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4. Mose 23,9

4. Mose 23,9

Andachten

“Siehe, das Volk wird besonders wohnen.“

Der Spruch ist aus dem Segen Bileams genommen, der fluchen sollte, aber segnen musste. Zu dem Segen, den er aussprach, gehört auch das Wort, Israel werde besonders wohnen, abgesondert von allen heidnischen Völkern um sich her, mit eigener Weise, und unter den besonderen Schutz Gottes gestellt, auch besonderer Offenbarungen teilhaftig. Wirklich wurde auch das Volk in einen eigentümlichen Winkel der Erde versetzt, da es inselartig abgeschlossen von aller übrigen Welt wohnen konnte. Diese Abgeschlossenheit war notwendig, weil die Vermischung mit Heidenvölkern zu viel Kraft der Ansteckung hatte. Ein Gottesvolk wäre nie entstanden, oder hätte sich nie in die Länge halten können, wenn nicht eine solche isolierte Stellung gewesen wäre. Hat's ja selbst da noch Muhe gekostet, den Charakter des Volks, als eines von Heiden unterschiedenen, zu erhalten; und selbst in und nach der salomonischen Zeit, da ein solch herrlicher Tempel da stand, war der Götzendienst vom Lande nie ganz wegzubringen, um dessen willen zuletzt das Volk ganz aus einander gesprengt, ja fast vernichtet wurde. Doch konzentrierte sich's noch einmal am alten Orte, aber bereits anders als früher, nicht mehr so besonders gestellt, namentlich immer unter fremder heidnischer Obrigkeit. Da erschien noch zu rechter Zeit, - denn immer schwieriger hatte sich's für die Zukunft gemacht, - Christus, der Weltheiland, aus der Mitte des Volks. Aus dem später wieder zersprengten, und bis heute zersprengt gebliebenen Volke hätte kein Heiland mehr erstehen können.

Jetzt aber hat das besondere Wohnen für Israel seine Bedeutung verloren. Darum hat's der HErr durch die Geschichte anders gemacht. Israel, seinem Vaterlande ganz fremd geworden, bekommt jetzt in aller Welt ein Bürgerrecht, den Andern gleich; und die Hoffnung für sie, dass sie wieder werden einmal besonders wohnen, wird wohl verloren sein, weil solche Abgeschlossenheit und Besonderheit keine Bedeutung mehr hat.

Der Grundsatz also im Alten Bunde: „Sie müssen besonders wohnen,“ darf nicht ins Neutestamentliche übergetragen werden. Wenn es der Alte Bund erforderte, bis Christus da war, der nur unter einem von der übrigen Welt abgeschlossenen Volke aufkommen konnte, so müssen wir jetzt die ganze Welt als unser Vaterland ansehen, und dürfen uns nirgends fremd fühlen, ohne freilich am fremden Joch mit zu ziehen. Überall ist der Heiland bei uns; und mit einem treuen Herzen bringt man's überall durch, bringt man auch überall für Ihn Früchte, bis endlich die ganze Erde wird Seiner Erkenntnis voll sein.

Zusatz: Sprüche wie den, dass Israel sollte besonders wohnen, auch auf die neutestamentliche Zeit anzuwenden, ist immer verkehrt. Das „besonders Wohnen“ darf im Neuen Bunde nicht als Ideal genommen werden, indem darin eine Selbstsucht und eine Eigenliebe läge, die sich mit der Einheit des Gottesreichs auf Erden unter allen Völkern und mit der Gemeinschaft der Heiligen, wie sie unser Glaubensbekenntnis ausspricht, nicht vertrüge. Wir, ich meine die Gläubigen, müssen im neuen Bunde mitten unter alle Völker zerstreut erscheinen, nie eigentlich abgeschlossen oder separiert, wohl etwa konzentriert in größeren und kleineren Punkten, aber nie abgeschlossen, nie isoliert sein. Solches kann jetzt um so leichter sein, weil die Kraft des Evangeliums eine andere ist als der Buchstaben des Alten Bundes. Christen können, wenn sie nur redlich sind, unter allen Verhältnissen, also auch unter allen Völkern und Regierungen und staatlichen Einrichtungen, wo ein Gewissenszwang von außen ihnen nicht im Wege steht, ihr Kleinod bewahren, und sich fest halten, ja nicht nur das, sondern sich auch ausbreiten, ohne das es ihnen nicht wohl sein kann, sie vielmehr in der Regel verfallen. Es kostet wohl Kampf, mitten unter den Verhältnissen der Welt sein Gutes zu bewahren, aber, - nur ein redliches Herz, dann geht’s! Bei der Isoliertheit sind große Gefahren; und es ließe sich nachweisen, dass Christen, die sich völlig abschließen und auf diese Weise ein rechtes Gottesleben führen wollen, - es gilt das auch von einer zu weit getriebenen Abgeschlossenheit von der Welt, - viel mehr Versuchungen ausgesetzt sind als die, welche wie Schafe sich mitten unter die Wölfe stellen lassen. (Christoph Blumhardt)

Siehe, das Volk wird besonders wohnen, und nicht unter die Heiden gerechnet werden.

Wer wollte wünschen, unter den Heiden zu wohnen und unter sie gezählt zu werden? Sogar die sich so nennende Kirche ist derartig, dass es sehr schwierig ist, innerhalb ihrer Grenzen dem Herrn völlig zu folgen. Es ist in ihr ein solches Gemenge und Gemisch, dass man oft nach einer „Wohnung in der weiten Wüste“ seufzt.

Gewiss ist es, dass der Herr will, sein Volk solle einen von der Welt abgesonderten Pfad verfolgen und entschieden und deutlich von ihr ausgehen. Wir sind durch Gottes Ratschlag, durch sein Erkaufen und Berufen ausgesondert, und unsre innere Erfahrung macht uns sehr verschieden von den Weltmenschen; deshalb ist unser Platz nicht auf dem Markt der Eitelkeit, noch in der Stadt des Verderbens, sondern auf dem schmalen Wege, wo alle wahren Pilger ihrem Herrn folgen müssen.

Das mag uns nicht nur mit der Kälte und dem Hohn der Welt aussöhnen, sondern uns dies sogar mit Vergnügen annehmen lassen, als etwas, das zu unsrem Anteil am Bunde gehört. Unsre Namen sind nicht in demselben Buch, wir sind nicht von demselben Samen, wir sind nicht nach demselben Orte bestimmt, vertrauen auch nicht auf denselben Führer, deshalb ist es gut, dass die nicht von ihrer Zahl sind. Mögen wir nur in der Zahl der Erlösten gefunden werden, dann sind wir es zufrieden, seltsam und einsam zu sein bis zum Ende des Kapitels. (Charles Haddon Spurgeon)

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