Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe! Selig sind die Toten, die in dem HErrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
(Offenb. 14,13.)
Wir brauchen nicht zu verzagen. Unser Trost ist, dass Christi Vollkommenheit unsere Unvollkommenheit deckt, wo nur Sein Geist uns regiert und Seine Liebe im Herzen lebt. Diesen Geist unseres ganzen Lebens, aus dem wir das Große und das Kleine, das Tun und Lassen, das Arbeiten und und Ruhen, das Essen und Trinken, das Wachen und Schlafen, ob auch unter viel Schwachheit und Unvollkommenheit gelebt und gewirkt haben, den lässt Gott nachfolgen unserer Arbeit dieses Lebens und gibt im Anschauen dieses Geistes die Krone denen, welche die Erscheinung Christi lieb haben. Was auch die scheidende Macht des Todes von uns ablöst, was wir, im Geist lebend, auf den Geist gesät, kann nicht vergehen, sondern trägt die Frucht des ewigen Lebens und macht uns zu Genossen Christi in der Auferstehung des Lebens. Auf diesen Trost hin, und nur auf diesen, wissen wir unsere im HErrn JEsu Entschlafenen selig geborgen. Auf diesen Trost wollen wir selbst fortringen in Christo Jesu, und uns damit stärken, wenn uns der Mut entfallen will, dass wir ruhen werden von unserer Arbeit und unsere Werke uns nachfolgen. O, was wird es sein, wenn wir von diesem Leib des Todes erlöst, von aller Schwachheit, von aller Sünde, von aller Anfechtung und Versuchung der Welt und des Fleisches, von allem Kampf frei, einziehen in die Ruhe nach der Arbeit; wenn nichts mehr zwischen uns und unseren Heiland tritt, wenn alle Bande sich lösen und wir den ganzen Jammer dieses Lebens abwerfen wie ein abgetragenes Kleid; wenn alles Sehnen des Herzens gestillt, und wir in der Gemeinschaft aller Vollendeten dem HErrn ins Angesicht schauen. O, es ist der Mühe und des Kampfes wert. „Wann der HErr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden; dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Dann werden wir sagen: Der HErr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich!“ Zu solcher Freude segne uns der HErr dieses Totenfest! Amen. (Bernhard Kählbrandt)
Selig sind die Toten, die in dem HErrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Es muss an diesem Spruch besonders viel gelegen sein, weil Johannes durch eine Stimme vom Himmel einen ausdrücklichen Befehl bekam, ihn zu schreiben. Diejenigen sterben in dem HErrn, welche als Reben an Ihm den Weinstock haben, oder als Glieder Seines Leibes mit Ihm dem Haupt verbunden sind. Es gibt törichte Leute, welche für ein Kennzeichen der Seligkeit halten, wenn man sanft oder ohne schmerzhafte und langwierige Bewegungen des Leibes stirbt, oder auch den Gebrauch des Verstandes bis ans Ende behält, allein hier gilt das Wort Salomons, Pred. 9,2.: es begegnet Einem wie dem Anderen, dem Gerechten wie dem Gottlosen. Ein Gerechter kann eines sanften oder schmerzlichen Todes sterben: ein Gottloser auch; ein Gerechter kann seine letzten Tage oder Stunden unter dem Gebrauch, oder auch unter der Verwirrung seines Verstandes zubringen: ein Gottloser auch. Es kommt, wenn von der Seligkeit die Rede ist, Alles nur darauf an, dass der Tote in dem HErrn gestorben, oder bei dem Sterben in Christo Jesu erfunden worden sei. Solche sind selig von nun an, wie die himmlische Stimme sagte. Sie waren schon auf der Erde in gewissem Maße selig, folglich sind sei gewisslich auch selig, wenn das Band zwischen ihrem Leib und ihrer Seele getrennt ist, und genießen die Seligkeit von der Zeit dieser Trennung an reichlicher als vorher. Doch ist hier von derjenigen Zeit die Rede, welche durch die Reihe der aufeinanderfolgenden Weissagungen bestimmt wird; denn die himmlische Stimme sagt nicht: von da an, oder von der Zeit des Sterbens an, sondern: von nun an, da dasjenige erfüllt wird, was im vierzehnten Kapitel der Offenbarung Johannis und in den folgenden Kapiteln geweissagt wird. In dieser Zeit, welche schon jetzt ist, entgehen diejenigen, die in dem HErrn sterben, einer schweren Versuchung und einer großen Trübsal, welche von dem Drachen durch das erste und zweite Tier, die Kap. 13. beschrieben sind, auf Erden angerichtet werden, und gelangen dagegen alsbald, oder doch ohne langes Warten, zu der Hochzeit des Lammes, von welcher eine himmlische Stimme Kap. 19,7. sagt, dass sie im Himmel gekommen sei; da dann V. 9. abermals zu dem Johannes gesagt wurde: schreibe: selig sind, die zu dem Abendmahl der Hochzeit des Lammes berufen sind. Von da an geht Alles schnell der Vollendung zu, welche der erwünschte Tag des HErrn mit sich bringen wird. Die himmlische Stimme beschreibt hernach die Seligkeit derer, die in dem HErrn sterben, weiter, indem sie sagt: der Geist, nämlich der Heilige Geist, spricht, dass sie ruhen von ihren Mühseligkeiten. Dieses ist der Anfang der Ruhe Gottes, oder des ewigen Sabbats, wovon Paulus Hebr. 4. handelt. Gleichwie dieses eine gemeine Glückseligkeit derjenigen ist, die zu aller Zeit in dem HErrn gestorben sind: ist also dieses ein besonderes Glück derjenigen, die von nun an so sterben, dass ihre Werke ihnen stracks nachfolgen, und sie auf den Tag des HErrn, vor dem die Hochzeit des Lammes hergeht, nicht lange warten dürfen, folglich den Gnadenlohn für ihre Werke bald empfangen werden. (Magnus Friedrich Roos)