Offenbarung 2,5

Andachten

Ich werde dir bald kommen, wo du nicht Buße tust.
Der Engel oder Bischof der Gemeinde zu Ephesus war kein lasterhafter Mann, sondern stand noch in der Gnade, hatte aber doch die erste Liebe verlassen, da doch die Liebe das Bild Gottes in der Seele und gleichsam das Element ist, worin ein Christ schweben soll. Er hatte also die Liebe, worin er zuerst gestanden war, verlassen, und war in ein heftiges, raues und feindseliges Wesen hinein geraten, womit er sich und Anderen zur Last war, und wobei er in der Gefahr stand, die Gnade ganz zu verlieren. Vermutlich war ihm die Geschäftigkeit bei seiner großen Gemeinde, und das Streiten mit den falschen Aposteln und andern bösen Menschen zu einer Versuchung worden, welche ihn nach und nach aus dem heiteren Liebesleben herausrückte. Diesem Mann nun ließ der HErr Jesus schreiben, er solle gedenken, wovon er gefallen sei, und Buße tun, oder seinen Sinn mit Reue ändern, und die ersten Werke wieder tun, welche aus der Liebe geflossen waren. Er drohte ihm zugleich: Ich werde dir bald kommen, und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wo du nicht Buße tust. Der HErr Jesus kommt an Seinem Tage als ein Richter. Er kommt aber einem einzelnen Menschen, oder auch einer Gemeinde, oder einem Land, wenn Er seine richterliche Macht offenbart. Ein solches Kommen nennt die Heilige Schrift auch eine Heimsuchung. Ehe Er so kommt oder heimsucht, spricht Er gleichsam zu dem Menschen: du tust dies und das, und Ich schweige; da meinst du, Ich werde sein wie du, Ich werde dein Tun auch billigen, wie du es billigst. Wenn Er aber kommt, so straft Er, und stellt dem Menschen seine Vergehungen nachdrücklich unter die Augen. Dem Bischof zu Ephesus hätte der Heiland seinen Leuchter von seiner Stätte weggestoßen, wenn er nicht Buße getan hätte, das ist, Er hätte die Herzen der Gläubigen gelenkt, anstatt des rauen und feindseligen Bischofs einen andern Lehrer zu suchen, der im Licht und in der Liebe gestanden wäre, da dann jener zu seiner Schande ein Hirt ohne eine Herde, und von seinem Amt abgesetzt gewesen wäre.

Wir wollen aus dieser ernstlichen Rede Jesu lernen, dass alle Abweichungen von dem ersten Ernst, von der ersten Liebe, von dem ersten Glauben, und überhaupt von dem rechtschaffenen Wesen, worin man zuerst gestanden ist, etwas Großes zu bedeuten haben, gesetzt, dass auch der Rückfall aus der Gnade noch nicht geschehen wäre. Man ist nämlich durch eine solche Abweichung schon von einer guten Stufe, worauf man gestanden war, herabgefallen. Man hat angefangen, fleischlich gesinnt zu sein. Man hat also nötig, seinen Fall zu bedenken, die ersten Werke wieder zu tun, und seinen Sinn zu ändern. Wenn der heilige HErr durch Sein Wort solches Alles zuwege bringen kann, so kostet es zwar einen Seelenschmerz, geht aber noch leicht von statten. Wenn Er aber dem Menschen kommen, und ein strenges Gericht, eine scharfe äußerliche Züchtigung über ihn verhängen muss, so geht’s schwerer her, ja es kann dahin kommen, dass, ob man gleich noch errettet wird, doch ein gewisser Schaden nicht mehr ersetzt werden kann. So hat Ruben seine Erstgeburt verloren, weil er einmal auf seines Vaters Lager gestiegen war, ob er schon noch einen Segen bekam. Lasst uns also bei der völligen Zuversicht, die wir zu unserem HErrn haben dürfen, täglich bedenken, dass Er uns in Seiner Hand halte, folglich uns halten oder wegwerfen könne, und dass Er mitten unter den goldenen Leuchtern, das ist unter den christlichen Gemeinden, wandle, und auf Alles als der Hirt und Bischof der Seelen Acht habe. (Magnus Friedrich Roos)

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