Psalm 19,8
Andachten
Das Gesetz des Herrn erquickt die Seele. Die Gebote des Herrn erfreuen das Herz.
Aus Gottes Hand kommt nichts, was uns quält und lähmt. Spricht sein Gesetz zu mir, dann will ich es mit frohem Jubel begrüßen. Gottes Willen kennen, – ich wäre ja ein gottloser Narr, wenn ich Ihm dafür nicht mit ganzer Seele dankte. Gottes Willen tun, – ich müsste meine eigensüchtige Begehrung zu meinem Willen machen, wenn ich das eine Last hieße, die mich bedrückt. Oder habe ich mich jetzt von Paulus getrennt und seine Warnung vergessen, die mir nicht zulässt, dass ich mich auf das Gesetz stütze und im Gesetz meinen Heiland suche, der mich in Gottes Wohlgefallen bringen soll? Die Übertretung, sagt mir Paulus, entsteht am Gesetz, und ich weiß, dass es so ist. Aber die Sünde entsteht deshalb am Gesetz, weil es Gottes gute Gabe ist. Weil das Gesetz heilig ist und das Gebot heilig und gerecht und gütig ist, darum ist mein Widerspruch gegen das Gebot Schuld. Versündigung entsteht aber nicht nur am Gesetz, sondern an jeder Gabe Gottes, an den natürlichen wie an den geistlichen. Weil Gott mir meinen Leib gegeben hat, kann ich ihn missbrauchen. Weil er mir die Lebensmittel reicht, kann ich mich an meinen Besitz verkaufen. Weil mir die Vergebung geschenkt ist, kann ich Gottes Gnade zuchtlos verderben. Weil wir das Evangelium haben, kann ich aus ihm einen eigensüchtigen Ruhm und boshaften Zank machen. Sind deshalb Gottes Gaben nicht die Erquickung meiner Seele und die Freude meines Herzens? Wie ich das Evangelium nicht schelten darf, weil ich mich an ihm versündige, so darf ich Gottes Gesetz nicht missachten, weil ich ihm widerstrebe. Mich habe ich zu schelten, nicht das Gesetz, mich zu hassen, nicht meine Pflicht. Das tiefe, mich reinigende Leid, das das Gesetz mir bringt, wird mir gerade dann zuteil werden, wenn ich mich auch an ihm freuen kann und es im tiefsten Inneren verspüre: Dein Gesetz erquickt die Seele.
Schmerzen und Bitterkeit entstehen, wenn ich auf mich selber sehe. Erquickung und Freude entspringen an dem, was Du uns gibst. In Deinem Gebot, Herr, Gott, das uns kundtut, wie wir Dir gehorchen, leuchtet Deine göttlich große Gnade. Ich bitte Dich, mache es in mir zum Gesetz des Geistes, das mich mit Kraft dir folgsam macht. Amen. (Adolf Schlatter)
Das Gesetz des HErrn ist ohne Wandel.
Ohne Wandel heißt: Unbefleckt, heilig, gerecht, vollkommen, es hat nichts unrechts oder eitles in sich. Dieses gibt uns eine schöne Lehre von dem herrlichen Nutzen des heiligen Worts Gottes, dass, wenn wir dasselbe in das Herz fassen, so dürfen wir nicht befürchten, dass wir etwas unreines und beflecktes in das Herz gefasst haben, dadurch es befleckt und verunreinigt werden könne, wie da sind menschliche Bücher, (z. B. Romanen rc.) darinnen viel Eitelkeit und solche Dinge stehen, die zur Hoffart, zum Ehrgeiz und zur Wollust reizen: Sondern wenn wir Gottes Wort im Herzen haben, so haben wir ein solches lauteres und reines Wort, das unsere Seele nicht allein nicht beflecket, sondern das sie vielmehr heiliget und reiniget, vor allem Irrtum und Verführung bewahrt; das auch die Seele nicht betrübt, sondern vielmehr erquickt, tröstet und erfreut, ja dieselbe von der Welt abwendet zu Gott, als zu ihrem Ursprung, weil die Seele nichts erquicken kann, als Gott, und weil sie sich auch nirgends in etwas anderem, als in Gott erfreuen kann. (Johann Arnd)
. Das Zeugnis des HErrn ist gewiss, und macht die Albernen weise.
Gottes Wort ist ein unfehlbares, wahrhaftiges, unbetrügliches Zeugnis, welches zeugt von Gottes Gnade und Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit (in Christo) und ist so gewiss, dass ehe Himmel und Erden vergehen. müssen, (ehe es nicht sollte erfüllt werden.) Deswegen sollen wir Gottes Wort als ein wahrhaftiges Zeugnis Gottes annehmen, und demselben von Herzen Beifall und Glauben geben, ob es gleich wider unsere Vernunft und wider unsern Verstand läuft. Denn Gott kann überschwänglich tun, über alles, das wir bitten und verstehen. Darum sollen wir an alle demjenigen, was Gottes Wort von Gott und Seinen Verheißungen zeugt, nicht zweifeln, nach dem Beispiel Abrahams, der nicht zweifelte an der Verheißung, sondern war stark im Glauben, gab Gott die Ehre und glaubte auf Hoffnung wider die Hoffnung, Hebr. 11,8. Solche Gläubige sind zwar vor der Welt albern; aber eben solche Alberne macht dieses Wort weise, das ist: Denjenigen, die sich nicht auf eigene Weisheit, Klugheit, Gerechtigkeit und Vermögen verlassen, offenbart es die ewige göttliche Weisheit.
Er lässt offenbaren als unser höchster Hort uns, die wir Toren waren, das himmlische Wort. Wie groß ist Seine Güt! Nun können wir Ihn kennen und unsern Vater nennen, Der uns allzeit behüt. (Johann Arnd)