (Charles Haddon Spurgeon)

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