Wohl dem, der barmherzig ist, und gerne leihet.
Weil ein gottesfürchtiges Herz wohl erkennt, dass aus dem Brunnen der Barmherzigkeit Gottes alles Gute von oben herab fließt und quillt, und dass es alles aus derselben ewigen, lebendigen Quelle der Gnaden Gottes. bekommen habe; so macht ihn die Betrachtung der Barmherzigkeit Gottes auch barmherzig. Denn das ist wahre Gottesfurcht, die sich befleißigt, immer mehr und mehr Gott nachzuahmen und Ihm gleich und ähnlich zu werden in göttlichen Tugenden. Darum, wie Gott den Brunnen Seiner Barmherzigkeit ausfließen lässt, dass seiner alle Menschen genießen können; also ein gottesfürchtiges Herz lässt seine Brünnlein auf die Gassen fließen, dass seiner viele genießen können. Wie ist es ein herrlich Ding um einen guten Baum, dessen Früchte viele essen mögen? um einen guten Brunnen, von welchem ihrer viele Wasser schöpfen können? Ach lieber Gott! wie viel Gutes tun uns doch die unvernünftigen Kreaturen, und die Menschenkinder tun einander so wenig Gutes, ja so viel Böses! Das ist dann auch eine Frucht eines guten Herzens: Gerne leihen, d. i. seines Gutes auch andere teilhaftig machen. (Johann Arnd)