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1. Mose 8,20

1. Mose 8,20

Andachten

Noah aber baute dem Herrn einen Altar, und nahm von allerlei reinem Vieh, und allerlei reinem Gevögel, und opferte Brandopfer auf dem Altar.

Was soll dein Anfang sein im neuen Jahr, lieber Leser? Gratulieren, spekulieren, philosophieren, diplomatisieren, Höflichkeiten sagen und sich sagen lassen, die Zeitverhältnisse schwarz oder grün anmalen, in trüben Sorgen dich zerquälen oder kühne, luftige Lebenspläne zusammenphantasieren? Wäre es nicht schön und menschenwürdig, wenn wir uns den Noah zum Muster nähmen? Er ist durch die wunderbare Hand Gottes aus dem allgemeinen Verderben und Sterben herausgerettet. Eben jetzt hat er die Arche verlassen und schaut aus den Bergen des armenischen Hochlandes hinein in eine neue Welt und in eine neue Periode seines Lebens; grade wie wir jetzt auch. Der Patriarch aber hat nichts Eiligeres zu tun, als schnell, mit fleißiger Hand einen Altar zu bauen und seinem Gott Opfer zu bringen.

Wie nahe hätte es ihn gelegen, zuerst einmal die Gestalt und den Boden der Erde zu untersuchen und zu prüfen, wie es jetzt, nach so gewaltigen Umwälzungen, mit ihr bestellt sei! Wie nahe hätte es ihm gelegen, sich mit seinen Söhnen auf die Trümmer der alten Welt zu setzen und Zukunftspläne zu schmieden! Oder aber, (da er doch so ein mildgesinnter Mann war,) eine große Totenklage zu halten über den Untergang alles Lebens! Oder aber über die Erhaltung seiner einzigen Person so zu philosophieren, dass er ganz leise das, was Gottes Gnade war, als einen (O, wir verstehen das so meisterlich!) als einen Erfolg seiner Tüchtigkeit und Tugend darzustellen. An das Alles dachte Noah nicht. Seine Trauer versenkt er demütig in die Heiligkeit seines Gottes; die Zukunftspläne kamen später und sie gestalteten sich zu einer wunderbaren Weissagung über die ganze kommende Völkergeschichte (1. Mose 9, 25 ff), der Erdboden wurde auch untersucht und gründlich ausgenutzt, nicht nur, um das tägliche Brot zu gewinnen, sondern auch den Wein, der des Menschen Herz erfreut. Aber „Alles zu seiner Zeit“ und zuerst der Dankaltar, und in dem Dankaltar das demütige Bekenntnis: „Nicht mir, Herr, nicht mir, sondern deinem Namen allein die Ehre; nicht in mir, Herr, nicht in meiner Kraft, Tugend und Tüchtigkeit, sondern in dir allein alle meine Hoffnung und Zukunft!“ So beugte sich Noah in Demut und aus der Demut gewann er freudigen Glaubensmut zu neuem Wert und Leben. Denn es steht nicht nur geschrieben: „Wer Dank opfert, der preiset mich,“ sondern auch: „Das ist der Weg, dass ich ihm zeige mein Heil!“

Ach, dass wir, die wir heute zwar nicht auf dem Ararat, aber doch auf der hohen Warte und Vogelschau stehen, hinauslugend und forschend ins neue Jahr mit seinen Sorgen, Kämpfen, Überraschungen, Enttäuschungen, Tränen, Freuden, Erfolgen, Misserfolgen usw., was Alles im dicken Nebel vor uns liegt, ach, dass wir doch auch damit anfangen wollten, einen Altar zu bauen und uns, mit aller unserer Not, Sünde, Sehnsucht, Sorge, unserem Gotte zu heiligen und in die Arme zu werfen! Dann würde es uns niemals weder an Licht, Trost und Freude, noch an Zucht und Ernst fehlen.

Du lebenslustiger, weltseliger Mann, der du ins neue Jahr hineinstürmst und nichts weißt als neue Projekte, neue Geschäfte, neue Genüsse, ich bitte dich um deiner Seele willen, stehe erst still und baue einen Altar, und fange immer wieder bei diesem Altar, bittend, dankend in Demut und Beugung, deinen Tageslauf an. Anders wirst du wie ein Schifflein ohne Ballast, Kompass und Steuer von den Wellen umhergetrieben werden.

Du schwermütiger, sorgenvoller Geist, der du nach so viel bitteren Erfahrungen weltschmerzlich und mutlos in die Ferne schaust, - der du immer in längst vergangenen Leiden und in den wahrscheinlich kommenden Nöten herumwühlst, ich bitte dich, baue einen Altar! Lerne dich beugen, lerne danken, lerne bitten und flehen. So wird sich deine Wehmut wandeln in Demut, deine Angst und Sorge werden sich in glaubensvolles Anschmiegen an deinen Gott wandeln, und, was auch das kommende Jahr bringen möge, es wird ein Jahr der Gnade für dich werden, da du Gottes Herrlichkeit findest!

Und du stumpfer, gleichgültiger Mensch, dessen höchste Weisheit ist: „Man muss Alles gehen lassen! Die Dinge laufen wie sie müssen und man kann einmal am Weltlauf nichts ändern!“ ich bitte dich, baue einen Altar und suche einmal ernstlich Den, der dich auf zu seinem Bilde und wie ein Vater dich lieben, leiten und ziehen will. Stelle dich fleißig an den Altar und schaue in die Höhe, so wirst du aufwachen und dich selber finden und ergründen und dein Leben wird ein Leben werden wie's eines Menschen würdig ist.

Und nun vollends ihr Selbstgerechten, ihr Hochmütigen, ihr klugen; die ihr Alles besser wisst und könnt und macht wie andere Leute; die ihr immer Recht behalten müsst, immer (trotz alles Geschwätzes von Gnade und Erbarmung Gottes vielleicht!) euch so fein zu beräuchern wisst, ach, wie nötig wäre auch euch der Altar! Da, vor Gott, dem Heiligen, der ins Verborgene schaut, da würdet ihr klein und arm und dumm und tugendlos, um dann in Gottes Licht auf den Weg zur himmlischen Weisheit und Wahrheit, zum himmlischen Frieden und Reichtum zu kommen. Aber o weh, die ich jetzt meine, die denken meist an Nachbarn, Vettern oder Basen!

O wie Wenige, die dem Noah gleich, auf der Grenzscheide des neuen Jahres einen Altar bauen, Gott ihre Gelübde erfüllen, Ihm in der Wahrheit ihr Herz weihen, ihr Leben (Geschäftsleben, Privatleben, häusliches Leben) heiligen, Ihm auch gerne mit ihrer Zeit, ihren Gaben, Mitteln - bitte um Entschuldigung, wenn hier auch vom Geld die Rede ist; es ist das zwar ordinär, aber wegen gewisser ordinärer Eigenschaft des Menschen nicht zu umgehen! also - auch mit ihrem Geld, in seinen Armen und Verlassenen und in den Arbeiten seines Reiches dienen möchten! Ja, ja, daraus, dass die Dank-Altäre fehlen, daraus werden die schwersten Stunden dieses Jahres kommen. Andrerseits unter diesen Altären sprudeln die Quellen der Freude und des Friedens, die durch keinen Jammer der Welt getilgt werden können. Und über solchen Altären wölbt sich auch heute noch, wie vor Alters, der majestätische siebenfarbige Bundesbogen deines Gottes, das lichte Band, das Himmel und Erde zusammenhält. Und tausendmal herrlicher wie dem Noah leuchtet es dir, wenn du das eine Wort: „Jesus“ recht lesen kannst. Psalter und Harfe werden in dir zu wunderseligen Tönen und Harmonien geweckt werden, wenn dein Jesus, der hinter dem Altar steht, dir aus dem Bundesbogen heraus deutet, was das heißt: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr dein Erbarmer.“(Otto Funcke)


Noah aber baute dem Herrn einen Altar und opferte Brandopfer auf dem Altar. V. 21: Und der Herr roch den lieblichen Geruch, und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Same und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Das ist die Erklärung des größten Wunders, welches es gibt zwischen Himmel und Erde. Was ist das? Antwort: die göttliche Geduld und Langmut! es hätte wohl oft, oft wieder eine Sündflut kommen müssen über ganze große Städte, Völker und Länder, wenn nicht damals über Noahs Brandopfer-Altar der Herr es gelobt bei sich selber, dass er hinfort nicht mehr schlagen wolle Alles, was da lebt. So ist es denn seitdem treulich dabei verblieben, dass Same und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht niemals unterbrochen und gestört sind, wird auch nicht geschehen, so lange die Erde steht. Aber, wohlgemerkt, so lange! nicht länger; womit denn deutlich genug gesagt ist: sie werde nicht ewig bestehen, sondern vor Gottes Augen nur eine Weile, denn tausend Jahre sind vor Ihm wie ein Tag. - Das Dichten des menschlichen Herzens ist nun einmal böse von Jugend auf; es wird auch nicht besser durch eine Sündflut, es wird nur anders durch Gnade! und weil hier nun wieder ein Geschlecht ist, das Altäre baut und opfert, also Gott die Ehre gibt und für Gnade empfänglich ist, so soll fortan nicht das Gericht, sondern die Geduld walten. Was soll denn aber mit Denen geschehen, welche die Altäre unterwühlen und umstürzen wollen? die mit ihrem Unglauben und schnödem Menschenwahn Gott trotzen und Hohn sprechen! was soll geschehen mit Denen, welche in Sünden und Lüsten des Fleisches durch Irrtum sich verderben? welche tausendmal gebeten, gewarnt, gelockt, doch nicht wollen! sie werden aufbewahrt zum Gericht des großen Tages Seiner Zukunft! Herr! jetzt noch leben wir in der Zeit, da Deine Geduld uns täglich erscheint! aber wie lange noch? wer weiß das? - o weck' uns auf, treibe, dränge, schrecke uns, dass wir bedenken, wie kurz die Zeit und wie lang die Ewigkeit! (Nikolaus Fries)

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