Jakobus 5,7

Andachten

Ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde, und ist geduldig darüber, bis er empfängt den Frühregen und Spätregen. Jak. 5, 7.

Gleichwie ein Ackermann nicht nur fleißig sein, sondern auch mit Geduld erwarten muss den göttlichen Segen, nämlich den Frühregen zum Aufgehen des Samens und den Spätregen zur Zeitigung der Frucht, also muss auch ein Lehrmeister und ein Lernender nicht nur Fleiß anwenden, sondern auch mit Geduld den göttlichen Segen erwarten. Es zeigt sich aber der göttliche Segen sowohl im Anfang und Fortgang des Lernens, als auch dass man das, was man gelernt hat, für sich und Andere gebrauchen kann. Es stehen die Fortschritte im Lernen nicht in des Lehrmeisters und der Lernenden Gewalt, wenn sie auch noch so viel Mühe sich geben, und die beste Methode gebraucht wird. Es ist etwas Besonderes um die Geduld, indem man durch selbige vieles ausrichten kann, denn ein Geduldiger ist besser, als ein Starker. Spr. Sal. 16, 32. Man kann im Informieren leichtlich ein Naturalist, oder auch ein Calvinist werden, und zwar ein Naturalist, wenn man meint, es komme alles auf Kunst oder Gewalt an; ein Calvinist, wenn man meint, wer Etwas lernen solle, der lerne Etwas, und wer nichts lernen solle, der lerne auch nichts. Es kann nämlich geschehen, dass man durch Kunst oder Zwang es eine Zeit lang mit Einem im Lernen probiert; wenn es aber sodann nicht gehet, so lässt man es bleiben, und glaubt, er sei nicht dazu geboren. Wer lernt, muss ebenfalls Geduld haben; denn wenn er meint, er müsse eine Sache gleich können, der fangt teils bald dieses, bald jenes an, und teils wird er durch Ungeduld zum Lernen ungeschickt und untüchtig, oder es entleidet ihn gar alles Lernen. Es haben deswegen Lehrende und Lernende immer Aufmunterung nötig, dass sie in der Geduld bleiben und fortmachen und den Mut nicht sinken lassen. (Flattich, Johann Friedrich)


„So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackersmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.“
Es ist leichter, geduldig sein, wenn einem eine bestimmte Grenze gezeigt wird, bis zu der dieses geduldige Warten nur dauern soll. Aber wie der Landmann nichts tun kann, um die Ernte zu beschleunigen - er muss warten, bis sie reif wird -, so sollen wir die köstliche Frucht unserer Arbeit, unseres Lebenswerkes auch mit Geduld erwarten - denn das Ende solchen Wartens wird Freude sein; alles menschliche Zerren und Treiben hilft nichts dazu, sondern kann nur schaden. Möchten doch viele liebe Gläubige unserer Tage diese Lektion lernen, ehe ihre krankhafte Ungeduld viel Unheil angerichtet hat. Im Morgenlande brauchte der Weizen im Herbst einen Regen, damit das von der Sommersglut hart gebrannte Feld gepflügt und besät werden konnte. War der Same gut aufgegangen, musste der Frühjahrsregen kommen; nach demselben wuchs der Halm schnell, und in wenig Monaten konnte die Ernte folgen. Im Geistlichen ist ein Regen niedergegangen zu Pfingsten zur Entstehung der Gemeinde, oder bei deiner Bekehrung; der zweite Regen, den die Ernte noch nötig hat, muss noch kommen. Uns scheint, als ob er schon in Geistesbewegungen einsetzt in aller Welt; an andern Stellen rauscht es, als wollte es sehr regnen!

Herr, ich hör' von gnäd'gen Regen, die du ausgießt mildiglich, Regen, die das Land bewegen - sende Tropfen auch auf mich. Amen. (Samuel Keller)


So seid nun geduldig, lieben Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackersmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis er empfange den Morgenregen und Abendregen. Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen; denn die Zukunft des Herrn ist nahe.

Der Ackersmann weiß, warum er wartet, wenn er Sonntags oder in einer Feierstunde an sein wohlbestelltes Feld tritt und die Frucht gewachsen sieht. Die Frucht wächst, und der Ackersmann wartet nicht vergebens. Die köstlichste aller Früchte, das Reich Gottes, wächst am gewissesten. Sie wächst still, doch stetig. Sie wächst langsam, doch unleugbar. Denn dass dies hin und wieder zu leugnen versucht wird, will nichts bedeuten. Für wen überhaupt kein Reich Gottes da ist, wie sollte er es anfangen, das Reich Gottes wachsen zu sehen? Mauern verwittern. Türme stürzen ein. Kirchen werden baufällig. Die Zeit seht neue an die Stelle der alten. Aber die Kirche, welche der Herr gegründet hat und kein Mensch, wird nicht baufällig. Es wütet die Finsternis wohl gegen ihre Lichtströme. Doch sie verbreiten sich weiter und weiter. In allen Sprachen wandert das Zeugnis Gottes unter die Völker, und eben hiermit lässt der Herr nach seiner Verheißung die Zeit sich erfüllen und das Ende kommen. Die Frühregen sind nicht ausgeblieben. Meinen wir, die Spätregen werden ausbleiben? Durch Gewölke werde Keiner erschreckt! Die Sonne kann ihre Kraft nicht verlieren. Wähne aber niemand, er werde in der Welt das Reich Gottes wachsen sehen, wenn es nicht wächst in seinem Herzen. Der Ackersmann wartet. Um deswillen, dass er säet und pflanzt, wartet er auf die köstliche Frucht. Nichts kann das Warten mehr erleichtern als das Bewusstsein: Du tust das Deine! Doch auch in gar keinem Stück wollen wir dies missverstehen. Der Ackersmann wartet. Allerdings um deswillen, dass er säet und pflanzet, weil er ohne diese Bedingung zu warten kein Recht hätte; aber nicht auf das, was er sät und pflanzt, sondern auf die köstliche Frucht. Nicht also auf sein Werk wartet der Ackersmann, sondern auf das, was die Gnade aus seinem Werke macht, auf den Segen, den sie darein legen wird. So lasset uns warten. Nicht meinen, die Zukunft selbst schaffen zu müssen, schaffen zu können; dann wird das Warten schwer. Es ist nicht anders: Dünkel scheitert immer an der eigenen Ohnmacht. Auf Gott aber warten! Dann wird das Warten leicht. Er lässt die Saat wachsen auf dem Felde. Er lässt die Saat wachsen in den Herzen. Und ist sie reif, so kommen die Schnitter, den Weizen zu sammeln in seine Scheuern. (Johann Heinrich Bernhard Dräseke)

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