Psalm 115,12
Andachten
“Der Herr ist unser eingedenk gewesen. Er wird uns segnen.“
Ich kann mein Siegel auf den ersten Satz drücken. Könnt ihr es nicht? Ja, Jahwe hat an uns gedacht, für uns gesorgt, uns getröstet, uns befreit und uns geleitet. In allen Fügungen Seiner Vorsehung hat Er an uns gedacht und niemals unsre kleinen Angelegenheiten übersehen. Er ist unsrer „eingedenk“ gewesen - wir sind in Seinen Gedanken gewesen. Und dies unser ganzes Leben lang, ohne eine einzige Unterbrechung. Zu besonderen Zeiten jedoch haben wir dies Denken an uns deutlicher gesehen und möchten uns dieselben jetzt mit überfließender Dankbarkeit ins Gedächtnis zurückrufen. Ja, ja: „Der Herr ist unsrer eingedenk gewesen.“
Der zweite Satz ist ein logischer Schluss aus dem ersten. Da Gott unveränderlich ist, so wird Er fortfahren, unsrer in der Zukunft eingedenk zu sein, wie Er es in der Vergangenheit gewesen ist; und Sein Denken an uns ist dem Segnen gleich. Aber wir haben hier nicht nur den Schluss der Vernunft, sondern die von Gott eingegebene Erklärung: wir haben es auf die Autorität des Heiligen Geistes hin. „Er wird uns segnen.“ Dies bedeutet Großes und Unerforschliches. Gerade die Unbestimmtheit der Verheißung deutet ihren unendlichen Umfang an. Er wird uns auf Seine eigne göttliche Weise segnen und das von Ewigkeit zu Ewigkeit. Möge deshalb ein jeder von uns sagen: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ (Charles Haddon Spurgeon)
Der Herr denkt an uns, und segnet uns.
Der Herr gibt uns so oft Beweise, dass er an uns denkt und uns lebendig nahe ist! Und seine Gedanken sind auch lauter stille Segnungen. Nichts ist stärkender als diese Gewissheit. Schon die Fortdauer unsers Lebens sollte sie uns geben, denn nur seine Güte ist es, dass wir noch nicht gar aus sind; verbirgt er sein Angesicht, so erschrecken wir; nimmt er weg unsern Odem, so vergehen wir und werden wieder zu Staub. Aber nicht die gewöhnlichen alltäglichen Segnungen sind es, die uns auf einmal wieder die Gnadennähe des Herrn kund tun; das Gewohnheitsleben hat uns so abgestumpft! Es gibt Augenblicke, wo die Segnungen des Herrn urplötzlich, wie Blitzstrahlen, in unser Bewusstsein fallen und wo es uns klar wird: Jetzt in diesem Augenblick hat er an mich gedacht und mit mir geredet. Dies ist besonders dann der Fall, wenn er auf einmal sein Wort in uns erweckt und uns ratend, züchtigend, tröstend in demselben vor die Seele tritt. Man befindet sich oft in gewissen Verlegenheiten, denkt vielleicht über dem Sorgengewirre nicht an Gott und auf einmal wird uns ein Spruch zugeschickt, der nicht aus unserm Gedächtnis kam, sondern geradezu von dem h. Geist uns wie zugeworfen wurde. Ein andermal sind wir in einer Versuchung und gleich wird wiederum im himmlischen Cabinet für uns gesorgt und uns eine Wahrung zugeschickt, die uns zum Schild dienen soll; auch dann sehen wir: Der Herr denkt an uns und segnet uns. Oder da tönt es auf einmal in unserm Innern: Fürchte nichts, glaube nur; in Allem überwinden wir weit um des willen, der uns geliebt hat. Klar und deutlich sehen wir dann, dass wir hier auf Erden nicht allein sind, und dass der Herr selber uns begleitet auf allen unsern Tritten und Schritten und unsere Lebensgeister weckt, so oft es Not tut. Wir haben nicht einen Gott, der nur im Allgemeinen für uns sorgt, sondern der alle unsere Haare gezählt hat und der in alle Regungen unsers Herzens eingeht als unser Vater, unser Erlöser, unser Tröster. Und wenn er sich oft so wunderbar kund tut in Augenblicken, wo wir nicht an ihn dachten, wie viel näher und wirksamer würden wir ihn bei uns haben, wenn endlich unser ganzes Herz für ihn gewonnen wäre! (Johann Friedrich Lobstein)