1. Mose 22,5
Andachten
Und sprach zu seinen Knaben: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich und der Knabe wollen dorthin geben; und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen.
Am Fuß des Berges lässt Abraham seine Begleiter zurück, um allein mit seinem Sorgensohn den Hügel zu erklimmen. Jene Diener waren ihm nur im Äußerlichen behilflich gewesen, konnten ihm aber in der Hauptsache von keinem Nutzen sein. Es gibt Stunden, wo auch wir unsere Lebensbegleiter zurücklassen müssen, um allein unsere Sorgenangelegenheiten mit dem Herrn durchzufechten. Menschen können uns wohl in äußerlichen Dingen und Zuständen ihre Hand reichen, aber die Glaubenskämpfe können sie uns nicht abnehmen. Die Türe ist eng und hat nicht Platz für Zwei nebeneinander; Jeder muss allein durch; der Herr will seine Ehre keinem Andern geben. Man gewöhne sich daher, die Menschen im Notfall entbehren zu können; die persönliche Bekanntschaft mit dem Herrn ist die Hauptsache. Nur Er kann das Herz stärken; was aber von dem Herrn oft fern hält, ist die geistige Trägheit. Das Gebet ist allerdings eine Anstrengung, ja eine gewaltige; aber es gibt auch einen Geist des Gebets, der unserer Schwachheit aufhilft. Dieser unsichtbare Tröster ist jeder kämpfenden Seele nahe, um ihr die Berge aus dem Weg zu heben. Warum hat Christus gesagt: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende? Damit wir auch alle Tage bei ihm seien bis an unser Ende. Und die Lebenslagen gestalten sich ganz anders, wenn wir den Durchbrecher aller Bande bei uns haben, wenn er vorangeht und durchbricht. Da kann man auch den steilsten Berg erklimmen; man weiß: Ich bin nicht allein; Rosse tun's nicht; aber durch Stillesein und Hoffen werde ich stark werden. Dankt man später nicht für solche Lagen, wo man alle Begleiter musste dahinten lassen? Der Herr stellt uns nur darum vor solche Berge, damit wir Ihn mit Händen greifen können. Abraham lässt die Knaben und auch den Esel unten; je mehr Menschentrost wir hinter uns lassen können, je näher kommen wir der wahren Hilfe und je leichter geht sich's. (Friedrich Lobstein)