Welchen schwur er aber, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, denn den Ungläubigen? Und wir sehen, dass sie nicht haben können hineinkommen um des Unglaubens willen. So lasst uns nun fürchten, dass wir die Verheißung, einzukommen zu seiner Ruhe, nicht versäumen, und unser keiner dahinten bleibe.
„Einkommen zu Seiner Ruhe“, das ist eigentlich aller Menschen tief innerstes Verlangen; danach schreit die Menschenseele, wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser; die Wenigsten verstehen aber ihr eignes Herz mit seinem Schreien, sie sind wie die kranken Kinder, verdrießlich, missmutig, unlustig, und wissen selber nicht, was ihnen fehlt. Selbst die Trotzigsten und Unbändigsten, die sich in die Brust werfen, und tun, als ob sie mit Allem, was Religion und Christentum heißt, längst fertig wären, wenn man sie fragte: Ja, gäbe es nun aber doch eine Ewigkeit, eine selige, himmlische Ruhe in Gott, möchtet ihr denn nicht dazu eingehen? sie würden gewiss nicht „Nein“ sagen. Nur die Bedingungen dazu sind ihrem alten Menschen unleidlich, die Pforte ist zu enge und der Weg zu schmal. Der Hebräerbrief befasst nun alle Hindernisse unter den Unglauben, und tut ganz recht daran, denn der Unglaube ist Ungehorsam, Aufruhr, Empörung gegen den heiligen und gnädigen Gott; der Unglaube ist die tiefinnerste, sittliche Entartung; der Unglaube raubt dem Menschen das letzte Stück seiner Gott-Ähnlichkeit und macht ihn unmenschlich. Man entsetzt sich über ein Kind, das seiner eigenen Mutter ins Angesicht schlägt, und von dem Sohn, der verachtet, dem Vater zu gehorchen, sagt die Schrift, dass die jungen Raben ihm die Augen aushacken sollen. Was tut denn der Unglaube anders wider Gott, unsern Vater im Himmel, und wider die Liebe, welche sich mit Recht noch über die Mutterliebe hinaufstellt! Da mögen wir uns wohl vor Nichts so fürchten, als vor dem Unglauben, dass wir doch ja nicht die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe, versäumen, und unser Keiner dahinten bleibe. Diese Verheißung gilt uns Allen, ja, die Arme unseres Herrn sind weit aufgetan, und Seine Hände winken, und Seine holdseligen Lippen locken! Nun, Lieber, wie viele geliebte Häupter sitzen um Dich her heut' Abend? wohin ziehen die Gedanken Deiner Liebe in die Ferne? Ach, Herr, lass unser Keiner, kein Einziger, dahinten bleiben! (Nikolaus Fries)