1. Samuel 9,21
Andachten
Saul antwortete: Bin ich nicht ein Sohn von Jemini und von den geringsten Stämmen Israels, und mein Geschlecht das kleinste unter allen Geschlechtern der Stämme Benjamins? Warum sagst du denn mir solches? Und da sie hinabgingen von der Höhe zur Stadt, redete Samuel mit Saul auf dem Dache, und standen frühe auf, und da die Morgenröte aufging, rief Samuel den Saul auf dem Dache und sprach: Auf! dass ich dich gehen lasse!
Das war ein guter Anfang seines Königtums, den Saul hier machte: erstlich ein Bekenntnis seiner Kleinheit und geringen Herkunft und sodann das Reden mit Samuel auf dem Söller, in der stillen Einsamkeit, hoch über dem Geräusch der Welt und des Alltages, in der schönsten Beleuchtung von oben, nämlich, da die Morgenröte aufging. Was mögen die Beiden da Alles miteinander verhandelt haben: Saul als williger Hörer, und Samuel als getreuer Haushalter über Gottes Geheimnisse. Das ist denn nun zunächst ein Exempel für Alle, die auf einen hohen Posten berufen sind, wie sie sich zu verhalten haben, um einen guten Anfang zu machen; denn Mancher fährt alsbald hoch einher und denkt bei sich: einen Besseren hätten sie auch nicht finden können als mich, während doch Saul spricht: Warum sagst Du denn mir Solches? - auch sind die Wenigsten willig, sich Etwas sagen zu lassen von Gottes Rat und Gottes Geheimnissen, sondern halten sich selbst für so klug, als brauchten sie nichts Anderes. Aber auch sonst, wer's denn sei, unser Aller Leben bringt Mancherlei mit sich, davor wir stehen, wie Saul vor seinem Königtum, ob es nun wäre ein neu Amt oder Beruf, oder eine Arbeit und Vornehmen, ob's zwischen den vier Wänden geschehe oder öffentlich in der Gemeinde: so soll sich dabei ja Keiner überheben, als wäre er von sich selber Etwas, oder als käm's ihm zu von wegen seiner Abkunft und Familie. Wie sagt St. Paulus? Dass wir tüchtig sind, ist nicht von uns selber, sondern, dass wir tüchtig sind, ist von Gott! und weiter: Von Gottes Gnaden bin ich, das ich bin! Auch soll die einsame Stille im Ober-Gemach, allwo man ein verborgen Plätzchen hat zum Kniebeugen, sehr förderlich fein in allen Fällen; auch empfiehlt sich die schöne Beleuchtung der Morgenröte und wird sich da leicht begeben, dass Morgenstund' hab' Gold im Mund'! (Nikolaus Fries)