HErr, erquicke mich durch Dein Wort.

Ach Gott, ich bedarf auch oft, dass mein Geist wieder lebendig werde, wie der Geist Jakobs, da ihm die erfreuliche Nachricht gebracht wurde, dass sein Sohn Joseph noch lebe, weil ich auch, wie er, oft in eine niederschlagende Traurigkeit gerate. Auch bedarf ich, dass die Verheißung an mir erfüllt werde: Ich lebe, und ihr sollt auch leben, weil ich auch wie die Apostel unter den Anfechtungen in den Schatten des Todes hineingerate und schwach werde. Wer kann mich aber so beleben oder erquicken als Du, der Du der selige, freundliche und allein mächtige Gott, Licht und Liebe und die Quelle des Lebens bist? HErr, erquicke mich also durch Dein Wort. Ich begehre meine Erquickungen nicht in den Dingen zu suchen, die mir Dein Wort nicht verheißt noch anbietet. Ich verlange keine üppigen Mahlzeiten, Spiele, Scherze, Schauspiele und andere dergleichen Sachen zu meiner Aufmunterung, weil dieselben mir zwar dazu verhelfen könnten, dass ich meines Anliegens eine Zeit lang vergäße, mir aber keinen gründlichen Trost gäben, und meine Seele überdies befleckten. Aber was Dein Wort anbietet, ist wahrhaftig gut, und gibt dem Geist neues Leben. Deine Liebe, o himmlischer Vater, Deine Gnade, HErr Jesu, Dein Trost, o Heiliger Geist, Deine Hilfe zur rechten Zeit, ein von Dir geschenkter Vorschmack des ewigen Lebens erquickt mich gründlich, gibt mir Müden eine neue Kraft, und verwandelt meine Traurigkeit in eine stille Zufriedenheit oder gar in eine Freude. Erquicke mich also HErr durch Dein Wort, damit ich wieder wacker werde zu laufen auf dem Weg Deiner Gebote, und Deinem Willen zu dienen in der Zeit, die Du mir dazu einräumest. Du weißt, dass ich ohne Deine Erquickungen lässige Hände und müde Knie bekäme, und ein träger Unmut bei mir überhand nähme, durch den Dein Name entheiligt würde: darum erquicke mich zur rechten Zeit um Deines Namens willen durch Dein Wort, in welchem unter Anderem verheißen ist: der HErr erhält Alle, die da fallen, und richtet auf Alle, die da niedergeschlagen sind, und wiederum: Er gibt den Müden neue Kraft und Stärke genug den Unvermögenden, und wiederum: wir arme Sünder sollen bei dem Hinzunahen zu dem Gnadenstuhl Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not ist. Erquicke mich durch Dein Wort, wie Du Deine Kinder von Anbeginn der Welt erquickt hast, welche, ob sie gleich frömmer und treuer waren, als ich, doch keinen andern Gott hatten als ich, und keine anderen Verheißungen, als diejenigen, die auch mich armen Sünder angehen. Erquicke mich auf dem Weg meiner Wallfahrt, auf welchem ich bei vielen Anfechtungen auch vieler Erquickungen bedürftig bin, die mir Niemand geben kann als Du. Erquicke mich aber auch bei dem Ausgang meiner Wallfahrt, und verschaffe, dass mich alsdann der Satan nicht sichte, die Not nicht überwältige, und zuletzt der Tod nicht töte, sondern für mich nur eine Auflösung sei, durch welche meine Seele in den Ort der ewigen und völligen Erquickungen, nämlich in den himmlischen Tempel und vor Deinen Thron hin versetzt werde. Da wirst Du mich mit Leben sättigen und mit den Freuden Deines Angesichts erquicken. Da wirst Du alle meine Klagen in Lob und Dank verwandeln und alle Tränen von meinen Augen abwischen. (Magnus Friedrich Roos)