1. Mose 22,3
Andachten
Abraham stand des Morgens früh auf und ging hin an den Ort, davon ihm Gott gesagt hatte.
Abraham stand des Morgens früh auf, um die größte Glaubens- und Gehorsamstat zu vollbringen, die uns in seinem Leben berichtet wird, um seinen Sohn Isaak zu opfern. Ohne Zweifel schlief noch fast Jedermann in seinem Gehöft, als er am frühen Morgen mit seinem Gott aufstand. Ich bin in meinem Leben vielen Kindern Gottes begegnet und habe die stille Wahrnehmung gemacht, dass die, welche früh aufstehen, um ihrem Gott zu begegnen und mit ihm allein zu sein, zu den geheiligtsten Personen gehören, die ich gesehen habe, und darum auch die gesegnetsten Werkzeuge für andere sind. Manche Christen haben einen kranken Leib, und wer wollte ihnen ein Gesetz machen mit dem früh aufstehen? Bist du noch jung, so weihe deinen Leib deinem Heiland. Gib nicht deine besten Kräfte den bösen Lüsten und Begierden, sondern bewahre deine Gesundheit als ein Kleinod, das dir vom Herrn geschenkt ist. Und dann beherzige das Wort: „Morgenstund hat Gold im Mund.“ Stärke dich täglich früh in Gott und seinem Wort; ziehe Kräfte der Ewigkeit an, und dann gehe im Namen des Herrn an dein Tagewerk, und bleibe den Tag über in der Festung der Gnade Gottes. Dann wirst du viel Frucht bringen für die Ewigkeit. Auch in unserm Leben gibt es Gänge nach Morija, wie bei Abraham; wir können sie nur tun, wenn wir uns im stillen Kämmerlein wappnen mit dem Glaubensgehorsam, der im Heiligtum wächst. Wie nötig sind solche Ermahnungen in unserer Zeit mit ihrem vielen Getriebe!
O, mein Gott! ich habe viel gesündigt durch verkehrte Zeiteinteilung; ich habe oft zu viel gearbeitet und zu wenig gebetet. Vergib mir alle meine Sünden und Torheiten, und segne Du die Gnadenzeit reichlich, die Du mir noch schenken willst. Amen. (Elias Schrenk)
Da stand Abraham des Morgens früh auf, und gürtete seinen Esel, und nahm mit sich zwei Knaben und seinen Sohn Isaak; und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, davon ihm Gott gesagt hatte.
Aufstehen und sich auf den Weg machen, ist besser, als Räsonieren und Aufschiebenwollen. Auf dem Weg selber kommen dann manche Stärkungen und Gnadenzuflüsse, die schon ein Zeichen sind, dass Gott selber mitwandelt nach dem Berg Morija. Auch in den schwersten Führungen haben wir den Trost: Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen; und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Liede. Es ist etwas Wunderbares um die verborgenen Kräfte, die sich während des Gehorsams entwickeln. Abraham macht die Voranstalten zu seiner Reise mit einer Geistesgegenwart, die nicht aus seinem Fleisch und Blut kam: Er fragt nicht links und rechts: Ist es ratsam, dass ich gleich aufbreche? gib mir doch einen guten Gedanken. Weg Menschengedanken! Gott hat geredet, Abraham weiß es und das genügt ihm. Es wird ihn freilich unterwegs manchen Kampf gekostet haben; Gott schenkt auch den Helden im Glauben solche Kämpfe nicht. Wenn der Glaube eine Sache der Empfindungslosigkeit wäre, so wäre er nicht Gottes Werk; Gott will nicht, dass wir unsern Glauben chloroformieren, damit wir des Schmerzgefühls quitt werden, das mit den Glaubenskämpfen untermischt ist; er will nur, dass wir die menschlichen Empfindungen nicht vorherrschen lassen, sondern dass wir sie gefangen nehmen unter den Gehorsam des Glaubens. Abraham war kein Stoiker, und er war ebenso gut Vater, als wir; der Befehl Gottes ging auch ihm durch Mark und Bein, obgleich die Schrift hiervon nichts sagt, denn die Schrift macht zu allen ihren Erzählungen keine Bemerkungen. Aber wenn dem Patriarchen die natürlichen Gedanken wieder kamen, so verscheuchte er sie immer wieder gleich durch die Erinnerung an die Verheißung Gottes: In Isaak sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden. Und diesen Sohn der Verheißung soll Abraham nun opfern? Wie reimt sich jene Verheißung zu diesem Befehl? Antwort: Mache dich, wie Abraham, auf den Weg, und du wirst es erfahren. (Friedrich Lobstein)