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1. Mose 4,3

1. Mose 4,3

Andachten

Es begab sich aber, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes; und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde, und von den Fetten.

Das erste Weib ist Mutter geworden! Zum ersten Mal hält eine Mutter ihr Kindlein auf den Armen; zum ersten Mal schaut eine Mutter ihrem Kindlein in die Augen; zum ersten Mal hört sie die Stimme seines Weinens! Als die Erste erlebt Eva alle die hohe Lust, aber auch alle die Ängste, Sorgen und Schmerzen, die einer Mutter mit den Kindlein kommen. O, was mag durch das Herz der Eva geflutet sein von wunderbarer Empfindung, als sie, die wohl wusste, dass sie dem Tode verfallen war, - ja, die so eben noch aus des Todes Angst und Fährlichkeit gerettet war, als sie nun, im Blick auf Kain, ihr Geschlecht als ewig, unsterblich, unermesslich erkannte? - Jetzt erkannte sie, wie Adam sie mit prophetischem Geiste „eine Mutter der Lebendigen“ genannt hatte. Die Wonne und das freudige Siegesgefühl tönt aus den ersten Mutterworten: „Ich habe erworben einen Mann mit Jehovah;“ (das heißt: „durch Hilfe Jehovahs“.) Ach, sie ahnte nicht, dass sie in ihrem ersten Kinde auch den ersten Mörder, ja, den Mörder ihres zweiten Kindes, seines Bruders, umfing. Vielleicht wusste sie überhaupt noch nicht, dass die Macht der Sünde, die in ihr war, auch auf ihre Kinder übergehen werde. Als sie ihren zweiten Sohn ans Herz legte, da hatte sie's wohl schon erkannt. Heiße Muttertränen fielen auf sein Haupt, als sie ihn Habel, das ist: Nichtigkeit, nannte. Denn sie hatte unterdessen durch das Zusammenleben mit Kain („Erwerb“) ausgefunden, dass er nicht nur ihr Fleisch und Blut, sondern auch ihre Sünde als sein Erbteil empfangen habe. Ist das heute noch jeder Mutter ein bitteres Wehe, wie vielmehr der Eva, die es zuerst erfahren und sich obenein sagen musste: Dass überhaupt die Sünde unter uns waltet, das lastet auf meinem Haupt. Ach, sie konnte sie wohl aufnehmen in sich hinein, aber sie konnte ihr keine Grenzen sehen in sich! Wie ein furchtbares Gesetz ergreift sie jetzt Alles, was Mensch heißt, und an ihre Ferse haftet sich der Tod.

Freilich, was wir zunächst an den ersten Menschensöhnen bemerken, ist sehr hoffnungweckend. Nicht nur, dass sie sich, dem Willen Gottes folgsam, in die Geschäfte der Erde geteilt haben, indem der Eine die Pflege und Nutzung der Tiere, der Andere die Bearbeitung des Bodens übernommen hat, nein, wir sehen noch etwas Höheres, Heil Verheißenderes. Kain und Abel bringen Gott Opfer dar, Jeder von dem Segen, den ihm Gott in seiner Arbeit beschieden hatte. Auf der Schwelle aller Menschengeschichte sehen wir Opferfeuer gen Himmel lodern - sehen die ersten Menschen an den ersten Altären betende Hände gen Himmel aufheben.

Wir wollen uns heute dies Bild nicht trüben durch die Betrachtung, dass dieser erste Gottesdienst auch der Anlass zum ersten Morde ist. Auch das ist ja leider nur zu sehr eine Weissagung des Zukünftigen. Die furchtbare Verwirrung und Verderbung, die durch die Sünde auf Erden gekommen sind, werden wohl an keinem Zeichen so offenbar, als daran, dass im Namen des Gottes, der Leben und Liebe ist, Mord und Verfolgung, Leibesmarter und Gewissensdruck durch alle Perioden der Menschengeschichte hindurch Millionen und aber Millionen mal geübt worden sind.

Allein diese Karikatur des Gottesdienstes soll uns die Freude an Dem, was wir hier sehen, - was wir an allen Völkern aller Zonen, aller Zungen, aller Zeiten sehen, nicht verderben. Es ist dem Menschen, der von Gott abgefallen ist, dennoch ein Bedürfnis, Gott zu suchen, sich Gott zu nahen, sein Wohlgefallen zu erstreben. In jedem Opfer und in jedem Gebet wird die Feindschaft zwischen dem Weibessamen und der Schlange (1. Mos. 3, 15) offenbar. Der Mensch, der freiwillig gesündigt hat, er protestiert opfernd und betend gegen seine eigene Sünde, - bekennt sich nicht nur als den Abhängigen, sondern auch als den Schuldigen Gott gegenüber und sucht bei Ihm Vergebung und Sühnung seiner Missetat. Der Mensch, der der Stimme der Schlange folgte, fühlt sich also doch nicht heimisch bei ihr; er kann und will doch nicht ohne Gott sein. Kann er auch durch seine Opfer und Gebete die Gemeinschaft mit Gott nicht erzwingen, so kann er doch sein Hungern und Dürsten nach Gott dadurch aussprechen, kann doch dadurch um Hilfe flehen und bekennen, dass er mit Allem was er ist und hat Gottes Kind und Eigentum sein möchte. Unter allen Völkern der Erde werden fortan die Altäre rauchen, ach, oft mit Menschengebeinen bedeckt! unter allen Völkern der Erde werden wir fortan aufgehobene Hände des Gebetes sehen, - ach, oft sehr unreine Hände, ach, oft Gebete, die vor Gott ein Gräuel sind! Dennoch ist jedes Opfer und jedes Gebet ein Zeugnis, dass Gottes Bild im Menschen wohl verderbt, aber nicht zerstört, dass die Sünde in ihm wohl eine furchtbare Macht, nicht aber sein innerstes Wesen ist. Alle Opfer und Gebete weisen hin nach dem Kreuzesopfer auf Golgatha, dahin, wo der einzige heilige Weibessamen der Schlange den Kopf zertritt auf immer und für das hinsiechende Menschengeschlecht wiederum Leben und unvergängliches Wesen ans Licht bringt.

Nichts ist also menschlicher und menschenwürdiger als dies: Opfer und Gebete vor Gott zu bringen. Aus den Tiefen der Menschennatur ist dieses Bedürfnis geboren. Wer behaupten wollte, er wisse davon nichts, fühle kein Sehnen nach Versöhnung und Gottesgemeinschaft, kein Bedürfnis, Ihm durch die Tat Dank und Anbetung zu beweisen, mit dem ist nicht zu streiten. Entweder er lügt wider sich selbst oder er hat sich durch die Macht der Hölle schon übel zurichten lassen. Wenn wir aber betend Gott nahen, so sollen wir immer vor Augen haben, dass vor ihm nichts gilt als die Hingabe des Herzens; dass alle noch so schönen Worte, alle noch so reichen Gaben nichts sind, wenn nicht darin die lautere Hingabe des eignen Ich's geschieht. Wir wollen aber auch hinzufügen, dass Niemand Gott sein Herz opfern und zugleich geizig sein kann mit seinen Kräften und Erdengütern, wenn es sich darum handelt anderen Gotteskindern zu helfen in ihren Nöten und die Arbeiten des Gottes-Reiches zu fördern und zu pflegen.(Otto Funcke)

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