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Psalm 145,18

Psalm 145,18

Andachten

Der HErr ist nahe Allen, die Ihn anrufen.
Es wird in diesem Psalm die unaussprechliche Größe Gottes, Seine Gewalt, Seine herrliche schöne Pracht, Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit, und Sein ewiges Reich hochgepriesen. Bei solchen Vorstellungen könnte aber ein schwacher Menschenverstand stocken und ungewiss sein, wessen er sich zu dem großen und gewaltigen Gott versehen, und wie er Ihm begegnen solle; darum zieht David Alles wieder in eine fassliche Enge zusammen, indem er sagt: der HErr ist nahe Allen, die Ihn anrufen. Bleibe also nicht mit einer Betäubung vor dem großen und herrlichen Gott stehen, begehre auch Seine Größe und Herrlichkeit nicht zu übersehen. Genug ist’s, wenn du einen heilsamen Eindruck zur Furcht Gottes V. 19. davon bekommst. Ruhe Ihn aber an als deinen Gott und HErrn, und als deinen Vater. Rufe Ihn mit Ernst oder in der Wahrheit an, so dass dein Mund und dein Herz, und beide mit dem geoffenbarten Willen Gottes übereinkommen, und dein Vertrauen auf Seine Verheißungen, die in Christo Jesu Ja und Amen sind, gegründet sei. Rufe Ihn an, denn der unaussprechlich große und herrliche Gott ist nahe denen, die Ihn anrufen. Er ist ihnen nahe nach Seiner Allgegenwart, und bedarf also nicht, dass sie laut schreien: Er ist nahe, und weiß also, was sie bitten, und es ist auch ihr Seufzen und stilles Verlangen Ihm nicht verborgen. Er ist aber so nahe, dass sie Sein göttliches Wesen, welches lauter Licht und Liebe ist, fühlen können. In diesem Verstand naht Er sich zu ihnen, wenn sie sich anbetend zu Ihm nahen. Die Anrufung Gottes ist also das gewisseste Mittel, eine Empfindung von dem göttlichen Wesen zu bekommen, und wenn diese Empfindung auch eine Bestrafung und Zermalmung in sich fasst, so ist sie heilsam; wenn sie aber erquicklich ist, so ist sie der Himmel auf der Erde, und ein Vorschmack des ewigen Lebens. Freilich wenn man nur mit seinem Munde zu Gott naht, und mit den Lippen Ihn ehrt, mit dem Herzen aber ferne von Ihm bleibt, so kann sich Gott der Seele nicht als ein wahrer Gott offenbaren, und man lebt gleichsam ohne Gott in der Welt. Die wahrhaftigen Anbeter aber, die Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, empfinden, dass Gott als ein lebendiger Geist ihnen nahe sei. Die Israeliten empfanden dieses Nahesein Gottes am völligsten im Tempel, wo Gott Seine Wohnung hatte, und gingen deswegen, um ihrer Schwachheit aufzuhelfen, sehr gern in den Tempel, um darin zu beten: allein David hat seinen Ausspruch nicht an den Tempel, oder die Stiftshütte gebunden, welche ohnehin von Vielen wegen der Entfernung nur selten besucht werden konnten, sondern überhaupt gesagt: der HErr ist nahe Allen, die Ihn anrufen. Er hat aber auch V. 19. hinzugesetzt: Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, Er hört ihr Schreien und hilft ihnen. Neben der Erquickung also, die man durch das anbetende Zunahen zu Gott erlangt, hat man auch eine Erhörung des Gebets und eine tätige Hilfe von Ihm zu erwarten. Wer sollte also nicht die Anrufung Gottes und das Bitten für eine höchst schätzbare Übung des Glaubens, und die Erlaubnis dazu für eine sehr große Wohltat halten? (Magnus Friedrich Roos)


“Der Herr ist nahe Allen, die ihn anrufen, Allen, die ihn mit Ernst anrufen. Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, erhöret ihr Schreien und hilft ihnen.“
Es kann kein Christentum sein ohne Gebet. Was der Odem ist für den Leib, das ist das Gebet für die Seele. Wo der Odem stocket und schwer aus- und eingeht, da steht es schlimm um den Leib, und wo es mit dem Beten nicht mehr gehen will, schlimm um die Seele. Wenn aber der Odem gar stille steht, ist der Leib tot, und wenn ich nimmer bete, dann ist's mit meinem Christentum aus und vorbei. Das Gebet ist mir der Schlüssel zu Gottes Herzen und die Hand, mit der ich die himmlischen Vorratskammern öffne und allen Reichtum an irdischen und himmlischen Güter n herausnehme. Nicht jedes Gebet aber ist Gott dem Herrn wohlgefällig. „Ihr bittet, und krieget nicht,“ spricht Jakobus, „darum dass ihr übel bittet.“ Der Herr ist nur denen nahe, die ihn mit Ernst anrufen. Mein Gebet muss ernstlich sein. Es muss geschehen in aller Andacht des Herzens, denn Gott höret die Worte des Gebetes nicht, es sei denn, dass sie der Betende zuvor selber gehört hat. Herz und Gedanken müssen bei dem Herrn sein. Also betete Hanna, Samuels Mutter, dort in der Stiftshütte und der Herr hörte. Mein Gebet muss aussteigen aus demütigem Herzen, denn ich stehe vor des Herrn Tür als ein Bettler und Sünder, der nichts fordern kann, sondern mit dem Zöllner an die Brust schlagen muss, der mit Jacob bekennen muss: Ich bin viel zu geringe aller Barmherzigkeit und Treue, die du, Herr, an deinem Knechte getan. Ob, wie und wann er mein Bitten erfüllet, ich stelle es ihm anheim. Gläubig und freudig muss ich hintreten vor den Thron des himmlischen Vaters, aus dessen Munde, so ich nach seinem Willen, in Jesu Namen bitte, mir stets ein Amen ertönet. Und verziehet die Erhörung, so heißt es anhalten am Gebet, unablässig anklopfen an die Gnadentüre, wie das Kananäische Weib tat. Das kommt uns sauer an. Ach, unsre Seele ist gleich einem Vogel, dem Blei an die Füße gebunden ist; sie erhebt sich erst wohl im raschen Fluge zu Gott, aber sie vermag sich nicht lange in der Höhe zu erhalten, denn das Gewühl der irdischen Sorgen und Lüste zieht sie bald wieder herab. Und gar oft gleichen wir auch den eigensinnigen Kindern, die lieber trotzen wollen, wenn sie nicht gleich das Erbetene empfangen, als demütig in ihrer Bitte fortzufahren. Der Herr tut, was die Gottesfürchtigen begehren: im Gebet werden sie Eins mit ihm. Im Gebet nimmt ihr Glaube zu und wächset täglich wie ein Baum, der gepflanzet ist an Wasserbächen. Durch das Gebet kommt der heilige Geist in unsere Herzen und machet Wohnung bei uns, dass wir Gott erkennen, seinen Willen tun, in seinem Reiche bleiben. Durch das Gebet verhüten wir die fleischliche Sicherheit, widerstehen der Anfechtung, vertreiben alles Sorgen und Trauern und erlangen die selige Gewissheit, dass unsre Sachen einen glücklichen Ausgang gewinnen.

Gott! gib mir deinen Geist zum Beten,
Zum Beten ohne Unterlass,
Getrost im Glauben hinzutreten,
Wenn ich dein Wort mit Freuden fass',
Und auch im Glauben hinzuknien,
Wenn ich in Furcht und Jammer bin. (Christian Wilhelm Spieker)


Ein rechtes Gebet schlägt an das Herz Gottes, und wer recht vor Gott liegen kann, der wird auch die Herrlichkeit Gottes sehen. Der Herr ist dem Beter unsichtbar nahe, gibt ihm das Gefühl seiner Gnadengegenwart, öffnet Wasserflüsse auf den Höhen und Brunnen mitten auf den Feldern, und verlangt nur eines: dass man ihn mit Ernst anrufe. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Den Gebetsernst erkennt man an den Lebenseindrücken, welche die Seele von Gott erhält, an dem plötzlichen Verschwinden der ganzen sichtbaren Welt, an der Gewalt, welche die Ewigkeit gewinnt, an der tiefen Scham, so irdisch gesinnt zu sein, die Sünde noch so lieb zu haben, noch so zu kleben an Kleinigkeiten und das Gute in Gottes Umgang so gering zu achten. Den Mangel an Gebetsernst erkennt man an der Bedürfnislosigkeit des Herzens, an dem zerstreuten Wesen, an dem Wortemachen ohne Wahrheit und Sehnsucht, an der Abgeschliffenheit des Gewissens, das solch einen erbärmlichen Herzenszustand gar nicht mehr rügt und Alles beim Alten lässt. Wo Ernst ist, da ist auch Fortschritt, und da kann man Gott immer mehr mit Händen greifen; wo es aber nur ein Plappergebet ist, da fällt auch kein Feuer auf das Opfer und man hat nur irgend einen Baal angerufen. Das Reich Gottes stehet nicht in Worten, sondern in Kraft. Wie beten wir? (Friedrich Lobstein)

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