“So sie entflohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis des HErrn und Heilandes JEsu Christi, werden aber wiederum in denselbigen geflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger geworden, denn das Erste.“
Hier ist uns vorerst gesagt, dass man durch die Erkenntnis des HErrn JEsu Christi dem Unflat der Welt entflohen sei. Ehe man Christum kennt, tappt man wohl in alle Pfützen hinein, und ist's einem nicht wohl, wenn man nicht alles mitmachen kann und darf. Hat man aber den HErrn JEsum kennen gelernt, Seine Hingabe und Aufopferung für die Sünden der Menschen verstanden und schätzen gelernt, dann schämt man sich des Unflats, und merkt man, dass man mit allem Ernst aus dem Unflat sich herauswinden müsse. So reinigt, befreit und heiligt die Erkenntnis JEsu Christi.
Wenn aber hintennach einer wieder ein Gelüste bekommt nach dem Unflat, und tappt nach seiner Lüsternheit wieder hinein in das wüste Zeug der sündigen Welt, so wird er wieder verflochten und überwunden trotz seiner Erkenntnis. Dann heißt es, sei das Letzte ärger geworden, als das Erste. Wie sehr das wahr ist, mögen wir erkennen, wenn wir nur auch den bessern Fall annehmen, da einer nämlich dann immer wieder gerne herauswollte und nimmer kann. Da erscheint nichts schlimmer, als wenn man Erkenntnis Christi und Weltunflat bei sich vermengt hat. Ja, ihr Lieben, da steht es schlimm, bedauerlich schlimm. Denn ein solcher Mensch ist immer fromm und immer gottlos. Er will immer heraus, und bleibt doch immer darin; er weint über sich und seine Sünden, und gibt sich doch, sogar mit einer leichtsinnigen Freude, den Sünden hin. Es ist oft rein gar nichts mit einem solchen Menschen anzufangen, wenn da Gottes Erbarmen nicht hilft. Was man ihn warnt und bittet, ermahnt und bestraft, wirkt nur auf Augenblicke; denn die Gewalt der Lust ist stärker geworden als der Wille des inneren Menschen, wie zur Strafe dafür, dass sein innerer Mensch sich hat freiwillig wieder einknechten lassen. Hat man solch Gemengsel gelernt, ja, dann steht es schlimm, - und es gibt solche Menschen. Da muss man es, wenn man anders noch hoffen darf, einer besonderen Erbarmung Gottes hingeben, welche diese zwei Dinge wieder aus einander bringt.
Doch ist das, wie gesagt, nur der bessere Fall. Wie wird's vollends mit Menschen stehen, bei welchen der Rückfall in den Unflat der Welt selbst das Verlangen nach Umkehr erstickt?- und solche Menschen gibt es auch! Hüten wir uns vor Sünden; denn schauerlich ist die Gefahr, wenn wir „die Sünde wieder herrschen lassen in unserm sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“ (Röm. 6,12). (Christoph Blumhardt)
So sie entflohen sind dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis des HErrn und Heilandes Jesu Christi, werden aber wieder in dieselbe eingeflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger, denn das Erste.
Petrus redet hier von rückfälligen Christen, welche durch die Verführung Anderer gräuliche Leute worden waren, und es ist sehr wahrscheinlich, dass ihre Verführer eben dieselben gewesen seien, wider die auch der Apostel Judas in seinem Brief geeifert hat. Petrus sagt von den Verführten, dass sie einmal dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis unsers HErrn und Heilande Jesu Christi entflohen gewesen seien. Diese Erkenntnis ist also so kräftig, dass sie die Seele treibt und stärkt, diesem Unflat zu entliehen. Man findet in Jesu Gnade und Friede. Man bekommt Licht und Leben durch Ihn. Dadurch wird dann dem Menschen der Unflat, oder das wüste sündliche Wesen der Welt entleidet. Er hasst es, er speit es gleichsam aus, er lässt sich davon reinigen und fliehet es. Ist’s möglich, dass solche Leute wieder in die unreinen Lüste der Welt eingeflochten werden? Ja, es ist möglich, weil es schon oft und auch zur Zeit der Apostel geschehen ist. Gemeiniglich geschieht es nicht plötzlich und auf einmal. Man lässt zuerst nach im Wachen über sich selbst, man wird träg zum Gebet und unterlässt es zuweilen gar, man wird leichtsinnig, und hält sich kleine Ausschweifungen in Worten und Werken zu gut, und entzieht sich durch beständige Zerstreuungen der innerlichen Bestrafung des Heiligen Geistes. Man entzieht sich dem Umgang mit frommen Christen, weil sie zu ernsthaft sind, und weil auf ihrem Umgang eine Schmach liegt, und begibt sich in einen unnötigen und schädlichen Umgang mit eitlen Menschen. Eitle Gedanken, Reden und Bücher werden angenehmer, als das teure werte Wort Gottes, welches man immer seltener und träger hört und liest. Nach und nach verliert man sein innerliches Licht und seine Kraft, und wird in die Unreinigkeit der Welt ganz eingeflochten, sonderlich wenn Verführer dazu kommen, welche auch als Rückfällige den Weg verlassen haben, V. 15., und hernach den albernen Menschen bereden, das genaue Christentum sei ein gesetzliches Wesen, worein sich nur schwache Seelen einspannen lassen; Vieles sei nicht Sünde, was man für Sünde halte; der äußere Mensch könne Vieles tun, woran der innere keinen Anteil nehme, und es gebe eine geheime hohe und tiefe Weisheit, nach welcher man Niemand untertänig sein, V. 10., seinen Gewinn wie Bileam in der Welt suchen, und fleischliche Wollüste ausüben könne, folglich als ein freier Mensch leben dürfe V. 13.14.15.19. Wer nun einer solchen falschen Beredung Gehör gibt, wird freilich ein zerrütteter, verkehrter und unseliger Mensch. Anstatt der Weisheit wandelt er im Irrtum, und anstatt der Freiheit wird er überwunden, und ein Knecht der Sünde. Sein Zustand wird schlimmer, als jener vor seiner Bekehrung gewesen war. Auch ist er jetzt ein gefährlicher Mensch für Andere, weil er dem Christentum, das ihm bekannt ist, auf eine listigere Weise zusetzen kann, als ein Anderer, der es noch nie hat kennen lernen. Ach Gott, lass mich nicht zu Schanden werden, und bewahre mich mit Deiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit! (Magnus Friedrich Roos)