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Psalm 125,1

Psalm 125,1

Andachten

Ein merkwürdiger Triumphwagen fährt durch die Zeiten hin. Christus sitzt darauf, mit Dornen gekrönt und mit Schmach beladen, mit Geißeln zerschlagen, mit Blut bespritzt. In der Linken trägt er das Kreuz, in der Rechten die beiden Testamente. Freudig und rüstig haben sich die Apostel in das Joch gespannt, um den Zug zu bewegen; ihnen voraus schreiten die Patriarchen und Propheten. Zu beiden Seiten des Wagens gehen große Scharen der Märtyrer, und neben ihnen die Lehrer der Kirche mit aufgeschlagenen Bibeln. Als Gefolge erblickt man eine unzählige Menge Menschen beiderlei Geschlechts aus verschiedenen Ständen und Völkern, Juden und Heiden, Reiche und Arme, Gelehrte und Ungebildete. Sie alle jubeln und klatschen vor Freude in die Hände. Rings um den Zug aber stehen große Haufen von Feinden, Kaiser und Könige, Fürsten, Weise und Große dieser Welt mit Völkern von allen Zungen, mit Sklaven und Freien, Männern und Frauen; und unter gewaltiger Anstrengung stürmen sie auf die Schar der Frommen ein. Allein mit ihrer Macht ist nichts getan. Die Götzenbilder stürzen und werden zertreten; das Kreuz Christi siegt und führt das Gefängnis gefangen.

Verherrlichter Jesus, verherrliche Dich an unsern Herzen und erfülle an uns das Wort des frommen Sängers: „Die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen, sondern ewiglich bleiben, wie der Berg Zion.“ Lass uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost. Sei um uns und Dein armes Häuflein selbst eine feurige Mauer, schütze uns wider alle Anläufe der Feinde, führe uns von Sieg zu Sieg, und bewahre uns vor Misstrauen und Ungeduld; ja, mache uns durch Deinen Geist Dir immer gefälliger, und dann tue wohl an Zion nach Deiner Gnade; Friede, Glück und Segen sei über Deinem Israel von nun an bis in Ewigkeit. Amen. (Friedrich Arndt)


Diese beiden Psalme (123 und 125) sind Wallfahrtslieder im höheren Chor. Als das Jammerlied, welches die gefangenen Juden an den Wassern von Babylon sangen, verstummt war und sie auszogen aus dem Lande ihrer Knechtschaft, sollen sie auf dem Wege gen Zion diese Pilgerlieder gesungen haben; sie sollen sie ferner auf ihren jährlichen Festzügen begleitet haben nach der Davidsstadt. Jedenfalls sind’s Lieder, mit welchen man sich Trost und Freude auf Pilgerwegen ins Herz singen kann. Sie verkürzen uns des Weges Länge, sie ebnen uns den Weg, sie machen ihn lieblich und breiter, sie rücken uns unser Ziel näher vor Augen. Wir sind, wenn auch Fremdlinge und Pilgrimme, doch zugleich des Herrn Knechte und Mägde, nicht bloß seine Leibeigenen, sondern auch seine Herz- und Seeleigenen. Wohl uns, wenn wir, wie die Knechte und Mägde, auf Seine Hand allezeit sehen; auf diese Hand, die uns winkt und weiset, die uns leitet, lenkt und regiert, die uns schützt und schirmt, die uns aber auch straft und züchtigt, wenn’s Not tut, und uns dadurch heilt und segnet! Ach, diese Hand hat sich am Kreuze für uns durchbohren lassen; diese Hand zerreißt unsere Sündenbande und macht uns von uns selbst, von der Welt und der Sünde los; diese Hand hat uns in der Taufe gesegnet, am Nachtmahlstische gespeist und will uns noch aus dem Tode erretten und gegen die Schrecken des letzten Gerichts uns sicher stellen. Habe Dank, Herr, Herr, dass wir uns allezeit des Besten zu Dir versehen können und es von allen Gläubigen gilt: Sie sehen hinauf, der Vater herab, an Treu und Lieb’ geht ihnen nichts ab, bis sie zusammen kommen. Lass uns denn auch ferner nicht und ziehe Deine Hand nicht von uns ab, sondern trage auch inskünftige Sorge, dass, wenn gleich die Menschen oder der Satan sich wider uns setzen, sie doch an uns zu Schanden und wir aus ihren Zähnen errettet werden. Du wirst es tun; denn unsere Hilfe stehet doch nur einzig und allein in Deinem Namen, Herr, der Du Himmel und Erde gemacht hast. Amen. (Friedrich Arndt)


Welch eine Festung! welch eine Burg! Unbeweglich, unerschütterlich, wie der Berg Zion, auf dem der Tempel und die Burg Davids war; ewig, unzerstörbar, steht der Gott vertrauende Christ - Berge Gottes sind um ihn her, wie um Jerusalem; ja, der Herr, der Herr selbst, der Himmel und Erde hält, ist um ihn her, ist um alle die her, die auf ihn hoffen! Und überdies noch Engel Gottes, die starken Helden, die Gottes Befehle ausrichten, umgeben ihn wie ein verschanztes Lager. Verlassen sich die Feldherren der Erde auf ihre Lager, Festungen und Heere, sollte sich der Christ nicht verlassen auf diese Macht und Güte des Herrn, die ihn von allen Seiten umgibt? sollte er sich fürchten? Welch eine Festung ist also ein Christen-Herz! welch ein Lager, wenn mehrere solcher gläubigen Herzen beisammen sind und gemeinschaftlich beten und ringen? Wie fürchterlich muss es dem Feinde sein! wie unüberwindlich! wie schrecklich der Hölle und allen Kindern der Finsternis. O hätten wir Augen, zu sehen, was den Gläubigen umgibt! wer in ihm ist! Berge würden wir sehen, die keine Macht der Hölle wegheben kann, eine Burg, eine Feste, würden wir sehen, die den Satan zittern macht. Denn in den Gläubigen wohnt der Herr. Wer will den überwältigen? Wer will das Herz, die Festung, überwinden, in der der Höchste wohnt? welche der Allmächtige umgibt? vor der die Engel lagern? Ihr Lieben, wenn euch Furcht anwandeln will, wenn der Satan schrecken, die Feinde drohen wollen, vergesset den nicht, der in euch und der stärker ist, als der in der Welt ist. (1. Johannes 4,4). Vergesset nicht, wer euch umgibt. (Johannes Evangelista Gossner)


Dieser kleine Psalm kann in den Worten des Propheten Jesaja zusammengefasst werden: „Predigt von den Gerechten, dass sie es gut haben; denn sie werden die Frucht ihrer Werke essen. Weh aber den Gottlosen; denn sie haben es übel, und es wird ihnen vergolten werden, wie sie es verdienen“ (Jesaja 5, 10ff). Genau wie im Gesetz und in den Propheten werden uns auch in den Psalmen Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt. (Matthew Henry)


Die auf den HErrn hoffen, die werden nicht fallen, sondern ewiglich bleiben, wie der Berg Zion.

Hier ist des wahren Glaubens Art und Eigenschaft mit seiner Kraft und Frucht beschrieben. Alle Gläubige bleiben in den 5 Graden oder Staffeln zum Heiligtum; das ist, sie bleiben in Christo; sie hangen an Ihm mit ihrem Herzen; setzen auf Ihn alle ihre Hoffnung und Zuversicht; sie weichen nicht von der Lehre Christi ab; sie wandeln in Seinen Fußstapfen: Darum können sie nicht fallen oder irre gehen, weder im Glauben noch im Leben. Sie sind auch beständig und unbeweglich, wie ein Berg, den man weder heben noch tragen kann. Das macht alles die Hoffnung in Gott, und der Glaube an Christum. Denn sie sind gleich dem klugen Manne, der sein Haus auf den Felsen baut, und kann nicht vom Sturmwinde oder Wasserfluten umgestoßen werden. Diese sind es, die auf den rechten Felsen gebaut sind, welche die Pforten der Hölle nicht werden überwältigen. Weil Gott ewig ist, so ist auch der ewig, der in Gott ist, und durch den Glauben mit Gott vereinigt ist. Dagegen aber die, so nicht auf den HErrn hoffen, sondern auf die Welt bauen, und nach der Welt leben, in der alten Geburt und nach dem Fleisch leben, die müssen notwendig fallen und irre gehen im Glauben und im Leben.

Ach, wenn ich Dich, mein Gott, nur habe, nach Erd und Himmel frag ich nicht, nichts ist, das meine Seele labe, als Du, mein Gott, mein Trost und Licht. Rühmt sich die Welt mit ihrer Lust, ohn Dich ist mir kein Trost bewusst. (Johann Arnd)

Predigten

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at/19/psalm_125_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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