Hebräer 13,4

Andachten

Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei Jedermann, und das Ehebett unbefleckt.
Bei keiner Sache hat sich einerseits die falsche Weisheit, und anderseits die fleischliche Freiheit der Menschen deutlicher geoffenbart als bei dem Ehestand. Es hat zu allen Zeiten Leute gegeben, welche verboten haben, ehelich zu werden, freilich nicht Jedermann, weil sie wussten, dass in diesem Fall die Welt ausstürbe, sondern denen, welche nach einer christlichen Vollkommenheit streben, welche Verlobte Gottes sein wollen, welche das Predigtamt verwalten usw. Die Juden dachten freilich nicht so: hingegen bestand ihre falsche Weisheit darin, dass Jeder durch einen Scheidebrief aus einer geringen Veranlassung sich von seinem Ehegatten schied, und dadurch der Unlust, welche sein damaliger Ehestand mit sich führte, ausweichen wollte. Der HErr Jesus eiferte sehr wider diese Scheidebriefe, welche Moses nur auf besondere Fälle um der Herzenshärtigkeit willen gestattet hatte, und verbot sie den Christen im Neuen Testament, bei denen keine Herzenshärtigkeit sein soll, gänzlich. Aber unter den Heiden war der Ehestand so zerrüttet, befleckt, und aus der Ordnung gekommen, dass es schwer war, denselben bei den ersten Christen recht einzurichten, dass Viele eine Scheu davor hatten, und dass deswegen auch die Korinther dem Paulus die Frage vorlegten, ob es ratsam sei, ehelich zu werden? (1 Kor. 7.) Die Apostel, welche wohl verstanden, was zur christlichen Vollkommenheit dienlich sei, nötigten zwar Niemand zum Ehestand, gestanden auch die vorzügliche Bequemlichkeit des ledigen Standes (wenn es sich nämlich wohl schicke, außer der Ehe zu leben, 1 Kor. 7,36.), redeten aber immer ehrerbietig von dem Ehestand, und schrieben den christlichen Eheleuten ihre Pflichten vor. Unter andern Zeugnissen von dieser Art ist auch dieses klar und wichtig: die Ehe soll in Ehren gehalten werden, und das Ehebett unbefleckt. Freilich soll die Ehe in Ehren gehalten werden, weil sie von Gott gestiftet und verordnet worden, und zwar vor dem Sündenfall, da die Menschen noch unschuldig und heilig waren. Bei dem Anbruch des Neuen Testaments tat der HErr Jesus Sein erstes Wunder bei einer Hochzeit, welcher Er als ein Gast beiwohnte. Er ehrte hierdurch den Ehestand auf eine ausnehmende Weise, und gab zu verstehen, dass er sich auch zu der Verfassung seines neutestamentlichen Himmelreichs schicke. Petrus hatte eine Schwieger, folglich auch ein Weib, und da die Apostel, und unter denselben des HErrn Bruder und Kephas, ausgingen, das Evangelium zu predigen, so führten sie ihre Weiber, die gläubige Schwestern waren, umher, wie Paulus, der immer ledig blieb, doch aber behauptete, dass er’s auch so machen dürfte, 1 Kor. 9,5. geschrieben hat. Es werden auch im Neuen Testament den Eheleuten ihre Pflichten vorgeschrieben, und dadurch wird der Ehestand den Christen angepriesen. Es soll aber das Ehebett unbefleckt gehalten werden. Es wird durch den Ehebruch befleckt, und wer dieses tut, soll wissen, dass Gott Hurer und Ehebrecher richten werde. Wie wird Er sie aber richten? So, dass weder die Hurer noch die Ehebrecher das Reich Gottes ererben werden, 1 Kor. 6,9., und dass der Teil der Hurer, folglich auch der Ehebrecher wird in dem Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt. Off. Joh. 21,8. O unzüchtige Christenwelt, was wartet für ein Urteil auf dich! Gott mache einen Jeden durch Seinen Geist tüchtig, den Ehestand heilig und nicht in der Lustseuche zu führen, und in demselben dem Evangelio würdig zu wandeln. Die Wege des HErrn (folglich auch der Weg des Ehestandes) sind richtig, und die Gerechten wandeln darin: aber die Übertreter fallen darin, Hos. 14.10. (Magnus Friedrich Roos)

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