Psalm 119,5
Andachten
O dass mein Leben deine Rechte mit ganzem Ernst hielte!
Es ist nichts schändlicher und ärgerlicher, als ein lauer Christ, der keinen Ernst beweiset, und doch für einen Christen gehalten sein will, doch viel vom Christentum spricht, ohne das wahrhaft christliche Leben mit einem Finger zu berühren. Gott wird solche Menschen ausspeien; denn die Welt nimmt Anlass, das ganze Christentum zu lästern oder sich in ihrem bösen Wesen zu bestärken. Möchten doch solche Menschen lieber Christo und dem Namen Christ ganz entsagen, als sich Christ nennen lassen, und sich doch vom Leben und dem Ernste des wahren Christen lossagen. Wer aber weiß, dass in Christo ein rechtschaffenes Wesen ist, und wirklich sich mit allem Ernste als ein wahrer Christ in Wort und Tat beweiset, der nehme sich auch seiner Brüder mit Ernst an; er versäume nicht, seine Brüder zu ermahnen, zu warnen, zu strafen mit allem Ernst, um Christi willen, dass der Name Gottes und Christi nicht gelästert werde. Vergiss dich aber selber nicht, und lass vorzüglich dein Beispiel und deinen ernsten Wandel in Christo eine Ermahnung und Strafpredigt für andere sein. Die Welt verliert nie den Ernst für ihre Sachen, die doch alle nur zu ihrem Verderben gereichen; und der Christ sollte in seinen ewigen Angelegenheiten und in Gottes heiliger Sache, wovon seine Seligkeit und Christi Ehre abhängt, lau, träge, gleichgültig und lässig sein dürfen? Nein, wer dem Himmelreicht keine Gewalt antut, wird es nicht an sich reißen; Welt, Fleisch und Satan werden es ihm zehnmal aus den Händen schlagen, wenn er es nur mit halbem Ernste anfasst, und nicht mit heldenmütiger Treue ergreifet. (Johannes Evangelista Gossner)