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Hiob 10,12

Hiob 10,12

Andachten

Leben und Wohltat hast Du an mir getan, und Dein Aufsehen bewahrt meinen Odem.
Nicht nur in guten Tagen, wenn wir gesund, frisch und munter sind, und uns keine innere Anfechtung und keine äußere Not drückt, soll uns das Leben eine teure und schätzbare Gabe Gottes sein, sondern auch alsdann, wenn wir mit Krankheit, Schmerzen, Armut, Verachtung und andern Beschwerden beladen sind, sollen wir jeden Tag, den der weise und allmächtige Erhalter aller Dinge unserer Vorbereitungszeit noch zulegt, für ein kostbares Gnadengeschenkt erkennen.

Schrecklich ist’s, wenn ein Mensch, der übrigens seiner Vernunft mächtig ist, sich vom Unmut über diese und jene verdrießlichen Umstände so sehr überwältigen lässt, dass er des Lebens, das er doch sich selbst nicht geben konnte, sich selbst zu berauben trachtet. Und noch schrecklicher ist’s, wenn Andere, die sich und Anderen bei dem Mangel der Hoffnung eines besseren Lebens lieber ein ewiges Bleiben auf Erden wünschen sollten, gleichwohl den Unsinn derjenigen, die aus Verdruss ihr Leben verkürzen, nicht nur entschuldigen, sondern wohl gar als etwas Edles und Großmütiges vorstellen.

Und wenn man auch nicht so weit verfällt, dass man den Tod gewaltsamer Weise sucht, so hat schon das Verlangen nach dem Sterben insgemein eine sündliche Ungeduld zum Grunde. Wenn ein Mensch noch keine gegründete Versicherung hat, dass er im Stand der Gnade sei, und durch den Glauben an Jesum Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott erlangt habe, so ist’s immer Torheit und Unverstand, sich den Tod zu wünschen; er mag es in der Welt auch noch so übel haben. Denn da dem Menschen gesetzt ist, Einmal zu sterben, danach aber das Gericht; und da nach den Zeugnissen der Heiligen Schrift am jüngsten Tage dereinst einem Jeden vergolten werden wird, wie er gehandelt hat bei Leibesleben, so muss ja doch an der Herzensfassung, womit ich sterbe, unaussprechlich viel gelegen sein. Und dennoch gibt es so Viele, die ohne alle Prüfung ihres inneren Zustandes nach dem Wort Gottes – ja, die bei der offenbarsten Rohheit, Unbußfertigkeit, Unreinigkeit, Feindseligkeit und Verkehrtheit ihres Sinnes und Wandels dennoch zu sterben wünschen, und also des Lebens überdrüssig sind; nur damit sie ihrer Meinung nach dieser und jener Schmerzen, Sorgen, Unruhen und Verdrießlichkeiten los werden mögen. Viele, welche die Erbarmung Gottes mit den demütigsten dringendsten Seufzern anflehen sollten, dass Er sie doch nicht in ihren Sünden wegraffen, sondern ihnen noch Raum zur Buße schenken und ihnen auch die Leiden, die Er ihnen auferlegt hat, dazu segnen wolle, möchten nur gern geschwind ihres gegenwärtigen Leidens los sein, es mag ihrer armen unsterblichen Seele darüber gehen, wie es will. Auch diejenigen, die schon in der Gnade stehen, sollen doch neben dem rechtmäßigen Verlangen nach ihrer Heimat zufrieden sein und Gott danken, wenn Er ihnen Zeit gibt, Gutes zu tun, auf den Geist zu säen, und in der Heiligung fortzufahren. Als Hiob zu Gott sagte: Leben und Wohltat hast Du an mir getan, und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem, so hielt er Ihm gleichsam vor, dass Er sein größter, ja einiger Wohltäter sei, und er also billig erwarten könnte, von Ihm auch in seinem Leiden mit einer wohltätigen Gelindigkeit behandelt zu werden. Es geschah auch, obschon Hiob es nicht alsbald erkannte: der Ausgang aber hat es bewiesen. (Magnus Friedrich Roos)

Predigten

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