Im 10, Kapitel war Johannes durch eine ihm wohlbekannte Stimme vom Himmel angewiesen worden, aus der Hand jenes starken Engels das geöffnete Büchlein zu nehmen, damit er es recht nach seinem ganzen Inhalt in sich aufnähme. Und da er es aß, war es in seinem Munde süß wie Honig, aber im Bauch grimmte es ihn. So geht es auch uns mit den Wahrheiten der h. Offenbarung und mit dem ganzen Worte Gottes: es ist gar lieblich anzuhören, aber wenn es in unser Wesen und Leben übergehen und recht in Ausübung kommen soll, dann verursacht es manches Grimmen. – Endlich ertönt nun die siebente Posaune und eröffnet die Darstellung alles dessen, was sich noch ereignen soll bis zum Weltgericht. Nach einem Einblick in den Himmel und seinen Lobgesang über die vollkommene Erfüllung aller göttlichen Ratschlüsse erscheint dem Apostel das geistliche Volk Israel oder die Gemeinde des Herrn, als Träger der Verheißung, wie ein Weib in Kindesnöten, bekleidet mit der Sonne der göttlichen Wahrheit, zu seinen Füßen die überwundene Nacht des Heidentums, auf dem Haupte eine königliche Krone mit zwölf Sternen (die zwölf Stämme). Der Feind des Volks Gottes ist der Satan, der mit List und Macht ein Drittel der Sterne, d.h. einen großen Teil der irdischen Herrscher, zu berücken weiß, und es darauf abgesehen hat, Christum selbst zu töten und zu vernichten. Der Sohn Gottes wird aber in den Himmel entrückt, aus dem Stande der Erniedrigung in den der Erhöhung und der Teilnahme an der Macht des Vaters; darauf greift der Satan um so heftiger das Volk Gottes an. Dieser Kampf Satans gegen die christliche Gemeinde ist das Innerste der Weltgeschichte, der Kern- und Mittelpunkt derselben. Angriffe auf die Gemeinde und wundervolle Führungen und Bewahrungen sind auf allen Blättern der Geschichte der Kirche zu lesen. Gottes Volk hat vor Satans Angriffen zwei Adlersflügel, den des Glaubens an Christi Sieg und den der Hoffnung auf seinen eignen zukünftigen Sieg. Auf solchen Flügeln getragen, sind wir doch ernährt, mögen wir auch in der Wüste sein, und haben es unendlich besser als die Welt, ob sie auf grünen Auen ginge. Hallelujah. (Friedrich Arndt)