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Psalm 137,5

Psalm 137,5

Andachten

Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen (sie erstarre mir). Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich dein nicht gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.
Wie? ihr Kinder Israels! ihr konntet eures Jerusalems, eures Tempels, eures äußern Heiligtums, das doch nur der Schatten der zukünftigen Güter war, konntet es nicht vergessen in fremden Lande; es war eure höchste Freude, euer Herz hing ganz an dem Orte, wo der Herr der Herrlichkeit sich in Wolken und Feuerglanz offenbarte. Ihr wolltet lieber nicht mehr leben, nicht mehr denken und reden können, als Jerusalem vergessen, als nicht davon sprechen. So kann man ein äußeres Heiligtum lieb haben? Und ihr Kinder des Neuen Bundes, die ihr Jerusalem, euren Tempel, euer Heiligtum, eure Bundeslade, die Herrlichkeit und Nähe des Herrn mit euch im Herzen überall herumtraget, ihr solltet weniger daran hängen? Ihr solltet euch weniger freuen; ihr solltet an etwas andrem mehr Freude haben, etwas auf Erden und im Himmel lieber denken können, als Ihn - der in uns wohnen und wandeln, unsers Herzens Herz, unsers Lebens Leben sein will? Er, Er sollte nicht unsre höchste Freude sein? nicht am Abend unser letzter, am Morgen nicht unser erster Gedanke sein? unsere Zunge sollte noch was anders sprechen können, und nicht am Gaumen kleben bleiben, sobald sie von andern lieber spricht als von ihm? Unsre Seele, Herz, Sinn und alle Kräfte sollten nicht an Ihm hängen, der für uns am Kreuze hing, der für uns sich ausschüttete wie Wasser? Sollte denn ein Jude seine steinerne Herrlichkeit mehr lieben können, als wir Christen den lebendigen Gott? Sollte das Gesetz, das nur Fluch und Tod verkündigte, nur Zorn anrichtete, mehr vermögen über die Herzen der Juden, als das Evangelium, das Leben und Seligkeit mitteilt, und Friede bringt, über die Herzen der Christen vermag? Sollte Moses mit den Hörnern und mit dem Stecken tieferen Eindruck machen, als der Heiland mit den Wunden und mit der Salbung seines Geistes? Auf, Brüder! auf! Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt! Die Juden in Babylon müssen uns ja beschämen, und im Gerichte gegen uns auftreten, wenn wir den nicht von ganzer Seele liebten, nicht unablässig und herzlich sein gedächten, der uns geliebt hat, da wir noch Feinde waren, der uns aus lauter Gnade und Liebe zu ihm zog, und nun ewig unsrer Seele alles sein will! (Johannes Evangelista Gossner)


Vergesse ich dein, Jerusalem; so werde meiner Rechten vergessen. Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich deiner nicht gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein.
Hier lernen wir, was eines Christen höchste Freude und Lust sei, nämlich Gott recht erkennen, loben und preisen, und danken, und in der Gesellschaft und Bürgerschaft des himmlischen Jerusalems sein; Freut euch, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind, Luk. 10,20. Dagegen alles, so in der Welt ist, ein Schatten und nichtig und eitles Wesen ist. Die aber ihre Lust an Babylon haben, das ist, an dieser Welt; deren Arbeit, Herrlichkeit und Freude wird wie ein Schatten verschwinden, und die Zunge wird an ihrem Gaumen kleben, das ist, sie werden verstummen müssen an jenem Tage, und sehr erschrecken vor der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Wir haben hier auch einen Trost, dass uns kein Ort, kein Land, kein Tyrann, kein Antichrist, kein Gefängnis, keine Kreatur von Christo und seiner Kirche scheiden kann. Die wahre Kirche ist im Geist und Glauben durch die Liebe in einerlei Hoffnung zusammen gefasst, haben alle himmlische Güter gemein, hangen an Einem Haupte, Christo JEsu, und sind aller Seiner Wohltaten teilhaftig, und sind Bürger und Glieder des himmlischen Jerusalems. (Johann Arnd)


Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen.
So ermunterten sich die Gefangenen Zions, wenn ihr Herz zu gepresst war, oder wenn sie befürchteten, von den Einflüssen der Welt, in der sie lebten, angesteckt zu werden. Jerusalem, wenn ich dein vergesse - das ist der rechte Patriotismus. Wem sein himmlisches Bürgerrecht stets vor der Seele steht, der lässt sich nicht umstricken von den Lüsten dieser Welt. Die Lebenseindrücke von oben sind mächtiger, als Alles, was die Erde uns bieten kann. Wo aber dieses Schmachten nach oben nicht unterhalten wird, da ist auch unsere Tätigkeit nicht mehr die rechte. Vergessen wir Gottes, so vergisst er unserer Rechten. Der Glaube ist eine Kraft Gottes, und das Glaubensleben lässt sich daran erkennen, dass es etwas Frisches, Kräftiges, Weltüberwindendes hat. Leidet aber das verborgene Leben Not, so ist unsere Rechte wie gelähmt; man setzt vielleicht dieselbe Tätigkeit fort, aber es liegt kein Segen darauf, der göttliche Stempel fehlt. Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen. Ein heiliger Schwur! Ja, des Herrn Hand schlage lieber in all' unser Tun, ehe wir es tun in einem profanen Geist, uneingedenk unserer himmlischen Berufung! Lieber arm, krank, einäugig oder verstümmelt an Hand und Fuß, und für Jesu Ehre gelebt, als die angenehmste Lage, wenn wir Jerusalem vergessen sollten. Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, so er Schaden nähme an seiner Seele? Und doch, wie vergesslich ist das Herz, wie muss es immer wieder geweckt und unter das Kreuz gezogen werden! Die sichtbare Welt, in der wir leben, ist so überwältigend, dass man täglich das Gelübde erneuern muss: Jerusalem, wenn ich dein vergesse, so werde meiner Rechten vergessen. (Friedrich Lobstein)

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