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Psalm 119,89

Psalm 119,89

Andachten

HErr, Dein Wort bleibt ewiglich, soweit der Himmel ist; Deine Wahrheit währt für und für.

Ja, mögen Leiden, Zweifel und Sorgen kommen, mögen die Zeiten unsicher, dunkel und gefährlich sein, mögen neue, wunderbare Wahrheiten entdeckt werden, die wir nicht sogleich in Übereinstimmung zu bringen vermögen mit dem, was wir bereits als wahr erkannt haben, dennoch können wir sprechen: „Ich fürchte mich nicht, ob auch die Erde bebte und die Berge mitten ins Meer geworfen würden.“ Denn das Wort Gottes bleibt ewig im Himmel, das ist Jesus Christus selbst, der da ist das Licht der Welt und das Leben der Menschen. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Er sitzt auf dem Thron und richtet recht. „Alles Dinges ist ein Ende,“ sagt David. Alle menschlichen Pläne, Begriffe, Systeme und Lehren veralten, nutzen sich ab und vergehen. Die alte Ordnung weicht und macht Raum dem neuen, doch führt Gott sein Werk hinaus auf manche Art. Denn die Menschen regieren die Welt nicht, Christus regiert sie. Und Sein Gesetz umfasst alle Völker, Länder und Zeiten, und so wunderlich Sein Wirken unseren kurzsichtigen Augen auch scheinen mag, es geht doch alles gut und wird gut gehen. Denn Christus regiert und wird regieren, bis Er alle Feinde zu Seinen Füßen gelegt hat, und Gott ist alles in allem. Amen. (Charles Kingsley)


Herr, dein Wort bleibet ewiglich, so weit der Himmel ist.
Wie die Sonne am Himmel Allen scheint, und die Sterne in der Nacht Allen leuchten, so soll auch das teuerwerte Wort Gottes an allen Menschen ausrichten, wozu es gegeben ist, denn Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. Es ist nicht gebunden an Moria noch an Garizim, sondern es soll verkündigt werden in den Eisgefilden des Nordens, wie in den Sandwüsten des Südens, alle Völker, sie mögen noch vor den Türen der Kirche sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, oder schon seit Jahrhunderten des Lichtes aus Gott sich erfreuen.

Gottes Wort richtet sich an beide Geschlechter. Den Männern stellt es Helden Gottes vor Augen und einen Abraham in seiner Glaubenskraft, einen David in seinem Gebetsgeist, einen Petrus in seinem Feuereifer, einen Paulus in seinem Streitermut, einen Johannes in seiner Hirtenliebe, einen Stephanus in seiner Todesfreudigkeit. Die Weiber sehen in Maria die demütige Gottesmagd, in Magdalena die reuige Büßerin, in Tabea die barmherzige Helferin, in Lydia die empfängliche Hörerin, in Claudia Procula die ernste Mahnerin, in Martha die rastlose Dienerin, in Maria die gläubigstille Jüngerin.

Im Worte Gottes findet jede Altersstufe ihr Vorbild vom Knaben Samuel bis zum greisen Simeon, und für jeden Stand zeigt sich ein Vorbild vom königlichen David bis herab zum armen Lazarus: der Kaufmann und der Krieger, der Landmann und der Künstler, der Bergmann und der Schiffer: Jeder findet sich in der Schrift wieder- und kann für seinen Stand daraus lernen. Von den Zeiten der Erzväter an bis in die Apostelgeschichte hinein wandern wir gleichsam durch einen großen Bildersaal frommer Gestalten und edler Musterbilder, und schauen Alles, was etwa eine Tugend, etwa ein Lob ist.

Und die Männer, die Gott ausgewählt hat, seinen Willen zu predigen und zu schreiben, sie sind aus allen Ständen genommen. Könige auf dem Throne, wie David und Salomo; Fürsten und Heerführer Israels, wie Moses und Samuel; Priester vom Geschlechte Aarons, wie Jeremias und andere Propheten; Leute aus allerlei Volk, wie der Rinderhirt Amos, der Teppichmacher Paulus, der Arzt Lucas und die Fischer vom Galiläischen Meere.

Es ist ein langer, Jahrtausende umfassender Weg, welchen uns die heilige Schrift führt, vom ersten Anfang, der Schöpfung Himmels und der Erde, bis zum letzten Ziele, dem neuen Himmel und der neuen Erde; ein wunderbarer Weg, der uns überall zeigt die Güte, wie den Ernst Gottes, die göttliche Treue und die menschliche Untreue, die göttliche Heiligkeit und die schauerliche Tiefe menschlicher Sünde.

Und doch bilden alle Teile der Schrift vom ersten Buch Mosis bis zur Offenbarung Johannes bei all ihrer Verschiedenheit und Mannichfaltigkeit nur eine Einheit, wo alles Einzelne für sich etwas Besonderes und Herrliches ist, und doch Alles mit einander verbunden ist zu einem Tempel der Wahrheit, in welchem der Herr wohnet und wandelt. Die heilige Schrift gleicht jenem künstlichen Schilde Minervas, in dem der große Künstler Phidias ihr Bild so eingeprägt hatte, das, man es überall sah und man den ganzen Schild hätte zerschlagen müssen, um das Bild zu vernichten.

Kein Buch der Welt schaut so weit zurück in die ferne Vergangenheit, keines so weit hinaus in die verhüllte Zukunft, als das heilige Gottesbuch. Denn was kein menschlich Auge gesehen, und kein menschlich Ohr gehört, - das verkündigt uns das erste Buch der heiligen Schrift - ein Zeugnis aus den Tagen, von welchen Keiner zeugen konnte, als der die Tage geschaffen, - das verkündigt uns das letzte Buch der Bibel - ein Zeugnis aus dem Munde Dessen, der das A und das O ist, der Anfang und das Ende. So heben allein die heiligen Bücher den Schleier, der die ersten Anfänge und den letzten Ausgang aller Kreatur vor dem Auge der menschlichen Erkenntnis zudeckte. So enthüllet uns die Zuschrift aus der Ewigkeit die Geschichte der Erde, die Schöpfung des Menschen, die Seligkeit des Paradieses, das Elend der Sünde, Gottes trostreiche Verheißungen, seine gnädigen Führungen, seine wunderbaren Errettungen, seine schreckenden Drohungen, seine strafenden Heimsuchungen.

Darum soll ein jeder Christ Zeit und Kraft und Gebet daran wenden, dass in Erfüllung gehe, was einst Luther, der teure Gottesmann, gewünscht hat: Dieses Buch muss aller Menschen Zungen, Hände, Augen, Ohren und Herzen erfüllen! „Und selig ist, der da lieset und höret die Worte der Weisen sagen, und behält, was darinnen geschrieben ist.“ (Offb. 1, 3.)

Die Bibel ist der größte Schatz zu nennen;
Herr Gott, dich loben wir!
Doch ist's ein Schatz, den Viele noch nicht kennen;
Herr Gott, wir klagen's dir!
Ach, dass wir mehr und mehr ihn lieb gewännen!
Herr, hilf uns für und für!

Amen! (Christian Wilhelm Spieker)

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