Psalm 102,2
Andachten
HErr! erhöre mein Gebet und lass mein Schreien zu Dir kommen, verbirg Dein Antlitz nicht vor mir rc.
Wenn dem Menschen solche Gedanken einfallen, als höre Gott sein Gebet nicht und sei ferne von ihm, so soll er merken, dass es lauter Anfechtungen seien und Schwachheit des Glaubens; darum er nicht auf seine Gedanken, sondern auf Gottes Verheißung sehen soll, und Gott mehr glauben als seinem eigenen Herzen. Davon spricht der Psalm: HErr! höre mein Gebet rc., als wollte er sagen: Ach lieber Gott! mich däucht immer, Du hörest mich nicht, oder Du seiest so ferne von mir, dass mein Schreien nicht kann zu Dir kommen. Ja er spricht ferner: Verbirg dein Antlitz nicht vor mir rc., als wollte er sagen: Mir ist immer leid, ich bin so unwert vor Deinen Augen und so ein großer Sünder, so ein großer Gräuel, dass Du mich nicht magst ansehen, sondern verbirgst Dein Antlitz vor mir rc. Aus welcher Klage wir lernen sollen, dass das Gebet aller Heiligen ohne Anfechtung, ohne Kampf, ohne Schwachheit nicht ist; denn Beten heißt zugleich kämpfen und ringen mit der Welt, mit seinem Fleisch, mit dem Teufel, ja auch wohl mit Gott selbst. Da musst du dich fein in solche Anfechtung schicken und nicht hören, was dir dein Fleisch und Blut, die Welt oder Teufel sagt, sondern was dir Gott sagt.
Abba, lieber Vater, höre, wenn Dein Kind gen Himmel schreit, rette Deines Namens Ehre, denn Du bist voll Gütigkeit, unsre Herzen halten Dir unsers JEsu Namen für. (Johann Arnd)