Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
Ich wüsste kaum einen süßeren Befehl als diesen, und besonders ist mir dabei das kleine Wörtlein „alle“ eure Sorgen so gar wichtig; denn nicht bloß die Sorge um unser irdisches Durchkommen will uns oft beschleichen, es hängen sich nicht bloß Sorgen der Nahrung oft an die armen Herzen der Kinder Gottes, sondern sie haben auch allerlei geistliche Dinge, die ihnen Sorge verursachen. Der eigene Seelenzustand macht uns oft bange, besonders wenn wir gewahr werden, dass es mit der Heiligung nicht so vorwärts will als es sollte; da fallen uns oft gar trübe Gedanken ein, wir denken bei uns selbst: ach bist du denn auch wirklich ein Kind Gottes, wirst du auch das Ziel erreichen, wirst du nicht vielleicht dicht vor dem Hafen Schiffbruch leiden? Oft sind es auch Sorgen um andere, die uns teuer sind, um unsere Kinder, um unsere Blutsverwandten, die wir sehen in der Irre laufen.
Von allen derartigen Sorgen hören wir nun hier, dass wir sie nicht dürfen bei uns behalten, wir hätten sonst eine zu schwere Last mit umher zu tragen, sondern dass wir sie auf den Herrn werfen sollen, der für uns sorge. Das ist freilich nicht so leicht, darum steht hier das Wörtlein: „werft“ sie auf ihn. Man merkt diesem Worte an, dass eine gewisse Anstrengung dazu gehört, wie bei einem schweren Stein, den man in die Höhe wirft; aber solch Werfen soll auch nicht in eigener Kraft geschehen; wir würden unsere Sorgen doch nicht hoch genug werfen, wenn wir's auch wagten auf eigene Hand, sondern wir sollen es in der Kraft Jesu tun, ohne den wir nun einmal nichts vermögen, und der in uns mächtig wird, wenn wir ihn darum bitten. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Ja, das hat er bewiesen der treue Gott, dass er gar gründlich sorgt für uns! Schon von Ewigkeit her hat er für uns gesorgt; als er den Fall Adams voraussah, da hat er schon in seinem Herzen Sorge getragen, wie er diesen tiefen Fall des Menschen wieder gut mache; da hat er schon den Heilsrat in Christo Jesu beschlossen, und als die Zeit erfüllt ward, da hat er seinen lieben Sohn gesendet, der gütige Herr! O wie hat er gesorgt für unser Heil, dass es uns auch vollkommen erworben würde, er hat sich's sein eigen Kind bei solcher Sorge kosten lassen! Ich dächte, wer so für uns gesorgt hat, dem könnten wir wohl alles übrige auch anvertrauen; wer ungebeten, schon ehe wir waren, an uns gedacht und uns durch das Blut seines Sohnes den Weg zum Himmel hat bereiten lassen und das Wort und Sakrament gegeben hat als selige Gnadenmittel zur Errettung unserer Seelen, dem könnten wir doch getrost alle unsere Sorgen befehlen, zumal wir mit unseren Sorgen weder für das Leibliche noch für das Geistliche irgend etwas erreichen. Wir können kein Haar unseres Hauptes weiß oder schwarz machen, ob wir noch so sehr darum Sorge trügen; wir können unserer Länge keine Elle zusetzen, ob wir gleich darum sorgten. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteig'ner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Wohlan denn, lasst euch doch diesen gnädigen Befehl des heiligen Geistes recht tief ins Herze dringen, und werft alle eure Sorgen auf diesen für euch treulich sorgenden Gott.
Er wird's machen, Dass die Sachen Gehen, wie es heilsam ist. Lass die Wellen Sich verstellen, Wenn du nur bei Jesu bist! (Gustav Knak.)
Es ist selig und köstlich, dass wir uns unserer Sorgen entledigen können in dem Gefühl: „Er sorgt für mich.“ Lieber Christ! Verunehre deine Jüngerschaft Christi nicht durch dein Sorgen und Grämen; komm, wirf dein Anliegen auf deinen Herrn. Du wankst unter der schweren Last, die dein Vater nicht einmal spüren wird. Was dir wie ein zermalmendes Gewicht vorkommt, ist für Ihn kaum wie ein Stäublein, das in der Waage bleibt. Es ist nichts so köstlich wie
„Still Gott vertrauen
Und auf Ihn schauen.“
Du Kind des Leidens, sei geduldig, Gott hat dich in seiner Weltregierung nicht übersehen. Der die Sperlinge ernährt, gibt auch dir, was du bedarfst. Brüte nicht in zweifelnden und verzweifelnden Gedanken über dein Schicksal; hoffe, ja, hoffe zuversichtlich. Umgürte dich mit den Waffen des Glaubens gegen eine Sturmflut von Trübsal, so wird deine Glaubenszuversicht allem Jammer ein Ende machen. Es ist einer, der für dich sorget. Sein Auge ruht liebend auf dir, sein Herz schlägt voll Mitleid bei deinem Schmerz, und seine allmächtige Hand bringt dir die ersehnte Hilfe entgegen. Die schwärzeste Wolke wird zerrinnen in Regengüsse der Gnade. Die dunkelste Nacht weicht dem klaren Morgen. Wenn du Ihm angehörst, so wird Er deine Wunden verbinden und dein zerbrochenes Herz heilen. Zweifle ob deiner Heimsuchung nicht an seiner Gnade, sondern glaube, dass Er dich in den Zeiten der Trübsal ebenso lieb hat, wie in den Tagen der Wonne. Was für ein heiteres und ruhiges Leben könntest du führen, wenn du dich dem allwaltenden Gott vertrauensvoll hingäbest. Mit einer Handvoll Mehl im Kad und ein wenig Öl im Krug überstand Elias die Hungersnot, und so wirst auch du‘s erfahren. Wenn Gott für dich sorgt, was brauchst du auch noch zu sorgen? Kannst du Ihm deine Seele anvertrauen, warum nicht auch deinen Leib? Er hat sich noch nie geweigert, dir deine Last abzunehmen, noch nie ist Er unter ihrem Gewicht wankend geworden. O, so komme denn, liebe Seele! mach` ein Ende all deiner zaghaften Sorge, und befiehl all dein Anliegen Gott, deinem Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. „Es ist ein köstliches Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen!“ (Charles Haddon Spurgeon)
Er sorget für euch.
Stets wollen die Menschen weiser sein als Gott und alles besser wissen und besser verstehen und besser machen als Er. Nicht nur wissenschaftlich Gebildete, auch ganz einfache Leute treiben es so. Es ist ihnen so, als ob Gott und Sein Wort mit der Neuzeit nicht Schritt zu halten vermögen. Damit setzen sie sich vornehm über die unabänderlichen Gebote des Allerhöchsten hinweg und halten sich so gar nicht für verpflichtet, nach denselben zu fragen und nach ihnen ihr Leben einzurichten. Was hilft uns aber unser Beten und Frommsein, wenn wir dem Herrn nicht gehorchen wollen? O, wie oft muss Er uns widerstehen! Während wir gar ängstlich für unser irdisches Durchkommen besorgt sind, legen wir viel zu wenig Gewicht auf die Sorge für das Heil und den Frieden der Seele und sind gar nicht darauf bedacht, für unsere wahre Zukunft, für die Ewigkeit zu sorgen. Es ist aber ganz gewiss, dass nur der wahrhaft glücklich ist, der völlig dem Herrn lebt, Ihm nur zu gefallen trachtet und nur Ihn zu verherrlichen sucht, dabei aber kein Gewicht legt auf das Bauen seines eigenen Hauses. Der Herr hält Wort, wenn Er sagt: „Suchet zum ersten das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, dann werden euch diese Dinge alle hinzugetan werden.“ Matth. 6, 33. Beständig sucht der Teufel unser Herz von Gott weg und auf das Irdische zu lenken. Damit kommen wir ins Sorgen hinein. Dem Vater im Himmel ist es ein Kleines, Seine Kinder hienieden zu erhalten und ihnen leibliche und geistliche Segnungen zu spenden, wenn sie Ihm nur gehorsam sein wollen. Ist das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit unsere Sorge, so wird uns das Irdische als Beigabe hinzugetan. (Markus Hauser)
“Alle eure Sorgen werfet auf ihn; denn er sorget für euch.“
Unsere Sorge! Schade, dass wir es immer wieder mit diesem Gast zu tun haben! Und diese Sorge tut so, als ob sie mit uns verwandt und verwachsen wäre, als wäre sie berechtigt, bei uns am Tisch zu sitzen und das große Wort zu führen. Wieviel Tränen und Verstimmung hat sie uns nicht schon verursacht! Sollten wir da nicht freudig die Mahnung des Apostels befolgen, der uns so einfach sagt, wie wir sie loswerden können? Sie hat sich in der Adresse geirrt; sie gehört Gott, nicht uns. Wir müssen sie so schnell als möglich fortschicken, und weil sie nicht gutwillig geht, sollen wir sie auf Gott werfen. Werfen und Werfen ist ein Unterschied. Man muss auch richtig treffen. Kehrt sie nach dem ersten Versuch sofort zu uns zurück, dann haben wir schlecht geworfen, Gott nicht getroffen; dann hilft nichts, als sie wieder auf Gott werfen, bis sie mal da an einem Verheißungshaken hängen bleibt. Uns macht sie unglücklich - Gott wird im Nu mit ihr fertig. Wollen wir nicht heute Abend unser Herz dadurch entlasten, dass wir alle unsere Sorge um Geld oder Gesundheit, um Menschen oder Dinge zusammenschnüren in ein Paket und es dann mit unserem Gebet auf Gott werfen!
Ja, mein lieber Vater im Himmel. Meine Sorgen gehören dir! Ich werfe alles, was mich so drückt, auf dich! Behalte es bei dir. Lehr mich das kindliche Vertrauen auf deine sichere starke Hilfe. Ich traue dir und will in solchem Vertrauen fest bleiben. Amen. (Samuel Keller)
Alle eure Sorge werft auf Ihn; denn Er sorgt für euch.
Zu den großen Freuden des ewigen Lebens, worauf wir warten, wird es gehören, dass Gottes Kinder ohne Sorgen leben. Ein Blick auf den lebendigen Gott wird genug sein, dass man um nichts sorge.
Aber hörst du wohl, dass auch schon in diesem Leben Gottes Kinder all ihre Sorge auf Gott werfen sollen? Und ahnst du, welch stilles, tiefes Glück der große Gott uns gönnt, dass wir wie Kinder vor ihm fröhlich sein sollen? Ich höre und sinne und ahne und staune und studiere, dass St. Petrus schreibt: Alle eure Sorge werft auf Ihn; denn Er sorgt für euch.
Sorgen sind Steine auf dem Herzen; sie sind gottlos und sind finstere Wolken, welche mir das Angesicht des allmächtigen gnädigen Gottes verbergen. Sie sind nutzlos, denn ich vermag mit meinen Sorgen nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen. Das weiß ich; aber mein Wissen bannt die Sorge nicht. Da gehen alle meine Sorgen wie meine bösen Freunde vor mir her und um mich herum - die kleinen Sorgen und die großen Sorgen. Ja die großen, schweren Sorgen denn ich muss sterben und muss vor Gott stehen und Seinem wahrhaftigen Gerichte.
Mein Gott, Du sorgst für mich, wie Dein wahrhaftiger Geist spricht: Er sorgt für euch. Du hast für mich gesorgt, ehe ich geboren war. Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen ist, lass mir durch Deinen Geist offenbar werden, dass Dein einiger Sohn ein einmaliges, gültiges, vollkommenes Opfer für mich gebracht hat. Einmaliges, gültiges, vollkommenes Opfer Jesu Christi das versiegle, Du Geist der Herrlichkeit, meinem Geiste, so will ich meine schwerste Sorge um meine Seele und meine Schuld und um meine Ewigkeit am Kreuze Christi niederlegen und in Seinem Grabe verscharren. Du Gott aller Gnade (1 Petr. 5, 10), der Du mir geholfen hast, hilf mir. Meine Augen sehen Jesum an, der meine Sorgen alle und meine Sünden getragen hat; dafür lobe und preise ich Dich, Du Gott meiner Väter. Wie solltest Du mir mit Ihm nicht Alles schenken? Ja schenke mir, mein Vater, was Deinem Kinde ziemt, Vertrauen, wahres Vertrauen, Vertrauen, wenn ich sehe und wenn ich nicht sehe. Gib mir, mein Heiland, der ich nichts habe, wenn Du mir nicht gibst; gib mir die edle Scham der Deinigen darüber, dass sie die Vögel unter dem Himmel ohne Sorgen sehen (Matth. 6, 26) und Dich nicht verstehen konnten, der Du sprichst: seid ihr denn nicht viel mehr, denn sie? Alle alle alle meine Sorgen, nun werfe ich sie auf Dich, Gott, mein Gott. Sind es die Sorgen der Erhaltung und Bewahrung, nimm sie in Deine Hände, Gott mein Schöpfer; sind es Sorgen wegen meines Verdienstes, ich werfe sie auf Dich, Gott, mein Erlöser, der Du mein Verdienst getragen und mir das Leben verdient hast; sind es Sorgen der Heiligung und Vollendung, Herr Gott Heiliger Geist, so schaffe, dass ich geheiligt und vollendet werde. O meine Seele, geh heraus, es ist heller Tag. Am Kreuze ist dein Fürsorger für dich gestorben und im Himmel hat Er Alles in Seinen Händen. Sorgen begraben sei mein Abendopfer und Gott loben mein Morgenopfer. (Theodor Schmalenbach)