1. Mose 32,27
Andachten
Jakob antwortete: ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn.
Das nächtliche Ringen Jakobs, welches 1 Mos. 32. beschrieben ist, gehört unter die außerordentlichen Dinge, durch welche Gott lehren wollte, was in der Führung gläubiger Seelen auf dem schmalen Weg gewöhnlicher Weise vorzugehen pflege; denn wenn man dasjenige, was bei diesem Ringen sichtbar und leiblich war, auf die Seite setzt, so ist es nichts Anderes als das anhaltende Beten und Hoffen einer gläubigen Seele, welche Gott Seine heilige Strenge eine Zeit lang fühlen lässt, und dadurch in die Enge treibt und tief demütigt. Jakob hat, wie Hosea K. 12,4.5. sagt, von allen Kräften mit Gott gekämpft. Er hat mit dem Engel (der Gott war) gekämpft und gesiegt; denn er weinte und bat Ihn. Jakob war damals wegen seines Bruders Esau in einem großen Gedränge; da er aber bei Nacht sich von seinen Weibern, Kindern und Herden abgesondert hatte, um genug zu beten, so rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. So kommt zuweilen eine Not zu der andern, eine innerliche zu der äußerlichen, wiewohl diese Not bei dem Jakob auch äußerlich, dabei aber das Bild einer innerlichen Anfechtung war. Der Mann, der mit dem Jakob rang, war Gott, wie Hosea sagt, nämlich das wesentliche Wort, welches hier in einer menschlichen Gestalt erschienen war, und deswegen der Engel oder Gesandte des HErrn genannt wird. Jakob hat Ihn vermutlich zuerst nicht gekannt, sondern überhaupt nur gemeint, es überfalle ihn ein Feind, der ihn töten wolle. Er wehrte sich mit dem Leib, aber auch mit Tränen und mit Flehen. Hier wurde sein Glaube geprüft, ob er sich noch fest an die Verheißung Gottes halte, die 1 Mos. 28,13.14.15. geschrieben steht, und auf die er sich 1 Mos. 32,12. berufen hatte. Weil nun der Glaube Jakobs in der Probe wohl bestand, so ließ Gott, der ihn ohnehin nicht zu töten, sondern nur zu prüfen vorhatte, von ihm ab, und vergönnte ihm die Ehre, der Sieger bei diesem Ringen zu sein. Jakob sah bei dem Schein der Morgenröte das ehrwürdige Angesicht dessen, der mit ihm rang, und erkannte wenigstens damals, dass er eine göttliche Person sei. Diese göttliche Person aber hatte Lust, Sich zu stellen, als ob sie überwunden und schwach sei, und sagte zu Jakob: lass Mich gehen, denn die Morgenröte bricht an; aber er antwortete: ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn. Es war also dem Jakob nicht genug, dem Verderben entronnen zu sein, welches ihm zuerst gedroht ward, sondern er wollte auch noch einen Segen davon tragen, und bat mit einer großen Dreistigkeit um denselben. So mutig war sein Glaube unter dem Ringen geworden! Er bekam auch einen Segen, nämlich den neuen Namen Israel, und mit demselben ohne Zweifel eine neue Glaubenskraft, damit er diesen Namen wahrhaftig führen, und nach der Bedeutung desselben ein Fürst Gottes oder ein siegreicher Glaubensheld sein könnte. Auch wir sollen in schweren Prüfungsstunden mit glauben und Beten anhalten, bis wir einen neuen Segen erlangen. (Magnus Friedrich Roos)
Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. - Und Jakob hieß die Stätte Pniel, denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen. Und als er vor Pniel überkam, ging ihm die Sonne auf.
Dies ist der Tag des Herrn. Segen soll von ihm ausfließen über die ganze Woche. Lasst uns darum in ihn treten mit dem Gebet: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Lasst das an diesem Morgen unser erstes und größtes Anliegen sein: „Nach dir, Herr, verlangt mich. Sage doch, wie heißt du. O Gott, offenbare dich mir. Zeige mir deine Herrlichkeit, und lass mir näher kommen dein Heil.“ Lasst heute unsre Seele sich für den Herrn entscheiden und sprechen: Ich vergesse, was dahinten ist, ich vergesse die Welt und mich selber; ich bin dein, Herr; hilf mir. Lasst uns heute aufs Neue in des Herrn Dienste uns stellen, als seine Jünger, als rechte Gottesstreiter, dass wir in allen Anfechtungen und Versuchungen um seinen Namen uns scharen und für seine Ehre Alles wagen. Lasst uns das echte und rechte Sonntagskleid anziehen, nicht Flitter und Putz, der vergeht, sondern Christi Gerechtigkeit, seine Wahrheit und seine Treue. Dann sind wir die Gesegneten des Herrn; dann lässt er uns sein Angesicht leuchten, und seine Herrlichkeit geht auf über uns. Dann können auch wir heute danken und rühmen: Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen, - können's sprechen, trotz aller Wunden und Gebrechen, die wir noch an uns tragen. Wie dunkel auch die Erde, wie nahe wir auch schon dem Grabe, dann bricht auch uns die Morgenröte an, und die Sonne geht auch uns auf. - hilf uns, O Herr, zu solch heiliger Sonntagsfreude. Lass die Sonne deiner Gnade aufgehen über unsrer Seele. Lass uns von deinem Worte und von deinem Angesichte zurückkehren ins Leben mit seiner Arbeit und seinen Kämpfen als die Gesegneten des Herrn. Amen. (Adolf Clemen)