Psalm 141,5

Andachten

Der Gerechte schlage mich freundlich, und strafe mich; das wird mir so wohl tun, als ein Balsam auf meinem Haupt.

Es gehört zur Weisheit von oben, sich sagen zu lassen. Aber die leidige Empfindlichkeit ist schuld, dass schon eine einfache Bemerkung stechen kann, als wäre sie die größte Beleidigung. Man nimmt lieber zehn Komplimente an als eine Schlappe. Auch wenn es ein Gerechter ist, der uns schlägt, und auch dann, wenn er uns freundlich schlägt, so ist der Schlag uns doch immer ein Schlag, und nur selten ein Balsam. Andern die Meinung sagen, das tun wir sehr gern, aber uns selber zwei Worte sagen lassen, das wurmt oft lange. Wie viele Freundschaften sind bittere Feindschaften geworden, weil die beiden Herren eben die Wahrheit nicht ertragen konnten. Aber auch unter Christen ist solch ein Sich sagen lassen eine rare Tugend. Jeder meint, er habe allein das Monopol des Glaubens, und der Andere habe von Ihm zu lernen, und könne seine Bemerkungen sparen. Die Empfindlichkeit kann sich gar sehr verbergen; man versichert sich oft gegenseitig, man sei durch die gemachte Rüge nicht beleidigt worden, obwohl in dem Herzen etwas Steifes, ja, ein ganz ordinärer Ärger sitzen bleibt. Die wahre Bekehrung lässt sich daran erkennen, dass man auch die Zuchtrute ertragen kann. Die brüderliche Zurechtweisung ist eines der wirksamsten Heiligungsmittel. Wer soll uns die Wahrheit sagen? nur Christen können sich das; wer aber sich nichts sagen lässt, dem ist auch nicht zu helfen. Man sehe doch recht fleißig auf Den, der ein so großes Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, und wenn man uns einen Splitter oder einen Balken aus dem Auge ziehen will, sollen wir es immer noch nicht ertragen können? (Friedrich Lobstein)

Predigten

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