2. Mose 3,2
Andachten
Und der Engel des Herrn erschien Mose in einer feurigen Flamme aus dem Busche. Und er sah, dass der Busch mit Feuer brannte, und ward doch nicht verzehrt. - Und Gott sprach: Tritt nicht herzu, ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, da du auf stehst, ist ein heilig Land. - Und Mose verhüllte sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
In der Einsamkeit wird Moses berufen, in der Wüste mit ihrem großen Schweigen. In der Stille wirst du wiedergeboren zum Kinde Gottes. Geh hin, mein Volk, verbirg dich in deine Kammer, mahnt des Herrn Wort. In die Stille, zur Sammlung und Selbstbesinnung soll dich der Sonntag führen, damit der Herr dir erscheinen kann. Die Kirche und der Altar, die Gräber draußen auf dem Friedhof, die Stätte hier im Hause, wo du mit den Deinen betest und Gottes Wort hörst, das Alles ist heiliges Sand, wo dir der Herr erscheinen will. Aber da. mit es dir zum Segen werde, ziehe aus alle Weltgedanken, alles Sorgen, alles stolze, ehrfurchtlose Wesen; tue hinweg alles tote Lippenwerk, alles unwahre Gefühlswert. Bedenke, wer du bist, und bedenke, wer Gott der Herr ist, bis in seinem Sicht alles eitle Selbstgefühl dir vergeht und du zagend rufst: Wer bin ich? Das ist der Anfang aller wahren Erbauung: nicht Erhebung, nicht Aufschwung, sondern tiefe Beugung. Das ist die erste Wirkung des heiligen Feuer, darin der Herr erscheint, dass verzehrt wird alle Eigenheit und Weltseligkeit, und wir geläutert werden von allen Schlacken. Dies Feuer reinigt, aber es zerstört nicht, vielmehr macht es lebendig. Der alte Mensch stirbt, der neue lebt auf, Gottes Reich wird erbaut in der Seele. Denn, wenn die Furcht vor dem Herrn deine Seele gebeugt hat in den Staub, dass auch du dein Angesicht verhüllst vor seiner Herrlichkeit, dann empfängst auch du die Offenbarung seiner Gnade: Ich bin der Gott deines Vaters, dein Gott. Ich will mit dir sein. Dann gehst auch du vom Angesicht des Herrn, vom Tag des Herrn in die alten Kämpfe und die Arbeit der Woche mit Gottes Stärke, im Bewusstsein seiner Berufung: Geh hin, ich will dich senden. (Adolf Clemen)