Der HErr ist groß, und sehr löblich, und Seine Größe ist unaussprechlich.

Der HErr ist ein großer König über alle Götter, Ps. 95,3., das ist über alle Engel und Regenten, deren jeder in seinem Maße auch groß ist. Er hat eine große Güte, Ps. 145,7.; eine überschwängliche Kraft, Eph. 1,19.; Er ist groß von Rat, und mächtig von Tat, Jer. 32,19. Mit solchen Ausdrücken lehrt die Heilige Schrift, dass Gott die höchste und unumschränkte Gewalt über Alles habe, und dass alles Gute in Gott unendlich und unermesslich sei. Eben deswegen ist Er aber auch sehr zu loben. Wenn es möglich wäre, dass ein vernünftiges Wesen Gott erkennte und anschaute, welches noch keine Wohltat von Ihm empfangen hätte, so müsste es doch Gott wegen Seiner Größe, oder wegen Seiner unermesslichen Vortrefflichkeit und Herrlichkeit loben: wie viel mehr sollen es Seine Geschöpfe tun, welche ihr Wesen und Alles, was sie genießen, von Ihm empfangen haben. Doch soll Niemand, der den HErrn lobt, meinen, er könne Seine Größe erforschen, folglich durch menschliche Worte genugsam erklären. Es ist in Gott eine Tiefe, die Niemand ergründen, eine Höhe, die Niemand übersehen kann. Es gibt einen unerforschlichen Reichtum Christi, Seine Liebe übertrifft alle Erkenntnis. Kein erschaffener Geist, sondern der Geist Gottes erforscht alle Dinge, auch die Tiefe der Gottheit. Wenn ich also die Güte, die Kraft, die Weisheit Gottes als groß erkenne, so soll ich glauben, dass dieses Alles noch größer sei, als ich’s erkenne, und wenn meine Erkenntnis wächst und endlich vollkommen wird, so wird Gott noch immer größer bleiben, als meine Erkenntnis. Wie töricht ist’s also, wenn die Menschen wollen Gottes Ratgeber sein, oder wenn sie außer demjenigen, das Er geoffenbart hat, erraten wollen, was Ihm gezieme, oder was Er tun werde und wolle. Hier macht Gott zu Nichte die Weisheit der Weisen, und verwirft den Verstand der Verständigen. Er macht die Weisheit der Welt zur Torheit (1 Kor. 1,19.20.), weil Er gar anders handelt, als die Welt meint, dass Er handeln werde und solle, welches durch nichts deutlicher erwiesen worden, als durch die Erlösung des menschlichen Geschlechts, von welcher Niemand gedacht hätte, dass sie durch die Kreuzigung des Sohnes Gottes werde ausgeführt werden. Ach, dass wir immer Licht genug hätten, Gott allein als unaussprechlich groß zu erkennen. Es gibt ja wohl auch große Leute in der Welt, an denen sich Viele so vergaffen, dass sie Gottes dabei vergessen. Haben diese großen Leute etwas von Gaben und Gewalt, so soll man sie deswegen in gewissem Maße verehren, aber auch erkennen, dass es nur in Gottes Hand stehe, Jemand groß und stark zu machen (1 Chron. 30,12.). Übrigens ist die von Gott abhängende Größe der Menschen gegen der göttlichen Größe für nichts zu rechnen. Es verfehlen auch viele Großen in der Welt ihres Zwecks; sie wägen weniger denn nichts in der Wage Gottes; sie sind Herren über andere Menschen, und Knechte der Sünde und des Satans. Und wie viele Toren gibt es, die, ohne eine Gewalt zu haben, sich einbilden, an Weisheit groß zu sein, und bei dieser Einbildung verloren gehen! Das göttliche Licht zeige uns Alles in seiner wahren Gestalt, und, wenn dieses geschieht, so werden wir Gott in traurigen und fröhlichen Tagen loben, Ihn über Alles fürchten und lieben, und auf Ihn unser höchstes Vertrauen setzen. Es ist nicht nötig, dass wir Alles, was in Gott ist, erforschen und aussprechen können, denn auch dieses, dass Seine Größe unaussprechlich ist, gereicht zu Seiner Ehre und unserer heilsamen Demütigung. (Magnus Friedrich Roos)